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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zell (in Österreich) - Zelle (Pflanzenzelle)

Unterzell und oberhalb die vormalige, 1128 gegründete Prämonstratenserabtei Oberzell (s. d.) mit schönen Gärten, einer Ökonomie und der großartigen Schnellpressenfabrik von König & Bauer (s. d.). - 8) Marktflecken im Bezirksamt Münchberg des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, an der Saale unweit ihres Ursprungs, im Fichtelgebirge, am Fuße des Waldsteins, hat (1895) 1064 evang. E. und ist bemerkenswert wegen des hier 1796 von A. von Humboldt entdeckten Magnetbergs, wo die Magnetnadel schon in einer Entfernung von 7 m aus ihrer Lage gerissen wird. Die zu Tage anstehenden Felsen sind Serpentin und Hornblendeschiefer. In der Nähe von Z. bedeutende Granitsteinbrüche.

Zell. 1) Z. am See, Bezirkshauptmannschaft in Salzburg, hat 2629,83 qkm und (1890) 31 886 (15 970 männl., 15 916 weibl.) E. in 35 Gemeinden mit 219 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Lofer, Mittersill, Saalfelden, Taxenbach und Z. (s. Karte: Salzburg und Salzkammergut). - 2) Z. am See, Marktflecken und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (573,5 qkm, 7849 E.) im Pinzgau, in 754 m Höhe, am westl. Ufer des Zeller Sees (s. d.) und an der Linie Salzburg-Wörgl der Österr. Staatsbahnen sowie an der Lokalbahn Z.-Krimml (52 km), hat (1890) 1155 E., altgot. Kirche, zahlreiche große Hotels, Seebäder, Dampfschiffahrt und bedeutenden Fremdenverkehr. Westlich von Z. die Schmittenhöhe (1935 m) mit großartiger Rundsicht; am südöstl. Ende des Sees Schloß Fischhorn des Fürsten Liechtenstein, von Dombaumeister Schmidt in Wien restauriert. - 3) Z. oder Z. am Ziller, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft Schwaz in Tirol, der belebteste Ort des obern und mittlern Zillerthals (s. d.), am Ziller, in 573 m Höhe, westlich von der Gerloswand (2162 m), Sitz eines Bezirksgerichts (794,19 qkm, 7739 E.), Steuer- und Forstamtes, hat (1890) 661 E., Schloß, Industrieschule, Franz Josephs-Hospital (1851 errichtet), Pfründnerhaus und bedeutende Viehzucht. - 4) Z. an der Ips oder Oberzell, Marktflecken im Gerichtsbezirk Waidhofen an der Ybbs der österr. Bezirkshauptmannschaft Amstetten in Niederösterreich, am rechten Ufer der Ybbs (Ips) in der Eisenwurz genannten Landschaft, durch eine Brücke mit Waidhofen (s. d.) verbunden, hat (1890) 873 E., Schloß; zahlreiche Eisen- und Stahlwarenfabriken (Heugabeln, Haken, Feilen, Rasiermesser).

Zell. 1) Dorf im Bezirk Winterthur des schweiz. Kantons Zürich, 9 km südöstlich von Winterthur, in 545 m Höhe, auf der rechten Seite des Tößthals, an der Linie Winterthur-Wald (Tößthalbahn), hat (1888) 562, als Gemeinde 1735 E., darunter 115 Katholiken; Baumwollspinnereien, Ackerbau, Viehzucht und in der Nähe Tuffsteinbrüche. 2 km östlich von Z. das äußere Gyrenbad (s. d.). - 2) Dorf im Bezirk Willisau des schweiz. Kantons Luzern, an der Luthern, in 592 m Höhe, hat (1888) 306, als Gemeinde 1155 E., darunter 213 Evangelische; Post, Telegraph und Sekundärschule.

Zell, Matthäus, erster Prediger der Reformation in Straßburg, geb. 1477 zu Kaysersberg im Oberelsaß, studierte in Mainz, Erfurt und Freiburg, wurde 1518 Prediger am Münster in Straßburg und predigte seit 1521 im Sinn und Geiste der Reformation. Gegen das Domkapitel und gegen den bischöfl. Bann von 1524 schützte ihn die Bürgerschaft und der Magistrat. Er starb 9. Jan. 1548. Unter seinen wenigen Schriften ist seine "Christl. Verantwortung" hervorzuheben. - Vgl. Röhrich, Mitteilungen aus der Geschichte der evang. Kirche des Elsasses (3 Bde., Straßb. 1855); Erichson, Matthäus Z., der erste elsäss. Reformator (ebd. 1878).

