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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wohnungssteuer - Woldemar

Code civil Art. 631, 634; Sächs. Bürgerl. Gsetzb. §. 643; Bayrisches Landr. II, 9, §. 12; Deutsches Bürgerl. Gesetzb. §. 1093 mit §. 1059). Was die Kosten und Lasten des Gebrauchsgegenstandes betrifft, so erstreben die modernen Gesetzgebungen im Anschlusse an das röm. Recht (I, 18 D.: de usu 7,8) eine billige Ausgleichung, welche den Eigentümer nur insoweit heranzieht, als ihm noch ein Ertragsüberschuß verbleibt. (Vgl. Code civil ^[unleserlich] 685, Preuß. Allg. Landr. 1, 21, §. 186, Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §. 640; Österr. §. 508.) Das Deutsche Gesetzbuch verpflichtet den Eigentümer nur bei Vereinbarung (§§. 1093, 1090 Abs. 2,^[unleserlich]).

Das W. ist zu unterscheiden von ^[unleserlich] zu Gunsten des bäuerlichen Auszüglers oder Altenteilers vorkommenden Recht zur Mitbenutzung der Wohnung (Herbergsrecht [s. d.], ^[unleserlich], Besitz, Winkel im Hause). (Vgl. Einführungsgesetz zu Deutschen Bürgerl. Gesetzb. Art. ^[unleserlich].

Wohnungssteuer, s. Gebäudesteuer.

Wohnzimmer, s. Wohnung.

Woischnik, Stadt im Kreis Lublinitz des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, 3 km von der russ. Grenze, hat (1895) 1508 E., darunter ^[unleserlich] Evangelische und 85 Israeliten, Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche. W. ist seit 1454 Stadt.

Woitzko, s. Wojtzko.

Woiwode, s. Wojwoda.

Wojejkow, Alex., russ. Meteorolog, geb. 20. Mai 1842 zu Moskau, studierte meist in Deutschland und wurde später Professor der physik. Geographie an der Universität Petersburg und Präsident der meteorolog. Komission der kaiserlich russ. Geographischen Gesellschaft. Er führte viele wissenschaftliche Reisen aus. Seine Arbeiten sind wesentlich klimatologischer Art, so besonders: "Die Klimate der Erde (2 Bde, Jena) und "Die atmosphärische Cirkulation" (im "Ergänzungsheft zu Petermanns geogr. Mitteilungen, Gotha 1874).

Wojtzko, Woitzko (russ. vojsko), Heer, Armee; insbesondere die kosakischen und andern irregulären Armeekorps Rußlands; z. B. Donisches W., ^[unleserlich] W., Uralisches W., ferner W. ^[unleserlich] Reiterregimenter.

Wojutza, Fluß, s. Vjosa.

Wojwoda, Vojwoda, Woiwode, eigentlich Heerführer, entspricht in den slaw. Sprachen dem deutschen Herzog in seiner ursprünglichen und geschichtlichen Bedeutung. d. h., es war der schon früh von dieser Bezeichnung eines Berufs zu einer dynastischen oder persönlichen Titulatur, welche von slaw. Machthabern, wie z. B. dem poln. hohen Adel vor den Piasten, aber auch von rumän. Fürsten in der Moldau und Walachei geführt wurde. Nachdem Polen ein Königreich geworden war, ging der Titel W. auf die Häupter der Verwaltungsbezirke über, die Wojwodschaften genannt wurden. Wie die alten Herzöge der Deutschen, haben diese Herrn im Kriege mit ihrem Adel zu dem Heere des Königs zu stoßen und im Frieden ihr ^[unleserlich] als Statthalter zu verwalten. Daneben ^[unleserlich] sie Sitz im Reichssenat und bilden die erste Klasse der weltlichen Stände, weshalb auch ihr Titel in der lat. Kanzleisprache mit Palatinus wiedergegeben wurde. In seiner eigentlichen Bedeutung hatte W. sich bei den Südslawen (den Serben und Bulgaren) erhalten; gegenwärtig ist er nur in Montenegro für höhere Würdenträger, Truppenkommandanten und Kreischefs in Gebrauch. In der Türkei ist W. Titel von Polizeichefs.

