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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gewerbestatistik - Gewerkschaftsbund
Gesetze betreffend die Bestellung von Gewerbeinspek-
toren vom 17. Juni 1883 <s. Fabrikinspektor, Bd. 6),
den Arbeiterschutz vom 8. März 1885 (s. Fabrikgesetz-
gebung, Bd. 6), die Baugewerbe vom 26. Dez. 1893
iwonach diese in das Gewerbe der Bau-, Maurer-,
Steinmetz-, Zimmer- und Brunnenmeister zerfallen)
und die Sonntagsruhe vom 16. Jan. 1895 (s. Sonn-
tagsarbeit, Bd. 15). Das österr. Gewerberecht bezieht
sich gar nicht auf die Hausindustrie, unter der aber
hier etwas anderes als in der Volkswirtschaftslehre,
nämlich diejenige in der Wohnung geübte gewerbliche
Thätigkeit, verstanden wird, bei welcher höchstens
die Angehörigen des eigenen Hausstandes, aber keine
Gesellen oder Lehrlinge zur Verwendung gelangen.
Konzessionierte Gewerbe sind: Prcßgewcrbe, Unter-
nehmungenperiodischerPersonentransporte,Schiffer-
gewerbe auf Binnengewässern, Nauchfangkehrer-,
Kanalräumer-, Abdecker-, Pfandleihergewerbe, Ver-
fertigung und Verkauf von Waffen und Munitions-
gegenstünden, Gast- und Schankgcwerbe, Darstellung
und Verschleiß von Giften, Spielkartenerzeugung,
Baugewerbe, öffentliche Lagerhausunternehmungcn,
gewerbsmäßige.Herstellung von Anlagen für Er-
zeugung und Leitung der Elektricität, Hadernhandel
in gewissen Grenzbezirken, Betrieb von Informa-
tionsburcaus zum Zweck der Auskunfterteilung über
Kreditverhältnisse von Firmen, Leichenbestattungs-
unternehmungen, Zahntechnikergewerbe (seit 1893).
Die Liste jener Gewerbe, die als Handwerk gelten
sollen, ist durch eine Verordnung festgestellt. Es
sind solche, bei denen es sich um Fertigkeiten handelt,
welche die Ausbildung im Gewerbe durch Erlernung
und längere Verwendung in demselben erfordern
und für welche diese Ausbildung in der Negcl aus-
reicht. Aus Billigkeitsrücksichten kann von dem Er-
fordernis des Befähigungsnachweises befreit werden.
Handclsgcwerbe und fabrikmäßig betriebene Unter-
nehmuug rechnen nie zum Handwerk. Im Dez. 1895
wurde dem Ncichsrat eine neue umfassende Ge-
werbenovclle vorgelegt.
* Gewerbestatistik. Für das Deutsche Reich
hat der 14. Juni 1895 eine Wiederholung der Berufs-
und Gewerbezählung vom 5. Juni 1882 in ver-
größertem Maßstabe gebracht. Als Zweck der Zäh-
lung wurde angegeben, der Verwaltung und der
Wissenschaft neue und zuverlässige Nachrichten über
die Zusammensetzung der Bevölkerung Deutschlands
nach dem Beruf sowie über die Zahl und Größe der
landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebe zu
verschaffen. Die vorläufigen Ergebnisse dieser Zäh-
lung sind in der Tabelle auf der folgenden Spalte
angegeben. Außer auf die dort angeführten Haupt-
berussabteiluugen entfallen noch auf die häuslichen
Dienste 886 807 Perfonen (davon 432 491 Erwerbs-
thätige), auf die Beamten und freien Berufe
2835222 (1426169), auf die Berufslosen 3326862
(2142 601).
Hauptergebnisse der Zählungen in den Ver-
einigten Staaten:
Vetriebsergebnisse
Iahl dcr Betriebe......
Tarin beschäftigte Personen .
Kosten des verarbeiteten Mate-
rials ......Mill. Doll.
Wcrtder Produktion Mill. Doll.
1880
253 502
1890
322 638
2 700 732 4 476 884
3 396 5 021
5 349 9 057
Zunahme
in Proz.
27,3
65,3
47,9
69,3
Berufsgruppen
Zugehörige

