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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weberblatt; Weberdistel; Weberei; Weber, J. J.

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Weber, J. J. - Weberei

Stadt Göttingen führend, vermittelten bei den gleichzeitig angestellten magnetischen, galvanischen und elektromagnetischen Untersuchungen den telegr. Verkehr zwischen dem physik. Institut und dem magnetischen Observatorium der Sternwarte. W. gab in Gemeinschaft mit seinem jüngern Bruder Eduard die Abhandlung über die Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge (Gött. 1836) heraus und gründete 1837 den Magnetischen Verein in Göttingen. Außer Abhandlungen in den von Gauß und W. herausgegebenen «Resultaten aus den Beobachtungen des Magnetischen Vereins 1836‒41» und außer dem dazu gehörigen «Atlas des Erdmagnetismus» (Lpz. 1840) haben W.s elektrodynamische Maßbestimmungen (7 Aufsätze in den «Abhandlungen» der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 1846‒78) eine fundamentale Bedeutung. Die darin aufgestellten absoluten Strommaße hat der Pariser Elektrikerkongreß 1881 mit gewissen Modifikationen auch für die elektrotechnische Praxis adoptiert. Weitere Arbeiten enthalten die «Abhandlungen» der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. W.s «Werke» (6 Bde., Berl. 1892‒94) gab die Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften heraus. - Vgl. Riecke, Wilhelm W. Rede (Gött. 1892); Heinr. Weber, Wilhelm W. Eine Lebensskizze (Berl. 1893).

Weber, J. J., Verlagsbuchhandlung in Leipzig, gegründet 1834 von Joh. Jak. Weber, geb. 3. April 1803 in Basel. Nach Besuch des Gymnasiums fand er seine buchhändlerische Ausbildung in Basel, Genf, Paris, Leipzig und Freiburg i. Br. und gab als Geschäftsführer des Hauses Bossange Père in Leipzig 1833 das «Pfennigmagazin» heraus, worauf er dann in seinem eigenen Geschäft sich durch Pflege der illustr. Litteratur und namentlich durch die «Illustrierte Zeitung» (s. d.) aufs wesentlichste um die Wiederbelebung und Förderung des deutschen Holzschnittes verdient machte. 1867 wurde W. schweiz. Konsul für Sachsen und Thüringen. Er starb 16. März 1880. Das Geschäft wurde anfangs von seinen Söhnen Johannes Weber (geb. 26. Febr. 1839, gest. 9. Nov. 1889), Hermann Weber (geb. 23. Aug. 1842, gest. 19. Okt. 1889) und Dr. Felix Weber (geb. 18. Jan. 1845) gemeinschaftlich fortgeführt, seit 1889 von dem zuletzt Genannten allein. Hervorragende Unternehmungen außer der «Illustrierten Zeitung» sind: der «Illustrierte Kalender» (1855‒81), die «Illustrierten Kriegschroniken» von 1849, 1864, 1866, 1870‒71 und 1876‒78; von Strantz’ «Deutsche Einigungskriege 1864, 1866 und 1870‒71»; die «Illustrierten Katechismen» (Bd. 1‒163, 1851‒97), populäre Kompendien der verschiedensten Zweige des Wissens und Könnens; die «Meisterwerke der Holzschneidekunst» (bis 1896: 18 Bände; Neue Folge 1896 fg.), die «Meisterwerke der christl. Kunst», die «Alpenlandschaften», die «Illustrierten Gesundheitsbücher» (bis 1895:25 Bände), die «Naturwissenschaftliche Bibliothek», die gesammelten dramat. Werke von R. Benedix, Eduard Devrient, Julius Grosse, H. Laube, Rob. Prutz; Werke aus der Geschichte, Litteratur, Naturwissenschaften, Länder- und Völkerkunde, Musik, Sport (besonders Turnen), das «Universallexikon der Kochkunst» (5. Aufl.) u. a. Mit dem Verlagsgeschäft verbunden ist (seit 1858) eine xylogr. Anstalt, seit 1862 auch eine Buchdruckerei. Eine Filiale wurde 1884 in Berlin errichtet. Zahl der beschäftigten Personen etwa 100.