Zell, Ulrich, der älteste Buchdrucker Kölns, aus Hanau gebürtig, war ein Kleriker der Mainzer Diöcese, erlernte in Mainz das Drucken und kam, vielleicht infolge der Eroberung von Mainz Okt. 1462 nach Köln, wo er seit 1466 (spätestens) lange Zeit hindurch eine wichtige und gewinnreiche Thätigkeit entfaltete. Er war für den Verfasser der Kölner Chronik von 1499 der Gewährsmann für die viel erörterten Nachrichten über die Anfänge der Buchdruckerkunst (s. Coster, Laur. J.). Seine Drucke haben vorwiegend theol. Inhalt. Ihre Zahl beträgt gegen 120, aber nur 6 sind mit seiner Namensunterschrift versehen. Mehrere andere tragen die Bezeichnung "apud Lyskirchen", nach einem Hause der Familie von Lyskirchen, das 1473 in Z.s Besitz überging. Schwierigkeiten verursacht der Umstand, daß seit 1476 Konrad von Hoemborch in Köln mit im wesentlichen übereinstimmenden Typen druckte. Z. lebte noch 1507. - Vgl. L. Ennen, Katalog der Inkunabeln in der Stadtbibliothek zu Köln. I. (1865); R. Busch im "Centralblatt für Bibliothekswesen", Bd. 6 (1889, S. 96 fg.).

Zell., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Phil. Christ. Zelter, geb. 1803, gest. 1833.

Zella, Z. Sankt Blasii, Stadt im Landratsamt Ohrdruf des Herzogtums Sachsen-Gotha, im Thüringer Walde, am Lubenbach und an der Linie Neudietendorf-Plaue-Ritschenhausen und der Nebenlinie Wernshausen-Z. (30,7 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gotha), hat (1895) 3776 E., darunter etwa 70 Katholiken und 20 Israeliten, Post, Telegraph, Kunstgewerbeschule, Wasserleitung, elektrische Beleuchtung; Eisengießerei, Fabrikation von Waffen, Werkzeugmaschinen, Eisen- und Stahlwaren, Sägewerke und Holzhandel.

Zelle (lat. cellula), die Elementarorgane des Pflanzen- oder Tierkörpers.

I. Pflanzenzelle. Der Ausdruck Z. wurde 1667 von R. Hooke zuerst in der pflanzlichen Anatomie angewandt, und zwar mit Rücksicht auf die Ähnlichkeit zwischen den von diesem Autor beobachteten Zellgeweben und den Z. eines Bienenstockes, und hat sich allmählich in der Litteratur eingebürgert, obwohl die Bedeutung desselben eine andere geworden ist. In der pflanzlichen Anatomie unterschied man nämlich früher zwischen Z. und Gefäßen und bezeichnete als die letztern die die höhern Pflanzen durchsetzenden röhrenförmigen Organe; mit den jetzigen optischen Hilfsmitteln läßt sich nun aber leicht nachweisen, daß die Gefäße in der Weise aus Reihen von übereinander liegenden Z. hervorgehen, daß die Querwände aufgelöst werden und mitunter der Inhalt verschwindet. Solche durch Verschmelzung von Z. entstehenden Gebilde heißen Zellfusionen.

Während die höhern Gewächse aus einer ungeheuer großen Zahl, zum Teil aus vielen Millionen von Z. bestehen, finden sich unter den niedern Organismen zahlreiche einzellige, und zwar gehören zu diesen nicht nur solche, die wie z. B. die Bakterien eine geringere Größe besitzen als die Z. der höhern Pflanzen, sondern auch solche, die in ihrer Größe und reichen Gliederung manche aus einer sehr großen Zahl von Z. bestehende Pflanze weit übertreffen, so z. B. die Meeresalge Caulerpa, die mehrere Fuß lang wird und eine Gliederung in Stamm, Blatt