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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Budwitz; Buenos-Aires

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Budwitz – Buenos-Aires

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Buddhismus'

gesetzt werden. Die letztern sind von Pappe, Leinwand, Kupfer, Holz oder Edelmetall gefertigte, oft äußerst kostbar ausgestattete Cylinder, welche aus zwei Teilen, einer Schachtel und einem Deckel, bestehen. Die erstere sitzt lose an einem mit Hand-Heft versehenen Stift und ist mit den Papierrollen umwickelt, worüber der Deckel geschoben wird is. Taf. II, Fig. 10). Oben wird dieser durch einen Knauf, der das nach oben Rutschen verhindert und die Spitze des Ganzen bildet, festgehalten. An der Spitze des Deckels hängt eine Kette mit einem Bleigewicht, dessen Schwingung den Cylinder in Bewegung setzt. Das Umtreiben der Maschine ersetzt das Gebet. Eine derartige Maschine, die durch Anfassen des nach oben frei stehenden Dornes bewegt wird, zeigt Taf. I, Fig. 4. Ferner dienen die Dhâraṇis zum Beschreiben der sog. Gebetsflaggen, deren Wehen im Winde ganzen Ländern zu gute kommt, wie der sog. Gebetmauern, welche oft stundenweit an der Straße oder an einer Felswand hinlaufen. Überhaupt leistet der nördliche B. durch Massenfabrikation von Buddhabildern und segenbringenden Inschriften Unglaubliches. Je mehr Heilige, je mehr heilige Texte, desto mehr Segen. Zu den merkwürdigsten Monumenten dieser Art gehört Siau-si-tien bei Peking. Vom Jahre 620 n.Chr. an haben dort fünf Generationen von Mönchen auf Steintafeln heilige Texte eingegraben und so acht Höhlen mit 1560 Tafeln chines. Sûtratexte angefüllt.

Vgl. Indian antiquary (12. Bd., Bombay 1883); Huth, Geschichte des B. in der Mongolei (Straßb. 1896).

*Budwitz, s. Mährisch-Budwitz.

*Buenos-Aires. 1) Provinz, die größte und volkreichste des Landes, hat auf 305119 qkm (1895) 921222 E. Sie grenzt im N. mit 261 km an Cordoba und Santa Fé, und zwar mit 80 km an den Fluß Arroyo del Medio. Von Entre-Rios trennt sie auf 249 km ein Arm des Parana, der Riacho Pavon, ferner der Rio Ibicuy und der Parana selbst. Das rechte La-Plata-Ufer ist 390, die atlantische Ostküste 1169 km lang. Es ist durchweg flaches Weideland, nur zwei niedere granitene Hügelketten, bis 400 und 1000 m hoch, ziehen von NW. nach SO. unter verschiedenen Namen und liefern etwas Marmor und Bausteine. Von den Flüssen ist nur der Salado wichtig, aber nicht schiffbar. Am wertvollsten und fruchtbarsten sind die Gebiete zwischen Parana, La Plata und dem Salado, mit den größten Estancias. Die meisten Bäche enden in den mehr oder minder salzhaltigen Lagunen, die bei anhaltender Dürre oft austrocknen. Wichtigster Erwerbszweig ist die Viehzucht. 1895 zählte man 7,19 Mill. Stück Rindvieh, 1,68 Mill. Pferde und 52,20 Mill. Schafe. Diese Ziffern zeigen einen nicht unbedeutenden Rückgang gegen 1888, was sich aus der Ausdehnung der Weizenkultur zur Genüge erklärt. Zahme Strauße zählte man 58485, Schweine 254900, daneben Maultiere, Esel und Ziegen. Außer der Hauptstadt La Plata (s. d.) sind wichtige Orte: San Nicolas am Parana mit 12268 E., Mercedes an der Westbahn 13000 E., Dolores an der Südbahn 10000 E., Chivilcoy mit 16000 E. und bedeutendem Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Bahia-Blanca am Naposta, 7 km vom Ocean, mit starkem Exporthandel (1895 für 4,41 Mill. Pesos). Sehr schlecht sind die Finanzverhältnisse. Die Goldschuld betrug im Dez. 1894: 50,9 Mill. Pesos, die Papierschuld 41,51 Mill. (1 Peso Gold = 3,5 Pesos Papier). Allein die jährliche Zinsenlast der 25 Mill. ↔ Provinzial-Hypothekenbankscheine erfordert mehr, als die gesamten Einnahmen betragen. –

