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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Aspern und Eßling - Asquith
wechselseitig zwischen Mensch und Geflügel erfolgen
kann. Ferner sind auch beim Menschen mehrfach
Fälle von Aspergilluskeratitis und endlich eine Neihe
von Erkrankungen des Gehörorgans und der Pau-
kenhöhle durch diesen Pilz festgestellt worden. (Vgl.
Leber, Die Entstehung der Entzündung, Lpz. 1891.)
Aus einem andern Grunde verdient der ^. orz^e
^4/iUm-F besonderes Interesse, welcher für die Be-
reitung des stark alkoholischen japan. Reisweins
Sake unentbehrlich ist; durch die Wirkung des Pil-
zes wird die Stärke in den Reiskörnern verzuckert
und so zur Vergärung durch Hefe fähig gemacht.
^ Aspern und Gßling, an der Linie Wien-
Großenzersdorf der Wiener Dampftramway, haben
(1800) 1062 und 544 E.
Asphaltlack, ein Rostschutzmittel, das durch
Lösung von Asphalt in Terpentin, Petroleum,
Teeröl oder Benzin hergestellt wird. Er bildet nach
dem Trocknen eine tiefschwarze,starkglänzende Schicht.
Bei Verwendung von Rückständen der Stcinkohlen-
teer- und Petroleumdestillation erhält man einen
minderwertigen A., der die Härte der bessern Sorten
nicht erreicht und längere Zeit klebrig bleibt. Die
seinen, in Terpentin gelösten Sorten werden vielfach
mit einem trocknenden Ol vermischt. - Über die
Verwendung der lackartigen Asphaltlösungen in
ätherischen t)len zu graphischen Zwecken s. Asphalt-
Kopierverfahren (Bd. 1).
Aspiration (lat.), Ansaugung von Flüssigkeit
oder Luft, die sich infolge krankhafter Störungen in
den verschiedenen Körperhöhlen (Bauchhöhle, Herz-
beutel u. s. w.) angesammelt haben. Der A. geht
in der Regel eine Probepunktion mit einer Pravaz-
schen Spritze (s. Injektion, Bd. 9) vorher; sie wird
mit dem Apparat von Potain oder Dieulafoy vor-
genommen.
Aspirationspneumonie, Schluckpneumo-
nie, bestimmte Form der Lungenentzündung (s. d.,
Bd. 11), stellt eine sekundäre Erkrankung dar, die
unter bestimmten Verhältnissen als Komplikation
zu einer andern Krankheit hinzutritt. Bei allen
schwer fieberhaften akuten oder chronischen Krank-
heiten sammelt sich in den Luftröhren, im Rachen
und im Mund Schleim an, der mangelhaft aus-
gehustet und ausgeworfen wird. Die Reinigung der
Mundhöhle ist mangelhaft, es entwickeln sich im
Schleim sowie im Speichel massenhaft Spaltpilze
(Bakterien). Bei ungeschickter und forcierter Ein-
atmung können nun derartige Speichel- und Schleim-
teilchen in die Luftröhre angesogen (aspiriert) werden.
Diese Teilchen rufen an dem Ort, wohin sie zu liegen
kommen, eine Entzündung der feinsten Luftröhren-
verzweigungen und des Lungengewebes hervor. Da
die Entzündungsherde, wie aus der Art der Ent-
stehung begreiflich ist, mehrfach auftreten, so be-
zeichnet man die Lungenentzündung auch als lobu-
lär, d. h. als eine solche, die nur einzelne Läppchen
oder kleine Abschnitte eines Lungenlappens ein-
nimmt. Wachsen diese Herde im Verlauf der Krank-
heit an ihrer äußern Grenze, so können sie schließlich
verschmelzen und sich in ihrer Topographie wie eine
gewöhnliche Lungenentzündung (lobäre Pneumonie)
verhalten. Auch durch Verschlucken von Speisen
und Ansaugen derselben in die Lunge können die
gleichen Entzündungsherde hervorgerufen werden.
