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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Feuerversicherung - Finanzreform
gend, wiederum bis zu einer bestimmten, einstell-
baren Höhe, nach und nach herabsinkt und dadurch
den Schornsteinzug allmählich mindert. Die je nach
der Zeit, in welcher die allmähliche Schließung des
Schornsteinschiebers erfolgen soll, regulierbare Dem-
mung in diesen Apparaten wird mittels Pendels
oder durch einen Kolben mit stellbaren Durchfluß-
öfsnungenfürFlüssigkcitsübertritt oder mittels eines
Flügelrades bewirkt, welches sich in einer Flüssigkeit
(Glycerin) bewegt. Eine andere Art von Appa-
raten zur Regulierung des Essenzuges wird vom
Dampfdruck des Kessels beeinflußt und abhängig ge-
macht, so daß bei hohem Dampfdruck der Essenzug
und mit diesem die angesaugte Verbrennungsluft-
menge und somit auch das verbrennende Feucrungs-
materialquantum und die entwickelte Wärmemenge
verringert wird, wodurch z. B. bei Niederdruckdampf-
heizungen eine möglichst selbstthätige Negulierung
der Verbrennung und damit verknüpfte Vereinfachung
in der Kesselwartung erreicht wird.
Während man früher stets bemübt war, den Nost
von Asche und Schlacke thunlichst rein zu halten, läßt
man jetzt zuweilen (bei der sog. Dunkelfc u erung)
die Verbrennungsrückstände in mehr oder weniger
hoher Schicht längere oder kürzere Zeit liegen und
entfernt sie erst nach vollständigem Ausglühen.
Von den automatischen Beschickungsvorrichtun-
gen ist die von Leach zu erwähnen, bei welcher ein
in einem Gehäuse vor der Veschickungsöffnung auf
einer horizontalen Welle sitzendes Flügelrad die beim
periodischen Offnen eines Äbfchlußschicbers des über
dem Gehäuse angeordneten Fülltrichters herabfallen-
den Kohlen erfaßt und gegen eine sich nach dem Roste
zu öffnende Klappe schleudert und dadurch über die
Rostfläche gleichmäßig verteilt; das Abschlacken er-
folgt durch besondere Thüren unterhalb der Ve-
schickungsöffnung. (S. auch Gasfeuerungen und
Staubfeuerung.) - Vgl. Häußcrmann, Industrielle
F. Erste Hälfte (Etuttg. 1894).
^Feuerversicherung. Das deutsche Feuer-
versicherungsgeschäft imI. 1894:
Gesellschaften
I. ^ffentti che gegenseitige Ge-
sellschaften ......
II. Private gegcnseitigeGesell-
schaften.......
III. Aktiengesellschaften . . .
Versicherungs-
summe
Ende 1894
40 126 473 310
10 445 57.'! 763
59 110 884 949
Prämien-
einnahmen
snr eigene
Nechnnng
56 184 170
26 908 548
121 193 571
Snmme I-111 > 109 662 932 027 j 204 286 289
Die Jahresbeiträge der Versicherten (Prämien-
einnahmen der Gesellschaften) betrugen bei 11,4 Pro-
mille der Versicherungssumme, die Entschädigungen
42,4 Mill. M.; bei il betrugen die Jahresbeiträge
26,9 Mill. M., nach Abzug der Rückzahlungen an die
Versickerten jedoch nur 14,4 Mill. M. oder 1,34 Pro-
mille der Versicherungssumme (1884: 7 661783 M.),
und die Schadenvergütungen 10 Mill. M. Vei den !
Feucrversicherungs-Aktiengesellschaftcn betrugen die !
Schäden für eigene Rechnung 39 Mill. M.', an Prä- !
mien (121 Mill. M.) sind rund 2 Promille der Ver- !
sickerungssumme von den Versicherten erhoben. Ende !
1894 waren versichert: bei den öffentlichen Fcuer-
versicherungsvcrbänden in Preußen zusammen ^
21053 Mill. M., mit einem Jahresbeitrag von 32,8
Mill. M., d. i. 1,52 Promille der Versicherungs-
summe, darauf entfielen Schadenvergütungen 23,1
Mill. M. (Weiteres in den Tabellen der Beilage.
Nr.I-IV sind aus "Ehrenzweig, Assekuranz-Jahr-
buch", XVII, 1896 entnommen.)
