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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gymnasialseminare - Habsburg
ist ein Versuch am Wilhelmsgymnasimn in München
und in Österreich ist ein solcher am Etaatsgymnasium
in Wien angestellt worden. Im übrigen steht anch
setzt noch die innere Reform der Gymnasien unter
den Nachwirkungen der Berliner Konferenz vom Dez.
1890, der durch sie herbeigeführten Änderung der
Lehrpläne und der begonnenen Versuche der Ein-
heitsschule und des sog. Neformgymnasiums. Daß
jene Beratungen eine Epoche in der Geschichte des
deutschen Gymnasiums bedeuten, läßt sich bis jetzt
nickt erkennen. Wenn sie darauf ausgingen, an der
Grundgestaltung des Gymnasiums festhaltend, eine
Minderuug der Schularbeit und eine freiere Be-
wegung für Lehrende und Lernende, zugleich mit
Rücksicht auf die Bedürfnisse der Gegenwart, herbei-
zuführen, so ist die Allgemeingültigkeit der Vor-
schristen eigentlich geblieben, die Abschlnßprüsung
auch nach Untersekunda hat weder eine Entlastung an
Schularbeit noch an Schülern ergeben, und die
Herabsetzung der Schulstunden ist fast nur auf
Kosten des klassischen Unterrichts erfolgt, ohne nach
andern Seiten bis jetzt Erfolge zu erzielen.
Fast gleichzeitig ist in den vier deutschen König-
reichen, zuerst in Württemberg (16. Febr. 1891), in
Bayern (23. Juli 1891), dann in Sachsen und
Preußen (Dez. 1891) eine Änderung der Stunden-
zahl eingetreten: wenn von Turnen und Singen,
wie den wahlfreien Fächern abgefehen wird, ist man
in Preußen von 268 auf 252, in Sachsen von 270
bis 272 auf 258 bis 262 Stnnden zurückgegangen,
während in Bayern und Württemberg eine fehr
geringe Veränderung von 227 auf 228 und 262
auf 263 Stunden stattgefunden hat. Die starken
Reduktionen in Preußen (16 Stunden) und in Sach-
sen (10-12 Stunden) sind hauptsächlich durch Be-
schränkung des klassischen Unterrichts entstanden: in
Prcnßen sind 15 lat. und griech. Stunden, in Sach-
sen 5-7 lat. Stunden weggefallen. In Preußen
ist bereits zugestanden, daß man bei dem Festhalten
an den allgemeinen Lehrzielen in der Herabminde-
rnng der Stunden für den Unterricht in den alten
Sprachen zu rasch vorgegangen ist. Durch mini-
sterielle Verfügung vom 13. Okt. 1895 ist zugelassen
worden, daß in den drei obern Klassen dem lat.
Unterricht wieder eine Stunde zngefügt werde und
zwar wesentlich zur Förderung der Lektüre. - Die
sog. R eformgy in nasien (besonders in Frankfurt
a. M., Mona und Hannover), die den Anfang des
Lateinischen in eine höhere Klasse verlegen und denen
sich in jüngster Zeit auch eine ähnlicbe schule in
Karlsruhe angeschlossen hat, werden die Richtigkeit
und Nützlichkeit ihrer Organisation noch in der Er-
fahrung erweifen müssen.
Gymnasialseminare, s. Gymnasialreform.
Gymnemablätter, die Blätter von (^mnemli
8i1vo3ti-6 A. F?-., einer in Indien und Afrika ein-
heimischen Asklepiadce. Sie besitzen die Eigenschaft,
beim Kanen die Empfinduug für bitter und fuß zu
lahmen, und werden deshalb in der Arzneikunde als
Geschmackskorrigens angewandt.
H.
Aaan, Gemeinde im Kreis Mettmann des preuß.
Reg.-Bez. Düsseldorf, an der Linie Köln-Vohwinkel-
(Elberfelo) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895)
7346 E., Post, Telegraph, Bürgermeisterei, evang.
und kath. Kirche, elektrische Straßenbeleuchtung,
elektrische Straßenbahn- Zanellafabrikation, Sei-
den- und Wollweberei, Schleiferei und Ziegelei.
^Haanen, Remi van, starb 13. Aug. 1894 in
Anssee.
Haarameifen, s. Pilzgärten.
Haarbalsam, vegetabilischer, von N.Vöhmc,
s. Geheimmittcl.
Haaren i in R b einland, Dorf im preuß. Reg.-
Vez. und Landkreis Aachen, an der Wurm, hat
(1895)4332 E., Postagcntur, Fernsprechverbindung,
Bürgermeisterei, kath. Kirche; Wollspinnerei, Tuch-
fabnkation und Ziegelei.
Haarfärbemittel "Ilon plus nitra" vonH.
Ianke, Haarwachs von M. Hauer, s. Geheimmittel.
^ Haarwürmer, s. Augenfadenwurm.
^ Habsburg. Der Gründer der konigl. Linie
des Hauses H., Rudolf I., hinterließ bei seinen:
Tode 1291 nur einen Sohn, den Herzog Albrecht I.
von Osterreich und Steiermark. Von den sechs Söh-
nen desselben pflanzte Albrecht II. (gest. 1358) den
Namen fort; doch starb von seinen löhnen der äl-
teste, Rudolf IV., ohue Nachkommen. Von den bei-
den jüngsten, Albrecht III. und Leopold III., stamm-
ten die beiden Linien, in welche das Haus H.
längere Zeit geteilt war, die Albertinische und
die Leopoldinische, von welchen jene Osterreich
unter und ob der Enns, diese die übrigen Habs-
burg. Länder verwaltete. Jene erlosch 1457 mit
Albrechts III. Urenkel Ladislaus V., König von Un-
garn und Böhmen, dem Sohne König Albrechts II.
Die Leopoldinische Linie spaltete sich in zwei Zweige,
den steirischen unter Leopolds III. Sohne Ernst
dem Eisernen, und den tirolischen unterdessen
Bruder Friedrich IV., mit dessen Sohne Siegmund
1496 die tirolische Linie ausstarb. Ernsts Enkel
Marimilian I. vereinigte nach dem Tode seines Va-
ters, des Kaisers Friedrich III., 1493 alle österr.
Länder wieder in seinen Händen. Sein Sohn Phi-
lipp, welcher von seiner Mutter Maria, der Tochter
Karls des Kühnen, die burgundisch - niederlän -
dischen Gebiete geerbt hatte, heiratete 1496 Jo-
hanna, die Tochter Ferdinands von Aragonien
und Isabellas von Castilien, und brachte dadurck
auch diese Länder wie einen Teil Italiens an sein
Hans. Sein älterer Sohn, Kaiser Karl V., überließ
durch die Verträge von Worms (1521) und Brüssel
(1522) die österr. Länder seinem Bruder Erzherzog
Ferdinand allein, so daß sich nun das Haus H.
wieder in zwei Linien spaltete, die spanische, die
1700 mit Karl II. erlosch, und diedeutsche, welche
in: Mannsstamm mit dem Kaiser Karl VI. ausstarb.
Durch die Vermählung seiner ältern Tochter und
Erbin Maria Theresia mit dem Herzoge Franz
Stephan von Lothringen (seit 1737 Großherzog von
Toscana) kam in Osterreich das Haus Habsburg-
Lothringen auf den Thron. Neben der Haupt-
linie bildeten sich zwei Neben lini en, die Sekundo-
czenitur inToscana und die Tertiogenitur inMo -
d ena (Österreich-Este), indem Franz I. Toscana
^