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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bergbau - Bergbohrer
bot der Frauenarbeit in Bergwerken einstimmig ver-
langt. Nicht einigen konnte man sich über den engl.
Vorschlag betreffs Bildung von "Versöhnungskom-
nüssionen" zur Auseinandersetzung mit den Unter-
nehmern; der engl. Antrag wurde zurückgezogen
und nur die deutsche Forderung der Festsetzung eines
Mnimal-Durchschnittslohns durch die Arbeiterorga-
nisationen angenommen. Die Debatten über die Ver-
staatlichung der Bergwerke waren mehr theoretischer
Natur und durch einen Antrag der Franzosen^ und
Belgier angeregt, dem gegenüber die Deutschen
Stimmenthaltung übten, da sie sich von einer Ver-
staatlichung unter den gegenwärtigen polit. Macht-
verhältnissen nichts für die Arbeiter versprächen.
Geschäftlich wurde noch bestimmt, daß die V. künftig
alljährlich, der nächste in London, abgehalten werden
und daß die russ. wie die amerik. Bergleute ein-
geladen werden sollen.
^Bergbau. In neuerer Zeit hat im Vergwerks-
betrieb die elektrische Kraftübertragung zum Antrieb
der unter Tage befindlichen maschinellen Anlagen
eine vielseitige Anwendung erfahren, wobei beson-
ders der Umstand als vorteilhast ins Gewicht fällt,
das; die Krafterzeugungsstelle über Tage sein kann
und die Kraftverteilung durch dünne Drähte, die
den Raum in der Grube wenig beengen, zu bewerk-
stelligen ist. Nachdem ferner die Drehstrommotoren
so weit durchgebildet sind> daß die kleinern, wie sie
im V. meist zur Kraftübertragung dienen, gänzlich
ohne Schleifringe arbeiten können, so steht ihrer
Anwendung selbst in Schlagwettergruben nichts
mehr im Wege. Eine große Drehstromanlage besitzt
z. B. die Gewerkschaft Deutschland bei Ölsnitz im
Erzgebirge. Zwei Primärmaschinen von je 230
Pferdestärken Leistung erzeugen den Strom für
20 Füllorthaspel und 2 Ventilatoren unter Tage,
verschiedene Motoren fürRangierbetrieb und Wasser-
förderung über Tage und 4 Motoren zum Betrieb der
Kohlenwäsche. Von den Gesteinsbohrmaschinen sind
die drehend und auch die stoßend bohrenden elek-
trisch konstruiert worden. (Näheres s. Gesteinsbohr-
maschinen.) Bezüglich der Fördereinrichtungen hat
man sowohl die Förderhaspel (für Seil- und Ketten-
förderung) als auch die Lokomotiven zur horizonta-
len Fortbewegung der Förderhunde mit elektrischem
Antrieb versehen. Die Förderhaspel werden von
einem Elektromotor mittels Zahnradübersetzung aus
dem Schnellen ins Langsame angetrieben (s. Tafel:
Bergbau, Fig.4). Bei den elektrischen Gruben-
lokomotiven wird dem in einem Schutzgehäuse be-
findlichen Elektromotor der Strom mittels oberirdi-
scher Leitung zugeführt (f. Fig. 2). Besonders vor-
teilhaft ist auch der elektrische Antrieb für Gruben-
pumpen, deren Standort ein öfters wechselnder ist.
Ein Beispiel einer solchen ist die auf Tafel: Elek-
tromotorifcherAntrieb (beim Artikel Elektrifche
Kraftübertragung), Fig. 3, abgebildete Schacht-
pumpe, bei welcher die biegsamen Zuleitungsdrähte
ohne weiteres ein .heben und Senken der Pumpe
gestatten. Zum Befahren horizontaler Grubenwege
hat man Konstruktionen, bei denen der Elektro-
motor mit der Pumpe zusammen auf einem Gestell
montiert ist, das auf Schienen die Stollen befahren
kann (f. Tafel: Bergbau, Fig. 3). Aber auch für
große stationäre Pumpanlagen, wie die in Fig. 6
dargestellte, welche für 200 ni Förderhöhe konstruiert
ist, hat sich der elektromotorische Antrieb (hier Dreh-
strom) vorteilhaft erwiefen. Bei dem in Fig. 5 dar-
gestellten elektromotorischen Grubenventilator ist
der Elektromotor direkt auf der Ventilatorachse an-
gebracht. Für neu abzuteufende Schächte werden
von vornherein elektrische Centralanlagen projek-
tiert: zunächst werden in Abständen von 100 -
200 m, dem Fortschreiten der Abteufarbeiten ent-
sprechend, elektrisch betriebene Pumpen eingebaut,
wodurch die bisher üblichen schweren und unökono-
misch arbeitenden Pumpengestänge in Wegfall kom-
men; ferner wird der elektrische Strom schon wäh-
rend des Abteufens zur Bohrarbeit und Wetter-
führung benutzt.