Weberblatt, Rietblatt, s. Weberei.

Weberdistel, s. Dipsacus.

Weberei, das Vereinigen gesponnener Fäden zu parallelflächigen Gebilden, den sog. Zeugen oder Stoffen. Für diese Gewebe (im engern Sinne) kommen gewöhnlich zwei rechtwinklig zu einander liegende Fadensysteme, die Kette, der Zettel oder Aufzug und der Einschlag, Einschuß, Schuß oder Eintrag, zur Vereinigung mittels gegenseitiger Verschränkung, derart, daß das eine Fadensystem (die Kette) nur längs durch das ganze Gebilde hindurchgeht, während die andere Fadengruppe (der Schuß) in der Querrichtung läuft. Der Zusammenhalt beruht auf der Biegungselasticität der Fäden, die durch die Abbiegung derselben erzeugt wird, und der somit hervorgerufenen Reibung.

Die Kette sowohl als der Einschlag verlangt vor dem Verweben verschiedene Vorbereitungsarbeiten, für beide das Spulen, für die Kette außerdem das Scheren, das Schlichten oder Leimen und das Aufbäumen. Die Spulmaschine, die jetzt in allen größern Webereien das von der Hand betriebene Spulrad verdrängt hat, bringt die Garnsträhne auf Spulen und bereitet dadurch die Arbeit des Scherens vor. Auf Tafel: Weberei Ⅰ, Fig. 1, ist eine Kettenspulmaschine dargestellt. Dieselbe wickelt das Garn auf horizontal liegende Spulen, die durch die Berührung mit rotierenden Trommeln gedreht werden. Das nun folgende Scheren bezweckt, die Fäden von den Spulen zu sammeln und parallel nebeneinander liegend auf eine Walze, den Scherbaum, zu bringen. Dazu benutzt man entweder einen großen, aufrecht stehenden oder liegenden Haspel, den Scherrahmen, Schweifrahmen, welcher von Hand gedreht wird, wie Fig. 2 veranschaulicht, oder eine Schermaschine, auch Kettenschermaschine oder Zettelmaschine genannt. Bei dieser wird entweder nur ein Teil der zur Kette gehörigen Fäden auf die volle Baumbreite geschert, wie bei der in Fig. 3 abgebildeten Schermaschine (sog. englisches System), oder es wird sogleich die ganze Kettendichte auf einen Teil der Baumbreite geschert (sog. sächsisches oder Schönherrsches System). Die gescherte Kette wird hierauf geleimt (bei tierischen Rohstoffen) oder geschlichtet (bei vegetabilischen Ketten). Darunter versteht man das Durchtränken des Fadens mit dünnflüssigem Klebmittel (Leim oder Kleister), das nach dem Erhärten den Fäden die erforderliche Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung verleiht. Der Kleister besteht aus Kartoffelmehl oder Weizenmehl (Mehlschlichte) oder aus einer Abkochung von Isländischem Moos (Moosschlichte). Nach dem Leimen wird die Kette getrocknet und dann aufgebäumt, d. h. fest und gleichmäßig auf die hierfür bestimmte Walze des Webstuhls, den Kettenbaum, aufgewickelt. Diese Operation wird in der mechanischen W. mittels der Aufbäummaschine (Fig. 4) ausgeführt. Auf derselben wird die Kette durch ein Gitter, den Teilkamm oder Öffner, in der erforderlichen Breite ausgebreitet. Maschinen, welche das Schlichten und Aufbäumen in einem Durchgang der Fäden besorgen, sind nach Art der in Fig. 6 der Taf. Ⅱ dargestellten Stärk- oder Schlichtmaschine gebaut. Hauptsächlich sind die schottischen Schlichtmaschinen, bei welchen das Trocknen durch heiße Luft und das Parallellegen der Fäden durch Bürsten, und die Sizingmaschinen im Gebrauch, welch letztere das Garn mit dampfgebeizten Trommeln trocknen, nachdem es durch die Schlichte gezogen wurde,