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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bier- und Gerste-Entwertungs-Versicherung
methode angewandt, das Vier erhält dann beim
Füllen aus Flaschen einen gerinnen Zusatz von
Rohrzucker und Kläre, worauf es in einigen Tagen
kannenreif und reich an Kohlensäure wird. Das
Berliner Weihbier wird nach einem etwas abgeän-
derten Sudverfahren gebraut, wobei der Hopfen
mit den Maischen gekocht wird. Die Gose ist ein
bei Leipzig ortsübliches Weißbier, zu dem eine
Mischung von hellem Gersten- und Weizenmalz
nach einer Art hinaufmaischender Infusion verbraut
wird. Der zu diesem Bier verwendete feine Hopfen
wird zweimal extrahiert und das Extrakt der Würze
zugesetzt. Die fertige Würze wird zuerst im Gär-
bottich mit viel kräftiger Hefe angegoren und dann
im Lagerkcller auf Fässer zur Nachgärung gebracht
unter sorgfältigem Spunden, wodurch das Vier
außerordentlich reich an Kohlensäure wird. In ähn-
licher Weise wird das Lichtenhainer Bier, auch
Studentenbier, bei Jena hergestellt. Abweichende
Herstellungsmcthoden sind in England und Belgien
üblich. In beiden Ländern wird nach der Infusions-
methode und Obergärung gebraut. Engl. Biere er-
halten noch ansehnliche Quantitäten von Rohr-
zucker. Meist sind diese Biere sehr stark und auch
gut haltbar. Doch braut man für den gewöhnlichen
Konsum auch leichte Biere. Das belg. Lambic wird
unter reichlicher Verwendung von Rohfrucht, wie
Hafer, Hirse, Buchweizen u. s. w., nach dem Infu-
sionsverfahrcn eingebraut; die Würze wird der
Selbstgäruug überlassen, d. h. es wird keine Hefe
zugesetzt, sondern die Würze wird dem zufälligen
Hinzutreten von Gärungserregern der Luft oder
aus den immer wieder benutzten Geschirren über-
lassen. Diese Selbstgärung dauert sehr lauge (meh-
rere Jahre) und ist von einer sauren Gärung be-
gleitet, die das stärkere Auftreten von Milchsäure
und andern Säuren bewirkt. Diese Biere sind daher
stark sauer, aber auch unbegrenzt haltbar. Lambic
wird je älter, je wohlschmeckender. Von überseeischen
Biersorten sei erwähnt das Sacke der Japaner,
das aus Hirse bereitete Panibe der Ostafrikaner,
das aus Noggenmehl gebraute Quas der Russen.
Die folgende Tabelle enthält die Zusammensetzung
der bekanntesten europ. Biersorten:
^. Obergärige Biere.
Erzeugungs-
länder und -Orte,
Biersorten
V. Untergärige Biere.
Münchener Wcißb., Schramm
" " Schneider
" weißer Salvator,
Schramm........
Berliner Weißbier.....
Adambier, Westfalen....
lichtenhainer.......
Jenaer..........
Hose...........
Schwedisches Dricka ....
Engl.Porter,London) ältere
Burton Ale Mnalysen
Pale Ale von Vaß ck Co.
(neuere Analyse).....
Englischer Porter (neuere
Analyse)........
Belgischer Lambic.....
" Faro......
Belgisches Gerstenbier . . .



