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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Alland - Alpenvereine

rühmt. Auch die Suggestion hat man zur Behandlung des A. versucht, jedoch mit zweifelhaftem Erfolge. In den letzten Jahren hat die Goldkur (s. d.) des Dr. Keely in Nordamerika viel von sich reden gemacht. Die Hauptrolle in der Bekämpfung des A. fällt jedoch der Prophylaxe zu. Neben allgemeinen staatlichen Maßnahmen, als Beschränkung der Produktion und des Konsums, Beschränkung der Zahl der Schankstätten und der Stunden des Ausschanks, strengster unnachsichtlicher Ahndung aller im Rausche begangenen Vergehen, kann auch von einer Umgestaltung der Volkssitten sowie von thätiger Mithilfe des einzelnen viel erreicht werden. In dieser Beziehung wäre z. B. besonders eine Beschränkung des Trinkunfugs im Studentenleben sehr wünschenswert (vgl. Theob. Ziegler, Der deutsche Student am Ende des 19. Jahrh., Stuttg. 1895); ferner ist gegen die z. B. in den balt. Provinzen vielfach herrschende Unsitte der Bereitung von Schnäpsen im Hause und des täglichen Genusses derselben im Familienleben mit aller Macht einzuschreiten.

Besondere Gesetze zur Bekämpfung der Trunksucht besitzen Frankreich (vom 23. Jan. 1873), nur daß dessen weise Bestimmungen nicht energisch gehandhabt und überdies dadurch fast hinfällig werden, daß seit dem Gesetz vom 17. Juli 1880 die Errichtung von Schankstellen völlig freigegeben ist; dann Österreich für Galizien und Bukowina (vom 19. Juli 1877; ein Entwurf mit Gültigkeit für alle Reichsländer erlangte nicht Gesetzeskraft), und Belgien (18. Aug. 1887). Das letztere Gesetz stellt insbesondere unter Strafe die öffentlich wahrgenommene Trunkenheit, das Abgeben von Spirituosen an offenbar Betrunkene oder solche noch nicht 16 J. alte Personen, die sich nicht unter Aufsicht eines Erwachsenen befinden, seitens der Kaufleute und Schankwirte, die Aufforderung zu einer Trinkwette oder die Annahme einer solchen, wenn der Austrag derselben Trunkenheit zur Folge hatte; das Feilbieten von Spirituosen außerhalb der Cafés, Schänken oder Verkaufsstellen, den Verkauf von Getränken und Genußmitteln in öffentlichen Häusern. (S. auch Trunksucht.) – Vgl. Die Strafgesetzgebung der Gegenwart in rechtsvergleichender Darstellung, hg. von der Internationalen kriminalistischen Vereinigung, Bd. 1: Das Strafrecht der Staaten Europas, hg. von Liszt (Berl. 1894).

Alland, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Baden, in Niederösterreich, an der Schwechat, im Wiener Walde, hat (1890) 870, als Gemeinde 1430 E.; große Kalkbrennereien und Cementfabrik. A. war Babenbergischer Besitz, Geburtsort Friedrichs von Baden, der mit dem letzten Hohenstaufen Konradin in Neapel enthauptet wurde, und Lieblingsaufenthalt des Kronprinzen Rudolf, der im nahen Mayerling, das zur Gemeinde A. gehört, starb. In A. wird 1896 eine großartige Heilanstalt für Lungenkranke nach den Anleitungen Professor von Schrötters errichtet.

Alldeutscher Verband, s. Allgemeiner Deutscher Verband.

Allemannisten, s. Possibilisten.

Allersberg, Marktflecken im Bezirksamt Hilpoltstein des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat (1895) 1421 E., darunter 105 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, 4 kath. Kirchen, ein Schloß; Fabrikation von leonischem Gold- und Silberdraht.

Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt *, arbeitet gegenwärtig mit 42 (früher 30) Mill. M. eingezahlten Kapitals. Die neuen Aktien lauten auf je 1200 M. Die Dividende betrug nach der Kapitalerhöhung 1891: 9, 1892: 8½, 1893: 8, 1894: 10, 1895 und 1896:11 Proz. Kurse der Aktien in Berlin ult. 1891‒96: 166, 163, 176,50, 193,90, 216, 216,50 Proz. Umsatz 1895:3620 Mill. M. Reservefonds 14,5 Mill. M. Betrag der umlaufenden 4- und 3½ prozentigen Pfandbriefe 26,5 Mill. M., der Hypothekendarlehen in Pfandbriefen 29,9 Mill. M.

Allgemeine Deutsche Kleinbahngesellschaft in Berlin, Eisenbahngesellschaft, die im Besitze folgender eigenen Bahnen ist: Spandauer Straßenbahn mit Abzweigung nach Pichelswerder, die Dampfstraßenbahn Eltville-Schlangenbad und die Kleinbahn Groß-Peterwitz-Katscher. Außerdem gehören ihr sämtliche Geschäftsanteile der Oberschlesischen Dampfstraßenbahn-Gesellschaft und Anteile an andern in- und ausländischen Kleinbahnen. Das Aktienkapital beträgt (1896) 3,5 Mill. M. in Stammaktien, 4 Mill. M. in 4½prozentigen und 8 Mill. M. in 4prozentigen Obligationen.

Allgemeiner Deutscher Verband *. Der Verband führt seit 1894 den Namen Alldeutscher Verband und giebt die Wochenschrift «Alldeutsche Blätter» heraus. Am 1. April 1896 zählte der Verband 52 Ortsgruppen und 149 Vertrauensmänner an Orten, wo Gruppen nicht bestehen. Die Mitgliederzahl betrug mehr als 8600.

Allgemeine Sachen, s. Gemeingebrauch.

Almás *. 1) A., auch Bács-Almás, hat (1890) 8458 deutsche, magyar. und serb. E. – 2) A., auch Duna-Almás, an der Linie Bruck a. d. Leitha-Budapest (Station A.-Füzitö) und A.-Füzitö-Gran der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 1211 magyar. E.

Almeĭrim (spr. -ring), Stadt im portug. Distrikt Santarem, links vom Tejo, 5 km südöstlich von Santarem, hat (1890) 5162 E.

Alpenkräuterpulver, Schweizer, s. Geheimmittel.

Alpenmaus (Hypudaeus alpinus Wag.), ein 12 cm langer Nager mit 7 cm langem Schwanze von dunkelaschgrauer bis rötlichgrauer Farbe. Der Schwanz ist ziemlich dick, weißlichgrau. Die A. findet sich in den Schweizer Alpen nie unter 1300 m, am häufigsten aber in der eigentlichen Alpenregion bis in das Gebiet des ewigen Schnees, wo sie einen 9‒10 Monate dauernden Winter zu überstehen hat und von den stark entwickelten Wurzeln und unterirdischen Stengeln der nur stellenweise dicht vegetierenden Pflanzenwelt der Hochalpen lebt. Sie besucht auch die Sennhütten und nascht von allen Eßwaren mit Ausnahme von Fleisch. Im Winter lebt die A. von gesammelten Vorräten, aber auch von frischen Pflanzen, zu denen sie sich unter Schnee und Rasen lange Gänge wühlt. Die höchsten Punkte, wo sie beobachtet wurde, sind die Spitze des Theodulhorns und der Bernina.

Alpenvereine *. An Mitgliedern zählen 1896 der Alpine Club gegen 500, der Schweizer Alpenklub etwa 4500 in 40 Sektionen, der Italienische Alpenklub 4143, der Deutsche und Österreichische Alpenverein 37580 in 231 Sektionen, der Österreichische Touristenklub ungefähr 8000 in etwa 60 Sektionen, der Club Alpin Français 5550 in 41 Sektionen, der Österreichische Alpenklub 607. Die größten Sektionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins sind (1896) München mit 2920, Austria (Wien) mit 1720 und Berlin mit 1650 Mitgliedern. Außer einer neuen Auflage des «Atlas der Alpenflora»