*Fichel, Eugene, starb 11. Febr. 1895 in Paris.
*Fick, Heinrich, starb 22. Sept. 1895 in Hottin-
gen bei Zürich.
Fieber, rheumatisches, s. Ephemera.
Sieberbrunn, Dorf in der österr. Bezirkshaupt-
mannschaft und dem Gerichtsbezirk Kitzbühel in Tirol,
im Schwarzachenthal, an der Linie Salzburg-Wörgl
der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1766 E., eine
Quelle, welche angeblich 1354 die letzte Gräsin
Margarete Maultasch von einem Fieber geheilt hat,
woher der Name des Ortes stammt, und die auch
heute noch zu Kuren benntzt wird, sowie das Eisen-
und Stahlhüttenwerk Pillersee. Der Bergbau wurde
hier schon im 10. Jahrh, betrieben.
*Field, David Dudley, starb 10. April 1894 in
I'iia.ria., s. Augenfadenwurm. ^Neuyork.
Filelfo (lat. Philelphus), Francesco, ital.
Humanist, geb. 25. Juli 1398 zu Tolentino, studierte
in Padua, lehrte, von da wegen seines zügellosen
Lebens ausgewiesen, seit 1417 in Venedig, erhielt
das dortige Bürgerrecht und wurde 1420 als Ge-
sandtschaftssekretär nach Konstantinopel geschickt.
Hier gewann er unter Leitung des Joh. Chrysoloras
eine genaue Kenntnis des Griechischen, 1427 wurde
er Professor der Beredsamkeit und Moral in Bo-
logna, 1429 der schönen Wissenschaften in Florenz.
1434 muhte er wegen seiner Streitsucht weichen,
war 4 Jahre in Siena und von 1439 an in Mai-
land thätig. Später führte er ein ruheloses Wan-
derleben, wurde schließlich Professor des Griechi-
schen in Florenz und starb daselbst 14 Tage nach
seiner Ankunft, 31. Juli 1481. Er übersetzie Stücke
aus Lysias, Plutarch, Xenophon u. a. sowie die
Rhetorik des Aristoteles. Als Dichter war F. be-
sonders fruchtbar. Seine Verse sind fließend, doch
meist geschmacklos. In Satire und Polemik kennt
er tein Maß in der Verleumdung und gehässigen
Angriffen ncgen Widersacher. Sein weitschweifiges
Heldengedicht, die "Sforziade", ist ein höfisches
Machwerk zum Preise seines Gönners Franz Sforza.
Die in ital. Sprache gegebenen Auslegungen Pe-
trarcas sind oberflächlich. Viele seiner Werke blieben
ungcdruckt. Von seinen Briefen ist die Ausgabe
Venedig 1502 die beste. Nachträge lieferten neuer-
dings Klette ("Die griech. Briefe des Franciscus
Philelphus. Mit ergänzenden Notizen zur Biogra-
phie Philelphs", Greifsw. 1890) und Legrand ("OoM
llix Iotti'L3 Fi'6cHH68 Ü6 I^ii6it'0", Par. 1892). -
Vgl. Rosmini, Vita äi 1^. I". (3 Bde., Mail. 1808).
Filtt, s. Schicßpulver.
Film <engl.,^d. i. Käulchen), Bezeichnung für
dünne photogr. schichten. So spricht mau von Col-
lodium-, Gelatine-, Celluloidfilms u. s. w. Mit dem
Produkt kam auch der Ausdruck nach Deutschland,
wird aber hier hauptsächlich nur für Bromsilbertrocken-
plattcn gebraucht, bei denen F. statt Glas die Unter-
lage für die empfindliche Schicht bilden. Diefe F.
zeichnen sich vor den Glasplatten durch ihr geringes
Gewicht (etwa ^ der Gläser) und ihre Biegsamkeit
aus. Letztere Eigenschaft macht sie geeignet zur Ver-
wendung im Cylindrographcn (s. Photographie,
Bd. 13). Es giebt dazu besondere Filmka^etten.
Finanzdelikt, s. Steuervergehen.
Finanzreform, Bezeichnung für die Bestrebun-
gen im Deutschen Reich, den schädlichen Einfluß der
Franckensteinschen Klausel (s. Franckenstein, Bd. 7,
und Deutschland und Deutsches Reich, Finanzwesen,