Erwerbsthätige
Personen überhaupt

Zahl
in Proz.
Zahl
in
Proz.
Landwirtschaft, Viehzucht
8156045
43,13
1IWL.K63
4l>,4t>
Forstwirtschaft, Fischerei
136 647
0,72
432 644
0,97
Bergbau, Hüttenwesen .
567 774
3,00
1847 307
4,13
Industrie der Steine und




Erden........
501315
2,65
1316641
2,94
Metallverarbeitung . .
862 035
4,56
2152 789
4,31
Maschinen, Werkzeuge,




Instrumente.....
385 223
2,04
1041127
2,33
Chemische Industrie . .
102 923
0,54
289 526
0,65
Forstwirtschaft!. Neben-




produkte .......
42 997
0,23
134070
0,30
Textilindustrie.....
945191
5,00
1899904
4,25
Papier........
135 863
0,72
306 547
0,68
Leder .........
168 358
0,89
429 327
0,96
Holz- und Schnitzstoffe .
647 019
3,42
1688 592
3,78
Nahrungs- und Genuß-




mittel ........
878163
4,64
2078 607
4,65
Bekleidung u. Reinigung
1513124
8,00
2973 700
6,65
Baugewerbe......
1353 447
7,16
3 705 773
8,29
Polygraphische Gewerbe
119 291
0,63
251503
0,56
Kunstmaler, Bildhauer




n. s. w........
23 546
0,15
61080
0,14
Fabrikanten und Arbeiter




unbestimmter Erwerbs-




thätigkeit ......
29961
0,16
76 648
0,17
Handclsgewcrbe ...
1205133
6,37
2 939 619
6,57
Vcrsicheruugsgewerbe. .
25 384
0,13
69664
0,16
Verkehrsgewerbe ....
615 331
3,25
2 002 706
4,43
Beherbergung und Er-




quickung .......
492 660
2,61
954 856
2,13
Vgl. ^I)8trlict ol t1i6 XI"' (^6118118 (Washington
1894); 00mp6Ns1nini (ebd. 1894).
Summe ,18 912 430! 100 >44 72i393j 10"1
* Gewerbesteuer. Durch die Steuergesetze vom
14. Juli 1893 wurde die G. als Staatssteuer in
Preußen aufgehoben und den Gemeinden überwiesen
(f. Preußen, Finanzwesen, Bd. 13). In Elaß-Loth-
ringen wurden durch Gesetze vom 8. Juni 1896 G.
und Wanderqewerbesteuer neu geregelt. - Vgl.
Falkmann, Die preuß. Gewerbesteuergesetzgebung
(2. Aufl., Verl. 1893); Fuisting, Das preuh. Ge-
werbcsteuergesetz vom 24. Juni 1891 (ebd. 1893).
* Gewerbevereine. In Köln wurde 1891 unter
Beteiligung von nahezu 300 deutschen G. der Ver-
band Deutscher G. gegründet, dem 1894 bereits
398 Vereine mit 41000 Mitgliedern angehörten.
Baden zählte 1894: 7 Gaugewerbeverbände mit
69 Vereinen und über 6000 Mitgliedern, Zessen
55 Ortsvcreine mit zusammen über 5000 Mitglie-
dern. Die Geschäfte des Landesvereins werden von
der großherzogl. Zentralstelle für die Gewerbe be-
sorgt. Im Königreich Sachsen besteht ein Gesamt-
verband sächsischer G., welcher 1893: 136 Vereine
mit 27 273 Mitgliedern umfaßte. - Vgl. Artikel
Gewerbevereine im ".Handwörterbuch der Staats-
wisscnschaften", Bd. 3 (Jena 1892); Mitteilungen
für den Verband deutscher G. (Köln, seit 1894).
Gewerblicher Unterricht, s. Handwerker
frage.
Gewerkfchaftsbund, schweizerischer, ein
Arbciterverband socialdemokratischer Tendenz, zählte
1895: 9203 Mitglieder aus 10 Centralverbändca
mit 186 Sektionen und aus 80 Einzelsektionen. Er
patronisierte 1894/95 13allgemeineStreiks,11waren
auf einzelne Betriebe beschränkt, 5 partial. Außer-
dem zählte man 38 Lohnbewegungen und 15 Kon-
flikte und Voykotts in einzelnen Betrieben. Für
solche wirtschaftliche Kämpfe verausgabte der G.
1894/95: 140000 Frs. Er giebt wöchentlich einmal
ein eigenes Blatt, die "Arbeiterstimme", heraus und
unterhält ein stehendes Arbeitersekretariat in Zürich.