Anatomisch handelt es sich bei der A. um eine ent-
zündliche Blutfülle mit Bildung einer Ansschwitzung
innerhalb der Lungenbläschen (Alveolen). Die
Alveolar-Epithelien <s. Epithel, Bd. 0) wuchern, es
wandern weiße Blutzellen aus, und so wird das
schwammige Gewebe der Luuge in ein festes ver-
wandelt (hepatisiert). Die Entzündung kann im
weitern Verlauf gänzlich zurückgehen, sie kann jedoch
auch zu Lungenbrand oder Lungenabsceh führen.
Der Verlauf der A. hängt ab von der Ausdehnung
der einzelnen Entzündungsherde und zweifellos auch
von der Art der aspirierten Bakterien. In leichten
Fällen kann sie sich unter dem Bilde eines starken
Luftröhrenkatarrhs abspielen, während in schweren
die ausgesprochenen Erscheinungen der Lungenent-
zündung auftreten. Die Erkennung (Diagnose) ist
je nach der Größe der A. schwierig oder leicht, der
Verlauf in den einzelnen Fällen sehr wechselnd, im
großen und ganzen jedoch bei kräftigen Personen
und Kindern günstig. Die Behandlung hat daraus
hinzuwirken, die Kräfte des ganzen Körpers, beson-
ders aber die Herzkraft zu erhalten, die Ursachen der
A. möglichst zu beseitigen und die Entzündung selbst
rückgängig zu machen. Auher guter Pflege, Verord-
nung von Reizmitteln (Alkoholika, Kaffee u. s. w.)
kommen vor allem warme oder laue Bäder mit kühlen
oder kalten Übergießungen (ein- bis mehrmals täg-
lich) in Frage. ^mometer.
Aspirationspsychrometer,s.Aspirationsther-
Afpirationsthermometer, ein Thermometer
zur Messung der Lufttemperatur, welches mit einer
Vorrichtung versehen ist, welche die Luftmassen, deren
Temperatur zu bestimmen ist, in gleichmäßigem
Strom an dem Thermometergefäß vorbeiführen und
letzteres zugleich gegen Strahlungseinflüsse schützen
soll. Bei dem jetzt gebräuchlichen, von Professor Aß-
mann angegebenen und vonR.Fueß, Steglitz-Berlin,
ausgeführten Instrumenten befindet sich das Thermo-
meter in einem sorgfältig polierten Rohr, an dessen
oberm Ende ein durch Federkraft getriebener Venti-
lator angebracht ist. Dieser saugt beständig die
Luft durch den Raum zwischen dem Rohr und dem
Thermometer. Werden zwei Thermometer zu einem
solchen Instrument vereinigt, deren eines befeuchtet
werden kann, wie dies bei dem Psychromcter (s. d.,
Bd. 13) stattfindet, so nennt man das Instrument
ein Aspirations Psychrom et er.
Aspull, nordwestl. Vorort von Wigan in der
engl. Grafschaft Lancashire, mit Kohlengruben,
Spinnereien und (1891) 8952 E.
Asquith, Herbert Henry, liberaler engl. Staats-
mann, geb. 12. Sept. 1852 zu Morley, studierte in
Orford, wurde 1876 Rechtsanwalt in London und
führte neben dem Lord-Oberrichter Sir Charles
Russell die Sache Parnells in dessen großem Prozeß
gegen die"'Iim68" (1888 - 89). 1890 wurde A.
Kronanwalt. Seine polit. Thätigkeit begann mit
seinem Eintritt ins Unterhaus 1886- 1892 war er
in der Wahlbewegung hervorragend thätig und setzte
11. Aug. 1892 durch seinen Antrag in der Adreß-
debatte das Mißtrauensvotum gegen Salisbury
durch, worauf dieser zurücktrat und Gladstone sein
viertes Kabinett bildete, in dem A. das Staatssekre-
tariat des Innern erhielt, obgleich er zuvor noch nie
ein öffentliches Amt bekleidet hatte. A. griff beson-
ders in der Arbeiterfrage ein; im Febr. 1893 brachte
er einen Gesetzentwurf für die bisher äußerst geringe
Hastpflicht der Arbeitgeber ein, das in zweiter Lesung
angenommen wurde, aber nachher bei den Lords
nicht durchdrang. Im März 1895 beantragte er ein
Fabrikgesetz über die Beschäftigung jugendlicher Ar-
beiter und wirkte dazwischen, 1894, als Vermittler
im Londoner Kutscherstreik. Im Juni 1895 trat er