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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zicken - Ziege (Säugetier)

von Venedig, verhandelte nebst dem Grafen Palffy 22. März 1848 mit den Insurgenten und legte die Civil- und Militärregierung der Stadt in ihre Hände. Deshalb vor Gericht gestellt, wurde er im Juni 1849 zur Kassation, zum Verlust aller Orden und zu zehnjähriger Festungsstrafe verurteilt, aber im Jan. 1851 vom Kaiser begnadigt. Er starb 7. Okt. 1862 zu Preßburg.

Graf Eugen Z. v. V., geb. 25. Sept. 1809, war Administrator des Weißenburger Komitats, ging während der ungar. Insurrektion mit dem Erzherzog-Palatin nach Stuhlweißenburg und blieb dort nach dessen Abzug. Des Einverständnisses mit den anrückenden österr. Truppen bezichtigt, wurde er von den Insurgenten gefangen genommen, 30. Sept. 1848 auf der Insel Csepel vor ein Standgericht gestellt, dem Görgey präsidierte, verurteilt und hingerichtet. - Graf Franz Z. v. V., geb. 24. Jan. 1811, fungierte als Sekretär der ungar. Hofkanzlei, war dann Vicestatthalter in Fiume und 1841 Präsident des Wechselgerichts zu Preßburg. Nachdem er 1848 Staatssekretär im Handelsministerium unter Széchenyi gewesen war, trat er bei Beginn der Revolution zurück, war aber 1874-80 österr.-ungar. Botschafter in Konstantinopel. - Sein Sohn, Theodor Graf Z. v. V., geb. 15. Juni 1847, k. k. außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister an den Höfen zu Stuttgart, Karlsruhe und Darmstadt, wurde 1896 nach München versetzt. - Ein Bruder dieses Grafen Franz war der durch seine Beteiligung am ungar. Freiheitskriege 1848-49 bekannte Major Graf Leopold Z. v. V., geb. 10. Juli 1805, gest. 9. März 1869. - Dessen Sohn Geza Graf Z. v. V., geb. 23. Juli 1849, ist ein berühmter Klaviervirtuos. Obgleich im Alter von 16 J. durch einen Jagdunfall des rechten Arms beraubt, widmete er sich doch nach Vollendung seiner jurist. Studien ganz der Musik, namentlich unter Liszts Leitung. Als Virtuos mit der linken Hand leistet er Außerordentliches und erregte in Wien, Pest und Paris allgemeine Sensation. Auch hat Z. v. V. Lieder, Etüden, Chorwerke u. s. w. sowie (1897) eine Oper "Meister Roland" komponiert. Z. v. V. ist Präsident des ungar. Nationalkonservatoriums.

Graf Eugen Z. v. V., geb. 5. Juli 1837 zu Mihaly, studierte in Deutschland und ließ sich, kaum 24jährig, in den ungar. Reichstag wählen. Später machte er längere Studienreisen in Deutschland und England und beschäftigte sich viel mit der Kanalisierung des ungar. Tieflandes. Durch seine Bemühungen kam 1879 die Landesausstellung in Stuhlweißenburg und 1885 die in Budapest zu stande; als Präses des Landesindustrievereins ist er unermüdlich sür Hebung des Gewerbes thätig, wofür er auch erhebliche pekuniäre Opfer gebracht hat. 1895-96 bereiste er den Kaukasus und Centralasien, wohin er auch Ende 1897 wieder aufbrach. Seit 1884 ist er Wirkl. Geheimrat; außerdem besitzt er das Recht eines Mitgliedes im Magnatenhause. Er schrieb "Voyages au Caucase et en Asie centrale ect." (2 Bde., ungarisch und französisch, Budap. 1897).

Zicken des Weins, s. Milchsäurestich.

Zickzackegge, s. Egge und Tafel: Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen I, Fig. 14.

Zickzackschreiber, s. Elektrische Telegraphen nebst Textfigur.

