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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wortaccent; Wortbildung; Wortblindheit; Wörterbuch; Wortfügungslehre; Worth; Wörth

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Wortaccent - Wörth

zeichnet; damit sind die Interjektionen (s. d.) ausgeschlossen. Genau genommen giebt es keine W. ohne Sätze, denn alles Sprechen geschieht in Sätzen, daher eine genauere Definition von W. lauten muß: ein W. ist eine Lautvereinigung, die eine bestimmte Vorstellung ausdrückt und eine bestimmte Stellung innerhalb des Satzes hat. Das W. der indogerman. Sprachen hat stets zwei notwendige Bestandteile, den Stamm (s. d.), der die betreffende Vorstellung an sich ausdrückt, und die Flexionsendung (Deklinations- oder Konjugationsendung), die das Verhältnis zu andern Teilen des Satzes angiebt; ein indogermanisches W. ist daher dasselbe wie Flexionsform. Da es nur zwei Arten von Flexionen giebt, Deklination und Conjugation, erstere dem Nomen und Pronomen eigentümlich, letztere dem Verbum, so gab es ursprünglich nur drei Arten von W. in den indogerman. Sprachen: Nomina, Pronomina (die man auch als nominalen Bestandteil der Sprache zu einer Klasse zusammenfassen kann) und Verba. (S. Ableitung [grammat.] und Redeteile.)

Wortaccent, s. Accent.

Wortbildung, s. Ableitung (grammat.).

Wortblindheit, diejenige Störung, bei der die Kranken trotz guten Gesichts die gesehenen Schriftworte nicht zu lesen vermögen, ein Symptom gewisser Hirnkrankheiten.

Wörterbuch oder Lexikon im weitern Sinne jedes Buch, das ein Verzeichnis von Wörtern einer oder mehrerer Sprachen enthält; im eigentlichen Sinne aber versteht man darunter ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis des Wortschatzes einer oder mehrerer Sprachen. Vom W. unterscheiden sich als Unterarten, die besondere Zwecke verfolgen, das Glossarium, das nur veraltete oder aus irgend einem Grunde auffällige Wörter erklärt; das Idiotikon, das mundartliche Wörter und Redensarten verzeichnet; das Onomastikon, das nur die Substantiven und zwar gewöhnlich nach den Namen erklärt. Weiter sondern sich nach ihren eigentümlichen Zwecken ab: das etymologische W., das vorzugsweise die Abstammung und Verwandtschaft der Wörter verfolgt; das Synonymenwörterbuch, das die Unterschiede der Bedeutungen aufweist und erklärt; das Specialwörterbuch, das den Sprachschatz eines einzelnen Schriftstellers darlegt, und endlich die verschiedenen Realwörterbücher, die nur durch ihre alphabetische Anordnung unter den Begriff W. fallen. – Vgl. Vater, Litteratur der Grammatiken, Lexika und Wörtersammlungen aller Sprachen der Erde (2. Aufl., gänzlich umgearbeitet von Jülg, Berl. 1847); Trübner, Catalogue of dictionaries and grammars (2. Aufl., Lond. 1882). Über Fremdwörterbücher s. Fremdwörter. Die W. der einzelnen Sprachen s. bei den betreffenden Artikeln.

Wortfügungslehre, soviel wie Syntax (s. d.).

Worth, Fort, s. Fort Worth.

Wörth, s. Werder.

