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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wolfsvenn; Wolfszahn; Wolfszähner; Wolga; Wolga-Don-Eisenbahn; Wolgahöhen

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Wolfsvenn – Wolgahöhen

Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kaiserslautern), hat (1895) 1098 E., darunter 144 Katholiken, Postexpedition, Telegraph, evang. und kath. Kirche; Fabrikation von Baumwollzeugen, Dampfsägewerk, Gerbereien, Weinbau und nahebei zwei Burgruinen. – 3) Burg bei Landshut (s. d.).

Wolfsvenn, Gebirge, s. Hohes Venn.

Wolfszahn, eine Zahnform für Sägen (s. d.).

Wolfszähner, Schlangenfamilie, s. Fangzähner.

Wolga, bei den Alten Rha oder Oaros, der Hauptstrom Rußlands und hinsichtlich seines langen Laufs von 3570 km der bedeutendste Strom Europas, entspringt etwa 335 km vom Finnischen Meerbusen unter 57° 10′ nördl. Br., in der Nähe der Düna im Kreis Ostaschkow des Gouvernements Twer, auf einer Sumpfebene des Waldaiplateaus bei dem Dorfe Wolgino-Werchowje, in einer Höhe von 203,5 m ü. d. Finnischen Meerbusen. Ursprünglich ein Bächlein, passiert sie die Seen Kleiner Werchit, Großer Werchit, Stersh, woselbst die Runa einmündet, welche vielfach als Ursprung der W. aufgefaßt wird, Wesselug, Peno und Wolgo; unterhalb des letztern ist der bekannte Beischlott der obern W. errichtet, ein Schleusenwerk, mittels dessen Wassermengen von 400 Mill. cbm gesammelt werden. Unterhalb des Bassins mündet die Selisharowka, der Abfluß des Seligersees. Die W. setzt weiterhin ihren obern Lauf in südöstl. Richtung über Rshew bis Subzow fort, wo sie das wellenförmige Tiefland erreicht, welches sie bis Sarepta nicht wieder verläßt. Auf dieser weiten Strecke fließt sie erst ostwärts über Twer, Rybinsk, Jaroslawl, Kostroma und Nishnij Nowgorod an der Mündung der Oka, und zwar bis dahin in ruhigem Laufe, dann mit verhältnismäßig stärkerm Gefälle hinab in die tiefe Thalsenkung von Kasan. Hierauf wendet sie sich plötzlich südwärts und geht, durch die Kama verstärkt, nach Simbirsk. Unterhalb dieser Stadt macht die W. eine scharfe Biegung nach Osten unter dem Einfluß der Shegulewschen Berge (s. d.), biegt aber bald, nachdem sie auf die Sokoljiberge gestoßen ist, wiederum nach Westen um. Diese Biegung wird als Schleife oder Bogen von Samara (russ. Samarskaja luka) bezeichnet. Weiter folgen die Städte Samara und Saratow. Das rechte Ufer ist nach wie vor hügelig. Von Kamyschin an fehlen dem Strome alle Nebenflüsse. Derselbe berührt hier östlich den Steppenboden, der ihn bis zur Mündung begleitet, nur daß sein rechtes Ufer bis Zarizyn und Sarepta, während auf dem linken sich flache Wiesengründe ausbreiten, immer noch steil, sein Thalrand bei Sarepta noch 130 m hoch bleibt. Bei Sarepta wendet sich die W. plötzlich gegen Südosten, wälzt zwischen durchweg flachen und niedrigen Ufern langsam ihre ungeheure Wassermasse in vielen Armen, deren erste bedeutende Spaltung nördlich an Zarizyn beginnt und deren nördlichster Achtuba heißt (320 km Länge und schiffbar im Frühling und Anfang des Sommers), ein Labyrinth von Sand- und Sumpfinseln, Schilf- und Wiesengründen bildend, durch den horizontalen Boden der salzigen Steppe und ergießt sich 53 km unterhalb Astrachan in einem 110 km breiten Delta mittels zweier Hauptmündungen, des Großen und Kleinen Tschulpan, und zahlreicher Nebenmündungen, die meist versandet sind, in das Kaspische