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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hoensbroech - Hohenlohe-Schillingsfürst (Chlodw. Karl Victor, Fürst zu)
Hoensbroech (spr. hunsbruk), Paul, Graf von,
geb. 29. Juni 1852 auf Schloß Haag im Kreis
(Feldern, kam schon mit neun Jahren in die von
Jesuiten geleitete Erziehungsanstalt in Feldkirch,
absolvierte 1870 das Gymnasium zu Mainz und
studierte 1871-72 in demIesuitenkolleg Stonyhurst
(England) Philosophie, dann in Bonn, Würzburg
und Göttingen die Rechte und Geschichte. 1876
unternahm er eine größere Reise durch Frankreicb,
Portugal, Spanien, Nordafrika und Italien, ar-
beitete dann als Referendar und trat 1878 in den
Jesuitenorden. Nach Vollendung seiner Ausbildung,
die teils in Holland, teils in England geschah, wurde
H. als Mitarbeiter der Zeitschrift "Stimmen aus
Maria-Laach" und später als selbständiger Schrift-
steller des Ordens verwertet. Aus dieser Periode
stammen unter anderm die Schriften: "Der Kirchen-
staat in seiner dogmatischen und histor. Bedeutung"
(Laach 1889), "Christ und Widerchrist. Ein Veitrag
zur Verteidigung der Gottheit Christi und zur Cha-
rakteristik des Unglaubens in der prot. Theologie"
(Freib. i. Vr. 1892). 1893 trat er aus dem Jesuiten-
orden aus und veröffentlichte zur Begründung des
Bruches mit seiner Vergangenheit die Aufsehen er-
regende Schrift "Mein Austritt aus dem Jesuiten-
orden" (Berl. 1893 u. ö.), infolge deren er von der
ultramontanen Presse aufs heftigste angegriffen
wurde. 1895 trat H. zur evang. Kirche über. Von
seinen wcitern Schriften sind noch zu nennen: "Mo-
derner Iesuitismus" (Berl. 1893), "Ultramontanc
Leistungen" (ebd. 1895), "Die röm. Frage" (ebd.
1895), "Der konfessionelle Friede und die deutschen
Jesuiten der Gegenwart" (ebd. 1896).
Hofbeamte, Hofchargen, s. Hofstaat.
*Hoffmann, Heinrich, starb 20. Sept. 1894 in
Frankfurt a. M.
Hoffmann, Ludwig, Architekt, geb. 31. Juli
1852 zu Darmstadt, besuchte die Kunstakademie zu
Cassel und die Bauakademie zu Berlin, machte 1884
-86 Studienreisen in Italien, Frankreich, Öster-
reich, Deutschland, Holland und Belgien. Sein bei
der Konkurrenz zur Bebauung der Museumsinsel in
Berlin (1884) eingereichter Entwurf wurde von der
preuft. Regierung angekauft. 1887-95 leitete er
die Ausführung seiner Entwürfe zum Reichsgerichts-
gebäude in Leipzig; bei defsen Schlußsteinlegung
wurde er zum königl. Baurat ernannt. 1896 wurde
er zum Stadtbaurat der Stadt Berlin gewählt.
*Hoffory, Iul., starb 12. April 1897 in Berlin.
^Hofmann, Eduard, Ritter von, starb 27. Aug.
1897 in Abbazia.
* Hofstaat. Der H. am königlich preuß. und
deutschen Kaiserhofe zerfällt in Oberste Hofcbar-
gen (Oberstkämmerer, -Marschall, -Jägermeister,
-Schenk, -Truchseß), Oberhofchargen (Ober-
gewandkämmerer, Oberhof- und Hausmarschall,
Oberceremonicnmcister, Obermundschenk, Oberstall-
mei^er, Obev^gerracister, Oberschlohhauptmann,
Obcrküchenmeister; auch gehört hierher der General-
intendant der königl. Schauspiele) und deren Vice-
Oberhofchargen (wohin auch der Hausmarschall, der
Hofmarschall und der Einführer des diplomat.
Korps gehören); die Hofchargen (Schloßhaupt-
leute, Ceremonienmeister, Hofmeister Vofstallmeister
und Hofjägermeister sind zur Zeit nicht vorhanden^),
die Kammerherren, Kammerjunker, Pagen u. s. w.
