*Bosporus. Die Küstenwerke des B., die diese Straße gegen einen aus dem Schwarzen Meere kommenden Feind
verteidigen sollen, kann man in vier Gruppen geteilt annehmen. Die nördlichste Gruppe reicht bis zur Böjükbucht auf der europäischen und bis
Fil-Burun auf der kleinasiat. Seite und enthält auf der 3,5 km langen und 3 bis
1,1 km breiten Strecke auf rumelischer Seite 5 Küstenwerke und zwar das Fort Rumeli-Feneri-Kalessi nebst
einer Batterie, die Batterie Tapas-Burun, das Fort Gharibdsche, das hochliegende Fort Böjük-Liman mit insgesamt 97 Geschützen, und auf
anatol. Seite drei, nämlich das moderne Fort Anadoli-Feneri-Kalessi, die Poirasbatterie und das moderne Fort Fil-Burun mit insgesamt 64
Geschützen. Die zweite Befestigungsgruppe, mit den wichtigsten Werken , reicht bis zur Böjükderebai und deckt den nur 570–740 m breiten
Fahrwasserabschnitt; hier stehen außer den alten halbverfallenen Genuesenschlössern Rumeli-Kawak und Anadoli-Kawak acht Werke mit
mindestens 198, wahrscheinlich aber mehr Geschützen; unter diesen Werken sind besonders zu nennen auf europ. Seite die neue Batterie
von Rumeli-Kawak mit 6 schweren gezogenen Geschützen, das Fort von Tali-Tabia mit 30 glatten Geschützen in sehr guter Aufstellung
unmittelbar über dem Meeresspiegel, die Batterie von Dikili und das Fort Mezar-Burun; auf asiat. Seite das alte Fort Anadoli-Kawak mit 11
Kruppschen Geschützen von 15 bis 28 cm Kaliber, das neue Fort Juscha, die alte Riesenburg, mit 8 Kruppschen Geschützen und das ganz
moderne Fort Madschiar-Kalessi, das wichtigste Küstenwerk des ganzen B., mit 30 Kruppschen Kanonen von 15 bis 28 cm Kaliber, die in 8 m
Höhe über dem Meeresspiegel stehen. Im dritten Abschnitt zwischen Böjükdere und Therapia liegen das Fort Alti-Agatsch und die modernen
Batterien von Therapia- und Kiridj-Burun, die mit weittragenden Geschützen den 4 km entfernten Paß Kawak enfilieren. Dieser Paß zwischen
Rumeli- und Anadoli-Kawak ist die wichtigste Stelle der Verteidigung; er soll mit drei Minensperren im Kriege gesperrt werden. Die innerste
Verteidigungslinie, die vierte Gruppe der Küstenwerke, liegt in dem schmalen (nur 670 m breiten) Paß zwischen den aus dem 14. Jahrh.
stammenden, der Neuzeit angepaßten festen Schlössern Rumeli-Hissar und Anadoli-Hissar, deren jedes etwa 20 Geschütze führt, aber Platz
für ungefähr die doppelte Zahl hat. Auch zwischen diesen Werken soll eine Minensperre gelegt werden, indessen ist hier der Strom ziemlich
stark, 5–6 Seemeilen in der Stunde, wodurch die Minen, wenn sie trieben, leicht für Konstantinopel gefährlich werden konnten. Vom Fort
Rumeli-Hissar führt ein unterseeisches Telegraphenkabel über den B. nach Kandillü. Im ganzen sollen in diesen Küstenbefestigungen des B.
nicht weniger als 534 Geschütze, und zwar 304 auf europ. und 230 auf kleinasiat. Seite, aufgestellt sein, darunter 40 schwere Kanonen von
Krupp und 50 schwere Mörser. So gut wie unvorbereitet ist die Verteidigung des B. nach dem Marmarameere hin; allerdings sind bei
Konstantinopel drei Küstenbatterien, die mit 150 Geschützen bewaffnet ↔ werden könnten; es sind dies die Batterie vor dem
Arsenal in Tophane mit 18 Kanonen und 6 Mörsern (hat Platz für 96 Geschütze), ferner die Batterie auf der nördl. Höhe des Serailhügels, die
für etwa 40 Geschütze bestimmt ist, und endlich auf asiat. Seite in Skutari eine Batterie in der Nähe des alten Leanderturms, für 9–14
Geschütze. Davon ist aber nur die Salutbatterie in Tophane -mit 6 Bronzekanonen in gebrauchsfähigem Zustand. Die Forts am B. sind ständig
mit drei sehr tüchtigen Regimentern Küstenartillerie besetzt. Die Forts jeder Seite sind durch Telegraphen und Militärstraßen miteinander
verbunden. – Vgl. Stenzel, Der kürzeste Weg nach Konstantinopel (Kiel und Lpz. 1894); Didelot,
La défense des côtes d‘Europe (Par. und Nancy 1894).