Meer. Bemerkenswert unter den Nebenläufen und Armen sind der Busan und der Bachtemir. Sehr merkwürdig ist das überaus geringe Gefälle, das im ganzen nur 229,5 m beträgt. Durch 38 schiffbare und 157 nicht schiffbare Nebenflüsse fallen mehr als 20 Gouvernements in den Bereich seines 1458922 qkm umfassenden Stromgebietes. Bei Twer ist der Strom 200 m breit, unterhalb der Kama 700‒2700 m, unterhalb Saratow 4200 m, bei Zarizyn 8000 m; bei Hochwasser ergießt sich die W. hier mitsamt der Achtuba auf mehr als 200 km. Überhaupt ist das Hochwasser der W. ein sehr bedeutendes. Unter den Nebenflüssen sind die bedeutendsten von links die Twerza, Mologa, Scheksna, Kostroma, Unsha, Wetluga, Kama; von rechts die Oka, Sura, Swijaga und Sarpa. Bei Twer ist die W. eisfrei 222 Tage, bei Astrachan 254. Der Eisgang ist jedes Jahr ohne Ausnahme stark, zu Zeiten und stellenweise sehr verheerend. Eigentliche Stromschnellen (russ. porogi) hat die W. nicht, aber eine große Menge von Sandbänken und seichten Stellen, die ihren Ort häufig wechseln. Schiffbar ist die W. von der Mündung der Selisharowka bis zum Kaspischen Meer, also auf einer Strecke von 3286 km. Dampfschiffe gehen von Twer an; der bedeutendste Hafen ist Rybinsk (s. d.). Man zählte 1895 auf dem ganzen Strome 46950 Schiffe und 80696 Flöße mit einer Last von 30,2 Mill. Pud; auf dem ganzen Stromgebiet der W. 64547 Schiffe, 114127 Flöße mit einer Last von 741,6 Mill. Pud. Die Passagierdampfer der W. sind nach amerik. Muster gebaut und reich ausgestattet. Drei Kanalsysteme, das Wyschne-Wolozsche, das Tichwinsche und das Marienkanalsystem bewirken die Verbindung mit Petersburg, während der Kanal des Herzogs von Württemberg die W. auch mit der Dwina in Verbindung setzt, so daß von allen Anlanden des Hauptstroms eine ununterbrochene Schiffahrt bis zur Ostsee, dem Weißen Meere und dem Kaspischen See unterhalten werden kann. Die Verbindung mit dem Schwarzen Meere wird durch die Wolga-Don-Eisenbahn hergestellt. Auch ist die obere W. mit der Moskwa durch die kanalisierte Sestra verbunden. Die Fischereien sind die Quelle außerordentlicher Reichtümer. Doch beginnen erst von Simbirsk an die beständigen Fischereien oder Watagen, die sich am zahlreichsten unterhalb Astrachan, an den Mündungen und nächstdem an der Achtuba finden. Die häufigsten Fische sind: Störe, Hausen, Welse, Sterlete, Seekarpfen, Sewrjugen, Weißlachs; in den letzten Jahrzehnten wächst die Bedeutung der Fische minderer Sorte, wie Heringe, die eine große Rolle in der Volksernährung spielen. – Vgl. Müller, Stromsystem der W. (Berl. 1839); Legrelle, Le Volge. Notes sur la Russie (Par. 1877); Ragosin, Die W. (russisch, 3 Bde., Petersb. 1880 u. 1881); Roskoschny, Die W. und ihre Zuflüsse (Lpz. 1887); Boguslawskij, Die W. als Verkehrsweg (russisch, Petersb. 1887); Lender, Der Wolgaführer (russisch, 4. Aufl. 1892); Wischnjakow, Die Quelle der W. (Petersb. 1893); Rasmadse, Die W. Von Nishnij Nowgorod bis Astrachan (russisch, Kiew 1896).

Wolga-Don-Eisenbahn, 74 km lange Bahn im Gebiet der russ. Südostbahnen, von Zarizyn-Stadt nach Donskaja (Kalatsch), wurde 5. März 1862 eröffnet (s. Russische Eisenbahnen).

Wolgahöhen, ein Hügelland, welches sich am rechten Ufer der Wolga von Nishnij Nowgorod und Kasan bis Zarizyn und im Westen bis Tambow hinzieht. Die Jergeni (s. d.) erscheinen als die natürlichste Fortsetzung derselben. Die W. erstrecken sich in meridionaler Richtung auf etwa 1170 km.