636
Jung-Woschitz – Kadettenschulen
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Jungfrau'
letzte Strecke war noch der Nachweis zu bringen, daß Bau und Betrieb über 3000 m keine Gefahren für die Gesundheit nach sich ziehen werden; nach vorgelegtem
Gutachten hat der Bundesrat im Juli 1895 sein Bedenken jedoch fallen lassen. Die Länge wird 12,3 km, die Spurweite 1 m, die Kosten
sollen 10 Mill. Frs. oder mit Elevator für 1 km 780000 Frs., die Bauzeit 5 Jahre betragen. Sie wird als elektrische Zahnradbahn angelegt. Die Entwürfe von
Köchlin, Locher und Trautweiler hatten übereinstimmend als Ausgangspunkt das obere Lauterbrunnenthal gewählt. Die Jungfraukommission hat 15. Febr. 1896 einen
internationalen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen (beste Lösung der Fragen in Bezug auf Führung, Bau, Betrieb u.s.w.) ausgeschrieben.
Jung-Woschitz, czech. Mladà Vožice, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Tabor in Böhmen, Sitz
eines Bezirksgerichts (264 qkm, 19330 E.), hat (1890) 2043, als Gemeinde 2157 kath. czech. E., Marienkirche (1646), Pfarrkirche, gewerbliche Fortbildungsschule
und Fideïkommißherrschaft (3621 ha) des Grafen von Kuenburg mit Schloß; Brauerei, Brennerei, Ziegel- und Kalkbrennerei.
Jün-nan-fu, Hauptstadt der Provinz Jün-nan, liegt unter 25°4' nördl. Br. und 102°52' östl. L. von Greenwich, auf der Nordseite des
Tien-thschi, eines nach dem alten Namen des Landes genannten Sees, Himmelsees (Tien-hu), etwa 1960 m ü.d.M., ist die Residenz des Vicekönigs oder Oberstatthalters
der Provinzen Jün-nan und Kwei-tschou, sowie Sitz ↔ des Statthalters von J. Die Stadt ist wohl befestigt und sehr gewerbthätig, umspannt von einer
10 km langen Mauer. Ihre Einwohnerzahl wird auf 200000 geschätzt. Die Seidenstoffe, Teppiche, Leder-und Metallwaren von hier haben in ganz China guten Ruf. Marco
Polo beschreibt J. (nach andern Ta-li-fu) unter dem Namen Yachi (Jatschi) als eine sehr
große und edle Stadt, wo viele Kaufleute und geschickte Handwerker, Sarazenen (Mohammedaner) und Götzendiener, sowie einige Nestorianer wohnten.
*Jupiter. Aus mehrfach beobachteten Vorübergängen des ersten Jupitermondes vor der Jupiterscheibe hat Barnard auf der Lick-Sternwarte
gefunden, daß dieser Mond einen hellen Streifen an seinem Äquator und dunkle Flecken an den Polen besitzt. Eine geringe Neigung der Rotationsachse desselben gegen
seine Bahnebene ist wahrscheinlich. Die andern drei hellen Jupitermonde erscheinen als gleichmäßig erhellte kreisrunde Scheibchen. Nach Messungen in Greenwich aus
den letzten Jahren sind die Durchmesser der Monde: 1. Mond 1",084, 2. Mond 0",959, 3. Mond
1",454, 4. Mond 1",350.
Für die Umlaufszeit des 5. von Barnard entdeckten Jupitermondes haben Barnard und H. Struve gefunden 11h 57m 22s,6.
Jurisdiktionsnorm, das österr. Gesetz vom 1. Aug. 1895 über die Ausübung der Gerichtsbarkeit und über die Zuständigkeit der ordentlichen
Civilgerichte tritt mit dem neuen Civilprozeßgesetz (s. Civilprozeß) 1. Jan. 1898 in Kraft.
K.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
Kade, Otto, Musikforscher, Komponist und Dirigent, geb. 5. Mai 1819 in Dresden, war Schüler von Joh. Gottlob Schneider und Moritz
Hauptmann, besuchte 1847–48 Italien, gründete 1848 in Dresden den Cäcilienverein (zur Pflege älterer, meist kirchlicher Musik) und wurde ebenda Kantor der
Dreikönigskirche. 1860 berief ihn der Großherzog von Mecklenburg als Dirigenten des Schloßchores nach Schwerin, wo er als Lehrer und Dirigent eine segensreiche
Thätigkeit entfaltete. 1884 promovierte ihn die philos. Fakultät in Leipzig, 1886 ernannte ihn der Großherzog von Mecklenburg zum Professor. K. ist einer der
ersten und eifrigsten Vorkämpfer für die Erforschung und Pflege alter Musik. Zu seinen größern Werken gehört der musikalische Teil des Landescantionale für die
mecklenb. Kirche (4 Bde.). Von seinen litterar. Arbeiten seien hervorgehoben zahlreiche Beiträge zu den «Monatsheften für Musikgeschichte», die preisgekrönte
Schrift über Le Maistre (Mainz 1862), die Herausgabe des «Neuaufgefundenen Luther-Codex vom J. 1530» (Dresd. 1872), der Neudruck des Johann Ottschen Liederwerkes
von 1544 («115 guter newer Liedlein»), ferner «Auserwählte Tonwerke der berühmtesten Meister des 15. und 16. Jahrh.» (als Bd. 5 der «Geschichte der Musik» von A.
W. Ambros, 2. Aufl.), «Die ältere Passionskomposition bis zum J. 1631» (deutsche Passionskompositionen vor Joh. Seb. Bach enthaltend, 4 Hefte, Gütersloh 1891–93)
und ein alphabetisch-thematischer ↔ Katalog der Musikaliensammlung des großherzoglich mecklenb. Hofes (2 Bde., Schwerin 1893).
Kadelburg, Gustav, Schauspieler und Lustspieldichter, geb. 26. Juli 1851 in Budapest, wurde in Wien deutsch erzogen und widmete sich mit
17 Jahren der Bühnenlaufbahn. Nach den Anfängen in Leipzig und am Stadttheater in Halle kam er 1871 an das Wallnertheater in Berlin. Nach kurzem Aufenthalt in Wien
und Hamburg wurde er von L'Arronge für das Deutsche Theater in Berlin gewonnen, dem er als gern gesehener Bonvivant bis 1894 angehörte. Als Bühnendichter hat K.,
der längere Zeit auch an verschiedenen Zeitungen thätig war, teils allein, teils in Gemeinschaft mit Franz von Schönthan oder Oskar Blumenthal eine Reihe von
zugkräftigen Lustspielen und Schwanken verfaßt («Migräne», «Voltaire wird verbrannt», «Der wilde Baron», «Goldfische», «Die berühmte Frau», «In Civil», «Die
Großstadtluft», «Die Orientreise», «Zwei glückliche Tage», «Der Herr Senator», «Mauerblümchen», «Zwei Wappen» u.a.).
*Kadettenschulen in Österreich-Ungarn. Nach den Bestimmungen vom Febr. 1896 wird zur Aufnahme in den ersten Jahrgang einer Infanterie-,
Kavallerie- oder Artilleriekadettenschule die Absolvierung der vier (bei den Pionierkadettenschulen der fünf) untersten Klassen eines Gymnasiums oder einer
Realschule verlangt. In einen höhern als den ersten Jahrgang kann die Aufnahme nur erfolgen, wenn bei der Aufnahmeprüfung auch die Kenntnis derjenigen militär.
theoretischen und praktischen Unter-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 637.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter E aufzusuchen.