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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Deutsch-Nordische Lloydbahn - Deutsch-Ostafrika
Litteratur. Gutsche und ^chilltze, Dcittsche Ge-
schichte von der Urzeit bis zu den Karolingern (2 Bde.,
Stuttg. 1893-94); Mühlbacher, Deutsche Geschichte
unter den Karolingern (ebd. 1895); Kempf, Geschichte
des Deutschen Reichs während des großen Inter-
regnums 1245-73 (Würzb.1893); Iastrow, Deutsche
Geschichte im Zeitalter der Hohenstaufen (Stuttg.
1894); Vlum, Das Deutsche Reich zur Zeit Bismarcks
(Lpz. 1893); >von Strantz,1 Das Deutsche Neich
1871-95 (Berl. 1895).
"Deutsch NordischeLloydbahu,ist 14. März
1894 in das Eigentum des mccklenb. Staates über-
gegangen und der Generaldirektion der mecklenb.
Friedrich-Franz-Eisenbahn in Schwerin unterstellt.
* Deutsch-Ostafrika. Flächeninhalt: 941100
cikm. Die Zahl der Eingeborenen wird auf 3 Mill.
geschätzt; die Zahl der Europäer beläuft sich in den
Küstengegenden auf 578, wovon 45<i Deutsche (1894).
Pflanzenwelt. Die Bodenbedeckung ist in D.
gemäß der Verteilung hoher Gebirge und der Lage
zur Küste eine wechselnde, und ebeuso wechselvoll sind
die Möglichkeiten zur Anlage von Plantagen oder zur
Heranziehung der natürlichen Reichtümer der Pflan-
zenwelt für Kultur oder Gewinn von Rohstoffen.
Für immergrüne Wälder von echt tropischem
Charakter sind resonders im Küstenlande auf schma-
len Streifen die Ufersäume geeignet, während auf den
leichten Anhöhen oberhalb des Überschwemmungs-
gebietes schon niedere Vuschgehölze und Steppen-
sträucher mit immergrünen starren Blättern, durch-
rankt von der Kautschukliane (I.^näolpdia I'otki-
813.N3. ^)?/6?') mit andern Lianen, wie weiter landein-
wärts herrschen. Die Uferwälder dagegen haben hin-
sichtlich ihrer dicht gedrängten Pflanzenfülle beson-
ders in Usambara Bewunderung erregt, wenn auch
nur vereinzelte I^IwLnix LpinoFH ^iVion. und I^näa-
nu8 von den Hauptformen tropischer Urwälder an
monokotylen Schopfbäumen beobachtet sind. Bigno-
niaceen (Ki^siiN aoUilopic^ ^eccn'Fne) und Myrta-
ceen (Dali'MFtoni^ iac6in08", _NllM6) H^^inm)
liefern die höchsten Laubbüume, besetzt mit epiphyti-
schen großen Orchideen (^.nFi-^euni), dichte Schling-
massen bilden zwischen Baumstämmen und immer-
grünen Myrtengebüschen oft wandartige Mauern.
Weiter landeinwärts herrschen fcuchtheiheTropen-
waldungcn in den Schluchten der Gebirge, am aus-
gesprochensten in Usambara (am Sigi, Bombo,
Umba), mit voller Entwicklung des Vaumlebcns und
seiner tropischen Begleiter: Farne, epiphytische Orchi-
deen und Lianen. Dieser Wald geht noch zu 1000 m
übersteigenden Höhen hinauf, verliert dann an
Mannigfaltigkeit und geht als etwas einfacher zu-
sammengesetzter Gebirgstropenwald sowohl in Usam-
bara als in Usagara, Nguru u. s. w. bis 1500 in,
1700 m und auch wohl noch höher hinauf. Einzelne
Baumarten wechseln dabei sehr in der Höhe ihres
Vorkommens; manche am Kilima-Ndscharo auftre-
tende Arten sind in den Ulugurubergen viel tiefer
beobachtet. Alle diese Waldbestände sind durch die
ansässige Negerbevölkerung sehr eingeschränkt und
in manchen tiefern Lagen geradezu vernichtet, der
Rest wird durch den Plantagenbetrieb der Europäer
bedroht, und große Fürsorge mnß man ihm ange-
deihen lassen, um nicht den das Innenplateau be-
herrschenden ^tcppenwindcn und ihrer Humus ab-
tragenden Wirkung alles zu eröfsnen. Die Neger
schlagen zur Anlegung ihrer Bananenhaine den Wald
nieder und brennen ihn ab, pflanzen außer Bananen
nock Zuckerrohr, Bataten, Mais bis zur Erschöpfung
des Bodens, der dann sich selbst überlassen, von Ge-
büsch überzogen wird; nach langen Jahren kann sich
dieser Anbau wiederholen.