*Boston, Stadt in Amerika. 1890 zählte man unter den 448477 E. 158172 Fremdgeborene, darunter 71000 Irländer,
38000 Canadier, 13000 Engländer und 10000 Deutsche. Ende 1895 wurde die Einwohnerzahl auf 494000 geschätzt; der Wert des besteuerten
Eigentums betrug 951 Mill. Doll., die städtische Schuld 39 Mill. Doll. Nach dem Census von 1890 betrug die Zahl der industriellen
Etablissements 7942, der darin beschäftigten Leute 90805, der Löhne 55 Mill. Doll., der Rohmaterialien 105 Mill. Doll., der Fabrikate 211 Mill.
Doll. Von letzterer Zahl entfielen auf Männerkleider 24 Mill. Doll., Buch- und Zeitungsdruck und Verlag 12 Mill. Doll., Gießerei- und
Maschinenprodukte 8,5 Mill., Maurerarbeit 8,8 Mill., Zimmerarbeit
8,8 Mill., Möbel 5,4 Mill., Seilerwaren 5,3
Mill., Musikinstrumente 4,7 Mill., Biere 4,6 Mill., Großschlächterei
2,8 Mill., Tabakswaren 2,3 Mill., Gummiwaren
1,8 Mill., Farbstoffe 1,7 Mill. Doll. 1894 betrug der Wert der
Einfuhr 53,4 Mill. Doll., darunter Rohrzucker
10,9 Mill., Wolle 6,8 Mill., Häute und Felle 5,1
Mill., Chemikalien 3,1 Mill., Baumwolle 2,6 Mill., Früchte
1,6 Mill., Manillahanf 1,2 Mill. Doll. Der Wert der
Ausfuhr betrug 84,7 Mill. Doll., darunter Speck
14,2 Mill., Rindvieh 12,3 Mill., Rohbaumwolle
8,8 Mill., Weizenmehl 8,7 Mill., rohes Fleisch
7,4 Mill., Schweineschmalz 6,3 Mill., Leder und Lederwaren
5,8 Mill., Schinken 4,7 Mill., Weizen 2,3 Mill.,
Korn 1,8 Mill. Doll. Deutschland führte ein Waren im Werte von 2,4 Mill. Doll.,
besonders Baumwollwaren, Chemikalien, Porzellanwaren, Anilinfarbe u.s.w.; es bezog dagegen Waren im Werte von 1 Mill. Doll.,
hauptsächlich Schweineschmalz und Speck. Es liefen ein 2078 Schiffe (darunter 1673 britische, 273 amerikanische, 78 norwegische,
19 deutsche) mit 1738733 Registertons. Es wanderten ein 15654 Personen, 6797 männliche, 8857 weibliche. 1895 wurde mit dem Bau einer
elektrischen Untergrundbahn begonnen.
*Botanik. Während man unter Physiologie früher gewöhnlich die gesamten
Lebenserscheinungen der Organismen verstand, hat man in der botan. Litteratur neuerdings vielfach einen Teil dieser Erscheinungen von der
Physiologie abgezweigt und unter der Bezeichnung Biologie zusammengefaßt, ohne daß es übrigens
möglich wäre, eine streng wissenschaftliche Grenze zwischen diesen beiden Gebieten zu ziehen. Gewöhnlich rechnet man aber zur Zeit in das
Gebiet der Physiologie die in erster Linie chem. Prozesse, die mit der Ernährung, Assimilation und Atmung zusammenhängen, ferner die
Wachstums- und Bewegungserscheinungen und die Abhängigkeit derselben von äußern Bedingungen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 205.