Wörth. 1) W. am Main, Stadt im Bezirksamt Obernburg des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, nahe der hess. Grenze, links am Main, in 135 m Höhe, am Ostfuß des Odenwaldes, an der Linie Aschaffenburg-Miltenberg der Bayr. Staatsbahnen, hat (1895) 1645 E., darunter 42 Evangelische und 22 Israeliten, Postexpedition, Telegraph, altertümliches Rathaus, Schloß, Wasserleitung, Kanalisation; Leitern- und Holzwarenfabrikation, Mühlen, Sägewerk, Obstbau, Schiffbau, Steinbrüche und Steinhauerei. – 2) W. an der Donau, Flecken im Bezirksamt Regensburg des bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, links an der Donau, am Südfuß des Bayrischen Waldes, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Regensburg), hat (1895) 1537 meist kath. E., Postexpedition, Telegraph, Schloß des Fürsten von Thurn und Taxis; Kram- und Viehmärkte. – 3) W. an der Sauer, Flecken und Hauptort des Kantons W. (10134 E.) im Kreis Weißenburg des Bezirks Unterelsaß, an der Sauer und der Nebenlinie Selz-Walburg-W.-Merzweiler (34,8 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Straßburg), hat (1895) 1000 E., darunter etwa 280 Katholiken und 50 Israeliten, Post, Telegraph, kath. Dekanat und Mineralquellen. Auf der Höhe östlich von W. das Reiterstandbild des Kaisers Friedrich (1895) von Max Baumbach; südwestlich das Denkmal für die Gefallenen des Infanterieregiments Nr. 95 (1896) von Schilling.

W. ist bekannt durch die Schlacht (s. umstehenden Plan) vom 6. Aug. 1870 (von den Franzosen Schlacht von Reichshofen [s. d.] genannt). Mac-Mahon hatte mit dem 1. Armeekorps, einer Division des 7. Korps und einer Kavalleriedivision 5. Aug. auf dem westl. hohen Thalrande des Sauerbachs eine starke Stellung besetzt, die sich von Fröschweiler über Reichshofen, wo das Hauptquartier war, Görsdorf und Elsaßhausen längs des Thalrandes hinzog; der Sauerbach deckte die ganze Front. Der Kronprinz von Preußen hatte nach dem Siege von Weißenburg 5. Aug. den Vormarsch in südwestl. Richtung fortgesetzt und sein Hauptquartier nach Sulz verlegt. Er ordnete für den nächsten Tag nur das Aufschließen und eine Frontveränderung des Heers an. Aber 6. Aug. entwickelten sich schon gegen Tagesanbruch Scharmützel zwischen den beiderseitigen Vortruppen. Um 7 Uhr wurde W. vom 5. preuß. Korps besetzt. Gegen 8 Uhr befahl General von Kirchbach die Einstellung des Gefechts, mußte es jedoch schon in der nächsten Stunde wieder aufnehmen, da inzwischen vom 2. bayr. Korps her, das den äußersten rechten Flügel bildete, starker Kanonendonner herüberschallte und auch das 11. preuß. Armeekorps in den Kampf eingetreten war. Letzteres begann um 11 Uhr eine Umgehung der franz. Stellung, welche die 1. franz. Division von Fröschweiler zu einer Frontveränderung nötigte. Lange Zeit waren alle Anstrengungen der Preußen vergebens. Um 1 Uhr mittags übernahm der Kronprinz von Preußen persönlich die Leitung auf dem Schlachtfelde. Gegen 1½ Uhr erstürmte das 5. preuß. Korps den westl. Thalrand des Sauerbachs zwischen W. und Fröschweiler, während gleichzeitig die württemb. Kavallerie auf dem linken Flügel erschien und das 11. preuß. Armeekorps sich zum Angriff gegen den Niederwald entwickelte. Die franz. Kürassierbrigade Michel, unterstützt von einem Lanciersregiment, warf sich von Eberbach her auf die vorrückende Infanterie, wurde aber bei Morsbronn fast vollständig vernichtet. Gegen 2½ Uhr war der Niederwald im Besitz des 11. preuß. Korps, das bald darauf auch das hartnäckig verteidigte Elsaßhausen stürmte. Von Süden und Osten drangen gegen 3½ Uhr die preuß. Divisionen gegen Fröschweiler vor und stürmten diesen letzten Stützpunkt des franz. Heers. Es kam hierbei zu einem harten Kampfe, endlich mußte sich das franz. Heer in völliger Auflösung zurückziehen, und von beiden Flügeln des deutschen Heers wurde unverzüglich die Verfolgung eingeleitet. Erst von Niederbronn aus deckte die vom franz. 5. Korps von Bitsch herangerückte Division Lespart den weitern