M

"A
^^

^A

^.3

^.3




3,75
5,73
_
12,9
3,57
5,62
-
12,5
5,56
9,30

19,6
2,82
4,21

9,6
7,38
3,37
0,234
7,3
3,20
4,50
0,200
0,74
3,00
6,10

1,91
5,00
4,30

13,8
1,04
2,87

4,9
6,90
6,80

19,61
5,90
14,50
-
25,11
5,14
6,17
-
15,9
5,72
7,43
0,40 ,18,8

5,94
3,30

14,63
4,33
5,15
-
13,48
4,77
2,70
-
11,94
55,7
55,0
52,6
56,3
80,5
58,1
48,79
69,0
43,0
65,32
42,25
61,2
60,6
77,44
61,77
77,38
Erzeugungs-
länder und -Orte,
Biersorten
Bayern: München
Hofbräuhausbock (1896) . .
Pschorrbräubock (1895) . . .
Zacherl-Saluator.....
Leistbräu-Märzenbier . . .
Hofbräuhansdoppelbier. . .
Spatenbräutafelbicr ....
^Augustiner . .
l Spatenbräu
Sommerbier/ Bürgerbräu .
l Kochelbräu . . . .
^Löweubräu . . . .
.Hofbräuhaus . . .
Spatenbrän . , ,
Winterbier ^Vürgerbrän . . .
! Löwenbräu . . . .
^Angustinerbräu . .
Exftortbier Vürgerbrän ....
Helles Spatenbräu.......
Nürnberg
Freiherrlich von Tncherschcs Vier
Kulmbach
Exportbier der ersten Kulmbacher
Export-Vierbrauerei.....
Dunkles Kulmbacher......
^
3^
^3
ZU
4,84 j 10,96
3,42
4,88
4,45
3,79
8,17
4,13
3,70
3,39
4,27
4,15
3,76
3,02
3,46
3,53
3,92
3,57
2,69
11,67
9,57
7,71
7,26
12,90
6,94
7,39
8,03
6,27
6,47
6,90
8,24
7,37
6,92
6,65
7,88
3,45! 6,88
4,48
4.47
Übriges Deutschland
Berliner helles Bier.
" Lagerbier .
Hamburger Lagerbier
Dortmunder Vier . .
. 3,40
i 3,44
. 3,98
. , 4,68
Österreich
Schwechatcr Lagerbier.....
" Märzenbier . . . .
Aktienbranerei Eger, Lagerbier .
" " Abzugbier.
Pilsener Bier.........
Budweiscr Schaukbier.....
8,30
9,17
4,50
6,20
6,76
5,05
0,2?
0,40
KZ
3?
19,9
18,1
18,7
16,1
14,5
27,4
14,8
14,4
14,5
14,4
14,4
14,1
14,0
- ! 14,0
- ! 13,7
14,1
14,7
11,7
0,21
45,0
35,4
48,7
52,2
49,9
67,4
53,2
48,9
44,5
56,6
55,1
51,1
41,2
47,3
49,4
53,0
46,4
45,7
0,25
4,30! 6,54 j -
4,27
3,79
2,94
3,71
6,50
4,71
2,07
4,87
4,28
0,21
0,17
13,5 i 49,1
18,7
11,1
13,0
14,7
14,0
14,7
14,6
11,9
9,8
12,0
12,0
52,9
59,2
52,0
54,0
64,0
55,7
55,6
60,5
58,6
59,4
58,3
Litteratur. Lintner, Grundriß der Vierbraue-
rei (Berl. 1893); Kobert, Zur Geschichte des Biers
(Halle 1896).
Bier- und Gerste-Gntwertungs-Versiche-
rung in Brauereien, die Versicherung des durch
Feuer oder Explosion verursachten Echadeus, wel-
cher deu Brauereien an deu von ihnen hergestellten,
in den Gär- und Lagerkellern befindlichen Bier-
vorräten durch Zerstörung oder Beschädigung der
.Kühlmaschinen (Eismaschinen, Kaltluftmaschinen
u. s. w.) sowie all den bereits in Bearbeitung be-
griffenen Gerstevorräten durch Zerstörung oder Be-
schädigung der Darranlage entsteht. Diese Ver-
sicherung ist in Preußen seit 1892 und darnach auch
in andern deutschen Ländern als ein Bedürfnis
des Vrauereigewerbes anerkannt und neben der
Versicherung der betreffenden Vorräte gegen Feuer-
schaden behördlicherseits zugelassen worden. Sie
wird nur bis zum Selbstkostenpreise der zu ver-
sichernden Vorräte, abzüglich mindestens eines Vier-
tels Selbstversicherung, und nur gegen diejenigen
Gefahren (Feuers-, Blitz-, Explosionsgefahr) ge-
währt, gegen deren unmittelbare Einwirkung die
Vorräte von Vier und Gerstebereits bei derselben An-
stalt versichert sind. Bei der Bier-Entwertungs-Ver-