Für die Beleuchtung der Gruben hat sich das
elektrische Glühlicht als besonders geeignet erwiesen.
Da bei demselben der lichtgebcnde glühende Kohlen-
faden luftdicht gegen die umgebende Atmosphäre
abgeschlossen ist, so wird jede Explosionsgefahr von
vornherein vermieden; es fällt auch das Anzünden,
Nachstellen und Putzen der Lampen durch den ein-
zelnen Mann weg. Nacht wenig ins Gewicht fallend
ist auch, daß das elektrische Glühlicht die Luft in den
Grubenräumen in keiner Weise verschlechtert, da es
weder Sauerstoff verzehrt, noch irgend welche Ver-
brennungsprodukte abgicbt. Außerdem brennt das
elektrische Glühlicht selbst in Räumen weiter, die
mit nicht atembaren Gasen erfüllt sind, was für die
Auffindung und Rettung betäubter Bergleute von
unschätzbarem Vorteil ist. Bei den dauernden Licht-
leitungenwerden die Bleisicherungen zur Vermeidung
von Feuersgefahr in luftdichte Kästen eingeschlossen.
Wo der Standort der Lichtquelle oft wechfelt, wie in
Abbauräumen, hat man tragbare Lampen (f. Fig. 1)
konstruiert, die mit einem überallhin drehbaren Re-
flektor ausgerüstet sind und nach Bedarf an einer
langen Stange befestigt werden können. D^S^oui-
quelle für folche tragbare Lampen ist ebenfalls trag-
bar und besteht in einer Accumulatorenbatterie, die
in einem Tornister mitgeführt wird.
Lagerstätten. In Norddeutschland ist durch
zahlreiche Tiefbohrungen festgestellt, daß besonders
nördlich des Harzes, aber auch südlich bei Sonders-
hausen sowie im Weserthale zwischen .Holzminden
und Oldendorf die volkswirtschaftlich außerordent-
lich wichtigen Kalisalze eine weite Verbreitung
haben. Die Bedeutung dieser Funde wächst durch
den Umstand, daß nur Deutschland Kalisalze in so
unerschöpflicher Menge aufzuweisen hat. Außer den
ältern Kalisalzbergwerkcn von Stahfurt-Leopolds-
hall, Neu-Staßfurt, Ludwig II., Solvaywerke bei
Bernburg, Schmidtmannshall bei Afchersleben und
Douglashall bei Egeln sind an jüngern Bergwerken
zu nennen: Hercynia bei Vienenburg, Thiederhall
bei Wolfenbüttel. Außerdem sind Kalisalze aufge-
schlossen bei Anderbeck (Wilhelmshall), Ierxheim,
Veycnrode, Hedwigsburg, an der Asse bei Schöppen-
stcdt, Pcine, Nethen (Gustavshall), Linden (Hansa),
Salzdetfurt (Goslarer Tiefbohrgesellschaft), Weddm-
gen, Groß-Nhäden bei Seesen (Carlsfund) u. s. w.
Endlich kennt man ein reiches und mächtiges Kali-
salzlager auch in Mecklenburg (bei Iessenitz), dessen
Streichen auf die Saline Trineburg hinweist. Es ist
deshalb nicht ausgeschlossen, daß auch in jener Ge-
gend weitere Ausschlüsse gemacht werden. - Vgl.
Arndt, V. und Bergbaupolitik (im Frankensteinschen
"Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaften",
Bd. 11, Abteil. 2, Lpz. 1895).
^Bergbohrer. Das Bohrloch bei Schladebach
ist durch das 1893 vollendete Bohrloch bei Paru-
schowitz in Oberschlesien bedeutend an Tiefe über-
! troffen worden. (Näheres s. Tiefbohrungen.)