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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wolff

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Wolff (Christian, Freiherr von) – Wolff (Kaspar Friedr.)

erstes Bild: Dame, die Laute spielend, vom Gesange eines Kavaliers begleitet. 1868 ging er nach Dresden, um nach den großen Venetianern und van Dyck zu kopieren und siedelte dann 1869 nach München über, wo ihn Graf Schack veranlaßte, für seine Galerie weitere Kopien in Italien zu fertigen. In 10 Jahren schuf W. für Schack 49 Kopien der berühmtesten altital. Meisterwerke. An originalen Kompositionen malte er: Das Gastmahl in Murano, Tizians Garten, Hochzeitszug in Venedig, Die drei Parzen, Balkonscene u. s. w., wovon das meiste für Chicago erworben wurde. 1881 erschien das große Gemälde: Giorgione und Cecilia, 1883 Die Mandolinenspielerin, 1886 Christus und die Ehebrecherin. W. lebt in Venedig.

Wolff, Christian, Freiherr von, s. Wolf.

Wolff, Elisabeth, holländ. Schriftstellerin, s. Bekker, Elisabeth.

Wolff, Emil, Bildhauer, geb. 2. März 1802 zu Berlin, trat im Alter von 15 J. in die Werkstatt seines Oheims Gottfried Schadow. Als dessen ältester Sohn Rudolf in Rom 1822 gestorben war, übernahm W. dessen Werkstatt und unvollendete Aufträge und stellte sich ganz unter Thorwaldsens Einfluß. Mit Ausnahme einiger Besuche Griechenlands und seiner Vaterstadt blieb er nun bis an seinen Tod in Rom, als der letzte und treueste der Klassicisten. Nach der Vollendung von Rudolf Schadows Achilles und Penthesileia entnahm er für seine eigenen Arbeiten seine Motive fast ausschließend der griech. Mythe und dem idealen Genre. Hervorzuheben sind: Der Fischer (1833), Telephus von der Hirschkuh gesäugt, Hebe und Ganymed ( 1834), Thetis bringt dem Achilles die Waffen (1835), Amor mit der Keule und Löwenhaut des Hercules (1836), eine Amazonengruppe (1837) und Prometheus mit dem Feuer im Rohr (1844 für den König von Preußen in Marmor gearbeitet). Es folgte dann 1846 eine der acht Gruppen für die Schloßbrücke in Berlin (Nike, den Knaben auf die Helden der Geschichte hinweisend), Die Tochter des Nereus (für den Herzog von Leuchtenberg). Bei Gelegenheit der wieder auftauchenden Frage der Polychromie in der Plastik machte W. einen Versuch mit einer Figur, die fast ganz mit einem Bronzegewand bekleidet ist (1853). Für Kaiser Nikolaus Ⅰ. lieferte er: Achilles am Grabe des Patroklus (1854), für die Sammlung des Konsuls Wagener: Römerin ihren Ohrschmuck dem Vaterlande opfernd (1857); es folgten Jephtha und seine Tochter (Marmorgruppe, 1858), Psyche nach Amors Flucht, Penelope, den Freiern das Gewand zeigend, Circe (1864), Judith (1868; Nationalgalerie zu Berlin). Zu seinen besten Büsten gehören die von Thorwaldsen, Niebuhr, Bunsen und Mitgliedern des engl. Königshauses. W. wurde 1871 Direktor der Akademie von San Luca und starb 29. Sept. 1879 in Rom.