Ziege (Capra), die weiblichen Tiere Geiß, eine Gattung hohlhörniger Wiederkäuer mit seitlich zusammengedrückten, sichelförmig nach hinten gebogenen Hörnern, das Männchen meist mit einem Barte am Kinn versehen. Die Z. leben truppweise in Gebirgsgegenden, sind scheu und im Klettern und Springen gleich ausgezeichnet durch Geschick wie durch Kühnheit. Hierher gehören, nächst den Steinböcken (s. d. und Tafel: Ziegen I, Fig. 2), die Bezoarziege (Capra aegagrus Gmel., Fig. 1), Paseng oder wilde Z. Diese ist rötlichgrau gefärbt, hat auf dem Rücken einen schwarzen Streif, bewohnt die Scheidegebirge Vorder- und Mittelasiens bis nach Kreta und Griechenland und gleicht besonders in den querwulstigen Hörnern ziemlich dem Steinbock. Ferner die Schraubenhornziege, Markhor (Capra Falconeri Flüg., Taf. II, Fig. 2), aus dem Himalaja,mit schraubenförmig gewundenen Hörnern und sehr starkem Kinnbart, und die Thar (s. d., (Capra bubalina Hodgs., Fig. 1). Die gemeine Z. Capra Hirchus L.) erscheint seit den ältesten Zeiten als Haustier der Gebirgsnomaden und kommt gegenwärtig in vielen durch Größe, Gestalt der Hörner und Beschaffenheit des Haars unterschiedenen Abarten vor. Langes, seidenartiges Haar haben die Angoraziege (s. d.), besonders aber die tibetanische Z. und die vielleicht mit ihr identische Kaschmirziege. Letztere werden auf den Bergen des Himalaja als Haustiere gehalten, gedeihen besser in den kältern Regionen und geben das feinste Wollhaar, die einzelne Z. jährlich nur wenige Unzen. Aus demselben werden die berühmten Kaschmirshawls gewebt (s. Kaschmir und Shawl). Versuche, die Kaschmirziege bei uns zu ziehen, sind bis jetzt wenig geglückt, doch hat man durch Kreuzung mit der Angoraziege eine treffliche und ergiebige Mittelrasse erzielt. Unter den grobhaarigen Z. ist die in Ägypten und Syrien heimische Mamberziege, deren Hörner sich nach hinten ringeln, durch ihren häßlichen Kopf merkwürdig, an dem die Ohren lang herabhängen, die Nase in der Mitte gebrochen und die Schnauze abgestutzt ist. Diese und die Nilziege mit kürzern Ohren kommen schon auf den ältern ägypt. Denkmälern vor. Auch von der Hausziege kennt man mehrere Spielarten, z. B. die ungehörnte spanische, die wallisische u. s. w.

Im großen geschieht die Zucht der Z. am vorteilhaftesten in gebirgigen Gegenden. Die Paarung findet dann im Herbst statt, damit die Jungen im Frühling geboren werden, wo die Weide offen wird. Die Stallfütterung geschieht mit trocknem Laube, Heu, Stroh und Wurzelwerk. Wasser bedürfen die Z. wenig, desto mehr Salz und stets trockne Streu. Den hauptsächlichsten Nutzen gewähren sie durch ihre Felle (s. Ziegenfelle) und die Milch, die einen wertvollen Käse (s. d.) liefert. Zicklein gelten an vielen Orten als Leckerbissen, besonders im Orient. Die Haare können nur zur Verfertigung grober Zeuge (Teppiche), zu Pinseln, Bürsten, Hüten, Polstern gebraucht werden. Die Z. hat auch dort, wo ihre Zucht im Großen nicht angezeigt ist, eine wirtschaftliche Bedeutung als Haustier des kleinen Mannes auf dem Lande und in den kleinen Städten. In Deutschland ist man neuerdings bestrebt, durch Kreuzung mit leistungsfähigen Tieren (z. B. der Schweizer Z.) die Ziegenzucht zu heben und rentabler zu machen. - Weiden die Z. unbeaufsichtigt, so vermögen sie großen Schaden anzurichten. Da die Z. gern Laub fressen, so sind sie die ärgsten Waldverderber; sie vernichten die Sämlinge und verursachen die Entwaldung der Berge in den alten Kulturländern am Mittelmeere. - Vgl. Anderegg,