Immergrüne und blattwechsclnde Gebüsche, Step-
penwäldcr, echte Savannen in den Niederungen und
Baumgrassteppen auf den Höhen, Dornbüsche und
sogar wüstenartige Steppen nehmen nach Abzug der
geschilderten Waldungen die Hauptmasse des Landes
in D. ein, wozu an der Küste noch die tropischen
Mangrovebcstände kommen.
Wie in Afrika überhaupt die Vuschgehölze zu
den am mannigfaltigsten entwickelten Beständen ge-
hören, so ist auch ihre Vertretung in D. eine reiche.
Akazicnarten, besonders ^.cacia, OlUeckn ^., ^cacia
86va1 Aol., Felicia. LtLnoc^rpa. ^oc/ist. (und andere
viel Gummi lieferude Bäume), sind dafür kennzeich-
nend und halten sich auch im trocknen Boden durch
ihre tiefgehenden Wurzelu. Abgebrannt regenerieren
sich die Busch geh ölze im Laufe weniger Jahre und
haben daher viel mehr Fläche einnehmen können,
als die den immer wiederkehrenden Bränden nur
schwierig widerstehenden Savannen Wälder, die
besonders aus Afsenbrotbäumen (^ÄN8oniN) und
Banzanen (z. B. I^icu8 U3^mdai'6n8i3 ^ai'b. u. a.)
sich zusammensetzen.
In der Nähe der Küste befördern die kräftigen
Regen der großen Regenzeit und die später im Ok-
tober und November fallenden kleinen Regenschauer
die Entwicklung immergrüner Buschhölzer und Sträu-
cher; aber landeinwärts verkürzt sich die Regenzeit
bis zum Bereich der Hochgebirge, die ihrerseits andere
Verhältnisse erzeugen, und so herrschen in Ugogo
und im Massailande jenseit dieser Gebirge mehr die
klimatischen Bedingungen für blattwechselnde, eine
lange Dürre ertragende Steppenbuschdickichte
und für Grassteppen mit oder ohne Gehölze.
Diese blattwechselnden Steppenbüsche und Dorn-
sträucher von oft meilenwciter Ausdehnung und
kulturfeindlich im höchsten Grade rücken an manchen
Stellen aber auch schon recht nahe an die Küste
heran, besonders im nördlich anstoßenden engl.
Grenzgebiet westlich von Mombas auf dem Wege
zum Kilima-Ndscharo. Hier nannte Meyer eine
solche meilenweit sich ausdehnende Steppe "Obst-
gartensteppe", weil die 2-4 m hohen pyramidenför-
migen Väumchen, in Abständen weniger Meter über
die Ebene verteilt, mit ihrem hellgrauen, von Flechten
überzogenen Gezweig und starker Dornbildung an
winterliche Holzbirnen erinnern. Diese Bäumchen
gehören einer größern Zahl von Arten an, unter
denen solche von Sapindaceen und Burseraceen neben
Leguminosen vorwiegen. Stehen aber die Büsche
dichter aneinander und ist die Dornbildung die
gleiche, so bilden sich die sogar den Graswuchs zu-
rückhaltenden, aus zahlreichen Arten gemischten
Dickichte, die so oft schon den Reisenden den Weg
versperrt haben. An diese Dickichte schließen sich
unter gleichen äußern Bodenverhältnissen nicht selten
Wolfs milchd ornb üsch e an, in denen Kandelaber-
Euphorbien (besonders Nupkordia I^ikas ^an und
'liruclM /v.) zu Zweighöhe von 10 bis 20 m heran-
wachsen und lichte Haine mit blattlosen dickfleischigen
Ästen bilden.
Mit Gräsern vereinigt erzeugen diese Holzpflan-
zen verschiedene Formen von Busch grassteppen,
während in den Savannen oder Hochgras-
steppen die mannshohen Gräser (Arten von ^.n-
(ii'opoFon u. a.) überwiegen und sich mit niedern
Halbsträuchern und Kräutern <z. B.Acanthaceen) ver-