Die Damen eines Hofs, an deren Spitze die Ober-
hofmeisterin der regierenden Fürstin steht, sind
Palast-, Schlü^el-, Hof- und Ehrendamen (s. d.,
Bd. 5). Zur dienstlichen Unterstützung treten die
Hofbeamten (Hofstaatssekretäre,Fouriere u.s.w.),
zur persönlichen Bedienung die Kammerdiener, La-
kaien, Leibjäger, Büchsenspanner u. s. w. hinzu. -
Die genannten Chargen sind zum größten Teil
Titel, deren entsprechende Funktionen nur bei selte-
nen Gelegenheiten in Kraft treten. Andere dagegen
baben einen dauernden amtlichen Wirkungskreis' so
leitet der Ob erst kämm er er, die höchste Stelle am
Hofe, das Obersttämmereramt, dem alle Hofwürden
untersteben (s. Kämmerer, Bd. 10), der Oberhof-
und Hausmarschall mit dem Haus- und dem
Hofmarfckall das für den Hofhalt sorgende Ober-
bof- und Hausmarschallamt (s. Hofmarschall, Bd.9),
der Oberceremonienmeister (zur Zeit mit dem
Oberhofmarschallamt vereint) mit seinen Ceremonim-
meistern das der Aufrechterhaltung des Rang- und
Ceremonialwesens, der Ordnung bei Festlichkeiten
u. s. w. dienende Oberceremonienmeisteramt. Dem
Oberstallmeister (event, mit Hofstallmeistern)
untersteht der Marstall, dem Obe r jage r meist er
vom Dienst (event, mit Hofjägermeistern) das Hof-
jagdamt. - Im weitern Sinne können auch die Erb-
ämter ls. d., Bd. 6) hierher gerechnet werden.
Hofstede, Dorf im Landkreis Bochum des preuß.
Neg.-Vez. Arnsberg, an der LinieVochum-H.-Wanne
(Station H.-Riemke) der Preuß. Staatsbahnen, mit
elektrischer Straßenbahn nach Bochum und Herne,
bat <1895) 6158 E., Post, Telegraph; Steinkohlen-
bergbau (Zechen Konstantin und Hannibal).
^Hohenlohe, Grafschaft und Geschlecht. Prinz
Konstantin, General der Kavallerie und erster
Obcrbofmeister des Kaisers von Osterreich, starb
14. Febr. 1896.
^Hohenlohe-Langenburg, Hermann, Fürst
von, wurde 5. Nov. 1894 zum Statthalter von
Elsaß-Lothringen ernannt.
^Hohenlohe-Dhringen, Friedr. Wilh. Eugen
Karl Hugo, Fürst zu, starb 23. Aug. 1897 auf Schloß
^lawentzitz.
^Hohenlohe-Schillingsfürst, Chlodwig Karl
Victor, Fürst zu. Seine Verwaltung der Reichslande
hatte dem Fürsten H. so sehr des Kaisers Vertrauen
erworben, daß er nach der Entlassung der Grafen
Caprivi und Eulenburg zum Reichskanzler und preuß.
Ministerpräsidenten ernannt wurde (29. Okt. 1894).
Die öffentliche Meinung brachte ihm im allgemeinen
Vertrauen entgegen, nur in der ultramontanen Presse
machten sich Besorgnisse geltend, daß er in Erinne-
rung an seine liberale Kirchenpolitik in Bayern eine
kirchenfeindlichere Haltung als sein Vorgänger eüv
nehmen werde. Der neue Kanzler erklärte diese Be-
fürchtungen in dem Programm, mit dem er vor den
Reichstag trat (11. Dez. 1894), sogleich für unbe-
gründet und führte weiter aus, daß er im großen
und ganzen das System seines Vorgängers inne-
balten wolle, wenn er auch dessen Anschauungen
nicht überall teile. Als die wichtigsten polit. Auf-
gaben bezeichnete er zunächst die Reichssteuerreform,
eine energische Kolonialpolitik, verbunden mit einer
Verstärkung der Flotte, Besserung der landwirtschaft-
lichen Notlage und Niederhaltung der revolutionären
Tendenzen. Bei den Vorlagen, die hieraus Bezug
hatten, ergriff er wiederholt das Wort, so in der
Beratung der Umsturzvorlage, des Kolonial- und
Marincetats und der Währungsfrage im Reichstage
und preuß. Landtage. Sodann gelang es, unter seiner
Amtsführung das neue Bürgerliche Gesetzbuch für
Deutschland zu stände zu bringen (1896). Im Gegen-