Wajwodina, slaw. Name des ehem. österr. Kronlandes "Serbische W. und Temeser Banat" (s. Temes, Fluß) in Südungarn.

Wojwodschaften, s. Wojwoda.

Woking, Dorf in der engl. Grafschaft Surrey, wichtiger Knotenpunkt der London- und Southwesternbahn, im Südwesten von London (39 km) am Wey, hat (1891) 9776 E., alte got. Kirche, zwei Zuchthäuser und Blumenzucht. In der Nähe W. Necropolis, Begräbnisplatz für London.

Wola, Dorf, etwa 5 km westlich von Warschau, mit einer russ. griech. Kirche. Unweit desselben war seit 1570 das Wahlfeld, auf welchem die poln. Könige erwählt wurden.

Wolau, preuß. Stadt, s.Wohlau.

Wolbeck, Rheina, s. Rheina-Wolbeck

Wölbgerüste, s. Gerüste.

Wölbung, in der Baukunst soviel wie Bogen (s. d.) oder Gewölbe (s. d.).

Wölchingen, Dorf bei Boxberg (s. d.)

Wolchonskiwald (Wolkonskiwald), wahrscheinlich verderbt aus Wolokowskij, Wolkowskij, Wolkowwald), in Rußland bis ins 18. Jhdt. Name der Wälder und Hügel des Waldaigebirges (s. d.), auf denen die Wolga, Düna und der Dnjepr entspringen. Der Wald, aus dem die Düna entspringt, heißt gegenwärtig der Wolkowiskijwald (Volkoviskij lěs).

Wolchow, Strom im europ. Rußland, 229 km lang, ergießt sich in den Ladogasee und bildet den Hauptabfluß des Ilmensees (s. d.). Als seine eigentlichen Quellflüsse sind die Lowat, Polist und Schelön, welche von der südl. Seite her in den Ilmen fallen, zu betrachten, wodurch der W. ein Flußgebiet von etwa 70 000 qkm gewinnt. Der W. gehört zum Wyschne-Wolozschen Kanalsystem.

Wolcot, John, als Dichter Peter Pindar genannt, geb. im Mai 1738 zu Todbrooke in Devon, widmete sich der Chirurgie und Pharmacie und folgte 1s68 dem Gouverneur Sir Will. Trelawney als Leibarzt nach Jamaika. Hier trat er in den geistlichen Stand und erhielt ein Pfarramt von seinem Gönner. Nach dessen Tode kehrte er nach England zurück, wo er sich zu Truro in Cornwall als Arzt niederließ. 1778 begab er sich nach London und wurde hier bald ein gefürchteter Satiriker. Zuerst griff er die königl. Akademie an, dann den König und die Königin namentlich in der "Lousiad" (1785-95). 1778-1808 schrieb er über 60 poet. Flugschriften. 1795 erhielt er von seinen Buchhändlern eine Leibrente von 250 Pfd. St. jährlich für das Verlagsrecht seiner Schriften, die 1812 in fünf Oktavbänden erschienen. W. erblindete im Alter und starb 14. Jan. 1819 zu Somers-Town.

Woldegk, Stadt in Mecklenburg-Strelitz, an dem Woldegker Stadtsee und der Nebenlinie Blankensee-Strasburg der Mecklenb. Friedr.-Wilhelm-Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neustrelitz); hat (1895) 3330 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. Kirche, Krankenhaus; Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, Zuckerfabrik, Molkerei, Landwirtschaft und Jahrmärkte.

Woldemar, Günther Friedrich, Fürst zur Lippe, geb. 18. April 1824 zu Detmold, erhielt eine sorgfältige Erziehung und trat dann in hannov., später auf einige Jahre in preuß. Militärdienst. Bei Ausbruch des schlesw.-holstein. Krieges kommandierte er als Oberst das fürstl. lippesche Bundesbataillon. Am 9. Nov. 1858 vermählte