2) Hauptstadt der Republik, trotz aller finanziellen Nöte in steter Weiterentwicklung, zählte 10. Mai 1895: 665243 E., gegen 556900 E. im J. 1893 und 177790 im J. 1869. Mehr als die Hälfte sind Fremde und unter diesen etwa 200000 Italiener. Etwa 9 Proz. der Gesamtbevölkerung sind Spanier, 4½ Proz. Franzosen, Deutsche und Engländer nur je 1 Proz. Die Stadt mit ihren regelmäßigen Straßenzügen und Häuserblocks nimmt immer mehr weltstädtischen Charakter an; die teuren Bodenpreise zwingen statt der niedrigen flachen span. Häuser mehrstöckige Bauten aufzuführen. Im einzelnen ist von Neuerungen zu erwähnen: die Fertigstellung der Avenida de Mayo, die, 30 m breit, von der Plaza Victoria nach den Boulevards Entre-Rios und Callao führt, der neue Tiergarten, der in dem vornehmen Park Tres de Febrero oder Palermo am Westende der Straße Santa Fé entsteht, und die aufblühenden Vororte innerhalb des Municipiums, wie Villa Santa Rita nördlich von Flores und Floresta, Villa Alvear am Bache Maldonado und südlich der Straße Santa Fé und bei Belgrano Catalinas, Villa Mazzini und Villa Ortuzar. Geplant ist ein Neubau des jetzt unzureichenden Centralbahnhofs am Hafen in der Nähe der Plaza de Mayo, die von Regierungsgebäuden, Kathedrale und Banken umgeben ist. An Denkmälern sind nachzutragen die Bronzereiterstatuen des Generals Belgrano auf dem genannten Platze, die des Generals San Martin vor der Westbahnstation, wo auch das Gebäude Argentiniens von der Pariser Weltausstellung von 1889 seinen Platz gefunden hat, die Marmorstatue Cavalles auf dem gleichnamigen Platze, wo auch das neue Opernhaus errichtet wird, und das Denkmal Adolfo Alsinas auf der Plaza Libertad. Höhere Lehranstalten sind nicht entstanden; die 134 öffentlichen und 179 privaten Elementarschulen wurden 1895 von 55446 Kindern besucht. Unter den 100 Zeitungen waren 25 tägliche, und von diesen erscheinen 7 in ital., 5 in franz., je 4 in engl. und deutscher Sprache. Unter den 15 Spitälern sind jetzt San Roque und de Clinicas die bedeutendsten; Neugründungen sind das Bakteriologische Laboratorium und ein Pasteursches Institut. Elektrische Beleuchtung haben jetzt auch einige Straßen und Plätze erhalten; als Wasserturm für die von Belgrano aus dem La Plata entnommenen Wasser dient ein monumentaler Majolikapalast zwischen den Straßen Rio Bamba, Viamonte, Cordoba und Ayacucho. Markthallen giebt es (1895) 25. Trotz der hohen Schutzzölle hat die eigene solide Industrie nur geringe Fortschritte gemacht. B. ist fast durchaus Handelsstadt und zwar gingen 1895: 85 Proz. des Gesamtwertes der Einfuhr Argentiniens und 50 Proz. der Ausfuhr über die Hauptstadt, d.i. für fast 60 Mill. Pesos Gold Export und für 80 Mill. Import. Neben der Boca del Riachuelo für kleine Segler und der 45 km entfernten Ensenada dient jetzt der fast vollendete eigene, 5 km lange Hafen mit 4 großen Docks und 2 Flutbassins dem Verkehr. Doch wird es unausgesetzter Baggerarbeiten bedürfen, um die Versandung durch die Sedimente des La Plata zu verhindern. In B. liefen 1895 ein: 6494 fremde Dampfer mit 5,46 Mill. t und 3382 fremde Segler mit 0,78 Mill. t. Sehr lebhaft ist der Küstenverkehr; täglich gehen Schiffe nach Montevideo und einigen Plätzen am Parana und Uruguay. In der Stadt beförderten 1894 die 9 Pferde-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 233.