Wolff (spr. wulf), Sir Henry Drummond, engl. Politiker und Diplomat, geb. 12. Okt. 1830 auf Malta, trat 1840 ^[richtig: 1846] in das Auswärtige Amt, war 1852‒58 Gesandtschaftsattaché in Florenz, begleitete 1856 den Grafen von Westmoreland auf einer Sendung nach Belgien, wurde 1858 Privatsekretär Lord Malmesburys, des Staatssekretärs des Auswärtigen, und 1859‒64 Sekretär des Gouverneurs der Ionischen Inseln. 1874 trat er als Konservativer ins Unterhaus und zeigte sich als eifriger Vorkämpfer der orient. Politik Lord Beaconfields. 1878 ernannte ihn dieser zum engl. Bevollmächtigten bei der internationalen Kommission, die mit der Regelung der für Ostrumelien gewährleisteten autonomen Verfassung beauftragt war. Seit 1880 war er im Parlament ein eifriges Mitglied der von Lord Randolph Churchill gegründeten Vierten Partei (s. d.). Im Juni 1885 sandte Lord Salisbury W. als Specialkommissar nach Konstantinopel, um mit der Pforte über die Regelung der ägypt. Angelegenheiten zu verhandeln. Später ging er zu demselben Zwecke nach Ägypten, wo ihn Gladstone bei seinem Amtsantritt 1886 beließ; im Jan. 1887 wurde er als außerordentlicher Bevollmächtigter nach Konstantinopel geschickt, um die Frage der künftigen Stellung Ägyptens zu regeln, im Jan. 1888 erhielt er den Gesandtenposten in Persien, 1891 den in Rumänien, 1892 den Botschafterposten in Spanien. Als Schriftsteller ist W. mit einem Buch über «The residence of the first Napoleon in Elba», einer Übersetzung von Lesseps’ Werk über den Sueskanal sowie mehrern Flugschriften über die Orientalische Frage und das engl. Kolonialreich vor die Öffentlichkeit getreten. Seine Erinnerungen veröffentlichte er u. d. T. «Some notes of the past» (Lond. 1893).

Wolff, Julius, Dichter, geb. 16. Sept. 1834 zu Quedlinburg, studierte in Berlin Philosophie und Litteraturwissenschaft und übernahm, nachdem er sich praktisch und auf Reisen technisch vorbereitet hatte, die Leitung der Tuchfabrik seines Vaters. Nachdem ihn die Ungunst der Verhältnisse genötigt hatte, von dieser Stellung zurückzutreten, gründete er 1869 die «Harzzeitung», von deren Redaktion er jedoch im Juli 1870 zurücktrat, um den Krieg mitzumachen, den er in dem Cyklus von Kriegsliedern «Aus dem Felde» (Berl. 1871; 3. Aufl. 1896) verherrlichte und nach dessen Beendigung er nach Berlin und später nach Charlottenburg übersiedelte. Hier lebt er seitdem ausschließlich schriftstellerischen Arbeiten. Sein poet. Schaffen bethätigt sich besonders in dem lyrisch-volkstümlichen und humoristischen Epos und im Roman; beides sucht er durch eine zur Manier neigende archaisierende Romantik zu würzen. Hierher gehören «Till Eulenspiegel redivivus» (Detm. 1874; 23. Tausend, Berl. 1896), «Der Rattenfänger von Hameln» (Berl. 1876; 62. Tausend 1895; in Prachtausgabe illustriert von Paul Thumann) und «Der wilde Jäger» (ebd. 1877; 73. Tausend 1895; in Prachtausgabe illustriert von Woldemar Friedrich), «Tannhäuser» (ebd. 1880; 34. Tausend 1895), «Singuf», Lieder (ebd. 1881; 15. Tausend 1895), die beiden Romane «Der Sülfmeister» (ebd. 1883; 29. Tausend 1895), «Der Raubgraf» (ebd. 1884; 35. Tausend 1895), das lyrische Epos «Lurlei» (ebd. 1886; 41. Tausend 1895; in Prachtausgabe illustriert von Grotjohann), «Das Recht der Hagestolze. Roman» (ebd. 1887; 25. Tausend 1895), «Die Pappenheimer, Epos» (ebd. 1889; 21. Tausend 1895), «Renata. Eine Dichtung» (ebd. 1892), «Der fliegende Holländer, Epos» (ebd. 1892), «Das schwarze Weib, Roman» (ebd. 1894), «Assalide. Dichtung aus der Zeit der provençal. Troubadours» (ebd. 1896). Weniger Anklang fanden seine dramat. Arbeiten: «Kambyses» (Berl. 1877), «Die Junggesellensteuer» (ebd. 1877), «Drohende Wolken» (ebd. 1878), «Der Fiskus» (ebd. 1882). – Vgl. A. Ruhemann, Julius W. und seine Dichtungen (Lpz. 1886).

Wolff, Kaspar Friedr., Anatom und Physiolog, Begründer der neuern Entwicklungsgeschichte, geb. 1733 zu Berlin, widmete sich hier, später in Halle naturwissenschaftlichen und mediz. Studien