Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

1041

Zürich (Stadt)

tons 52484, Ausländer 33983. Der Muttersprache nach waren 331697 Deutsche, 1965 Franzosen, 2063 Italiener, 217 Romanen und 1241 andere. Die Zahl der Geburten (einschließlich Totgeburten) betrug 1894: 10569, der Eheschließungen 3483, der Sterbefälle 7109. Der Kanton zerfällt in 11 Bezirke:

Bezirke Einwohner Evangelische Katholiken Israeliten Andere

Affoltern 12539 11529 970 2 38

Andelfingen 16793 15552 1122 3 116

Bülach 20962 20173 583 34 172

Dielsdorf 13538 12941 539 6 52

Hinwil 31862 28614 3053 - 195

Horgen 30850 27311 3450 5 84

Meilen 19159 18016 1050 4 89

Pfäffikon 17386 16933 438 1 14

Uster 17592 16631 918 2 41

Winterthur 45349 40489 4612 68 180

Zürich 111153 85387 23033 1224 1509

Erwerbszweige. Von der Fläche sind 1607,2 qkm, d. i. 93,26 Proz., produktives Land: 492,3 qkm Waldungen, 52,8 Weinland, 1062,1 Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande sind 75,7 qkm Seen, 12,4 Städte und Dörfer, 13,6 Flüsse und Bäche. Bedeutend sind Landbau und Viehzucht, welche etwa 30 Proz. der Bevölkerung beschäftigen. Der Boden ist nicht besonders fruchtbar, aber gut angebaut. Der Landbau deckt den Getreidebedarf des stark bevölkerten Landes kaum zur Hälfte. Das meiste Getreide liefert die Hochebene, wie auch das meiste Obst. Wein wird vorzüglich im Weinland (Thur- und unteres Tößgebiet) und am See gebaut; die geschätztesten Sorten wachsen im Weinland bei Winterthur, bei Neftenbach am Irchel und bei der alten, 1862 aufgehobenen Benediktinerabtei Rheinau am Rhein. Die Viehzucht, meist mit dem Landbau verbunden, ist am See, im Reußgebiet und im Oberland (an der Grenze Sankt Gallens) am stärksten. Bei der Zählung vom 20. April 1896 besah der Kanton 8440 Pferde, 102296 Stück Rindvieh, 30330 Schweine, 1002 Schafe, 16788 Ziegen und 23415 Bienenstöcke. Auf dem Züricher See wird Fischerei getrieben. Die Steinbrüche liefern Kalk-, Sand- und Tuffsteine. Der Abbau der Pechkohlen von Käpfnach bei Horgen und der Schieferkohlen von Wetzikon und Dürnten geht zurück; viel Torf liefern die Gebiete der Reppisch und der Glatt.

Die Industrie ernährt 49,5 Proz. der Bevölkerung. Hauptzweige sind die Verarbeitung von Baumwolle und Seide. Die Baumwollindustrie (Spinnerei, Weberei, Druckerei, Färberei) hat ihre Hauptsitze zu Uster und im Tößthal. Die Seidenindustrie, teilweise noch Hausindustrie mit Landbau verbunden, liefert hauptsächlich Kleiderstoffe und hat ihren Wohnsitz am See, besonders in Z. Außerdem sind zu erwähnen die Maschinenfabriken und Gießereien von Z., Winterthur und Wald, die Papierfabrikation, Strohflechterei, Stickerei, Fayencefabrikation und Gerberei. - Handel und Verkehr ernähren 15,2 Proz. der Bevölkerung. Zur Einfuhr gelangen hauptsächlich Getreide, Schlachtvieh, Kolonialwaren und Rohstoffe für die Industrie, zur Ausfuhr Baumwoll- und Seidenwaren, Maschinen, Papier, Leder, Wein und Obst. Der Exporthandel sucht sein Absatzgebiet meist in überseeischen Ländern, namentlich in Nordamerika und Ostindien. Die wichtigsten Orte sind, außer der Hauptstadt Z., Winterthur, Wädensweil, Richterswil und Horgen am See, Uster an der Aa, Wald und Wetzikon.

Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung ist demokratisch mit obligatorischem Referendum und Initiative; der Kantonsrat, je 1 Mitglied auf 1500 Schweizer Bürger, ist gesetzgebende, der Regierungsrat, 7 Mitglieder, vollziehende Behörde. In administrativer Hinsicht zerfällt der Kanton in 11 nach ihren Hauptorten benannte Bezirke (s. obige Tabelle). Jede Gemeinde besitzt einen Gemeinderat und einen Friedensrichter; jeder Bezirk ein Bezirksgericht. Kriminalfälle unterliegen dem Schwurgericht. Letzte Instanz ist das Obergericht (9 Mitglieder). Für Handelsprozesse besteht ein besonderes Handelsgericht. Nach der Staatsrechnung von 1894 betrugen die Einnahmen 13,85, die Ausgaben 14,367, das Staatsvermögen 31,958, die Staatsschulden 34,625 Mill. Frs. Die Landeskirche ist die reformierte; sie steht unter der Synode (1 Mitglied auf 2000 reform. Schweizer E.) und dem Kirchenrat; die Verbindung der 4 kath. Gemeinden mit dem Bistum Chur wurde 1875 durch Beschluß des Kantonsrats aufgehoben, ohne daß seither eine förmliche Neuregelung der Verhältnisse erfolgt wäre. Der Unterricht ist in den Volksschulen (Primär- und Sekundärschulen) obligatorisch und unentgeltlich. Von Lehranstalten bestehen, außer denen in Z. (s. unten S. 1042 b), ein Technikum, Gymnasium, eine Industrie- und höhere Mädchenschule in Winterthur, ein Seminar für Lehrer und Lehrerinnen in Küsnacht, eine interkantonale Obst-, Wein- und Gartenbauschule in Wädensweil u. a. Der Kanton bildet mit Schasffhausen den Stammbezirk der 6. Division. Das Wappen ist ein von Silber und Blau schräg geteilter Schild.

^[Abb]

2) Hauptstadt des Kantons Z., in 411 m Höhe (Münsterbrücke), am nördl. Ende des Züricher Sees, im Thale zwischen Ütliberg und Zürichberg, an beiden Ufern der demselben hier entströmenden Limmat, welche die Stadt in zwei Teile, rechts die Große, links die Kleine Stadt, scheidet und durch sieben Brücken überbrückt ist, von denen die 165 m lange Quaibrücke, 1882-83 erbaut, und die Münsterbrücke mit vier Bogen die bedeutendsten sind. Westlich von der kleinen Stadt fließt die Sihl, die nördlich vom Bahnhof in die Limmat mündet, und über die sieben Brücken führen. (Hierzu ein Stadtplan mit Straßenverzeichnis.)

^[Abb]

Bevölkerung. Die Stadt hatte 1860: 19758, 1870: 20780, 1880: 24453, 1888: 28225 E., einschließlich der neun Ausgemeinden Enge (5123 E.), Wiedikon (4671), Außersihl (19916), Unterstraß (4178), Oberstraß (4278), Fluntern (3580), Hottingen (6986), Hirslanden (3650) und Riesbach (10620) 91227 E., darunter 67609 Evangelische, 19926 Katholiken, 1221 Israeliten und 1332 andere. Der Muttersprache nach waren 470 Franzosen, 202 Italiener und 50 Romanen. Eine Zählung vom 1. Juni 1894 ergab für Z. und die 1893 nebst den angrenzenden Gemeinden Wollishofen (2698) und Wipkingen (3432) einverleibten neun Ausgemeinden 121057 (60051 männl., 61006 weibl.) E. Die Zahl der Geburten (einschließlich der Totgeburten) betrug 1894: 3949, der Eheschließungen 1302, der Sterbefälle 2217.

Plätze und Denkmäler. Die innere alte Stadt, zu beiden Seiten der Limmat gelegen, hat viele enge, oft steile Gassen mit hohen finstern Häu-^[folgende Seite]