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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mecklenburgische Eisenbahnen
Verfassungsfrage aufgehört hat, durchaus befrie-
digend geblieben. Wird auch in liberalen Kreisen
der Mangel einer allgemeinen Landesvertretung
uack wie vor beklagt, und gewährt vornehmlich
bei Reichstagswahlen die Verfassungsfrage in M.
immer wieder ein bedeutsames Agitationsmaterial,
so hat sich andererseits die mecklenb.-schwerinsche
Negierung wiederholt bemüht, neben dem Landtag
für wichtige Zweige der Landesverwaltung Verufs-
vcrtretungen (Eisenbahnrat und Landwirtschaft^-
rat) einzurichten und hierdurch auch solchen Kreisen
einen gewissen Einstich auf die Gesetzgebung ein-
zuräumen, die außerhalb der verfassungsmäßigen
Landesvertretung stehen. Nicht minder ist man
regierungsseitig darauf bedacht gewesen, gewisse
Mißstände, für welche die besteheude Verfassung
hauptsächlich verantwortlich gemacht wird, abzu-
stellen. In neuester Zeit ist dies durch ein Gesetz
über den Wildschaden (1893) und durch Vorlagen
zwecks Vermehrung des mittlern und kleinern
Grundbesitzes auf dem platten Lande (1895) ge-
schehen. Öb damit auf die Dauer das berechtigte
Verlaugen weiter intelligenter Kreise des Bürger-
und Bauernstandes, insbesondere der Seestadt
Wismar und des Fürstentums Ratzcburg, auch
ihrerseits an der Landesvertretung und 'Landes-
gesetzgebung einen verfassungsmäßig gewährleiste-
ten Anteil zu erreichen, ohne nachhaltige Schädi-
gung des Landes zurückgedrängt werden kann, ist
zu bezweifeln. Das Mißliche liegt hierbei indes
weniger in der grundsätzlichen Abneigung der maß-
gebenden Kreise, der Landesvertretung neue Ele-
mente zuzuführeu, als vielmehr in der Schwierig-
keit, Umfang und Berechtigung der neuen Wahl-
körperschaften so zu bestimmen, daß damit der neuen
Verfassung dauerhaftere Grundlagen gewährt wer-
den als der Verfassung aus der 1848er Zeit. Der
Anfang der siebziger Jahre im Reichstag wieder-
holt angenommene, vom Bundesrat ebenso oft ab-
gelehnte sog. Mecklenburgische Verfassungsantrag,
der für alle deutschen Bundesstaaten eine konsti-
tutionelle Verfassung erstrebt, wurde 1894 erneut
im Reichstag eingebracht, diesmal jedoch schon dort
abgelehnt. 1893 fanden die Vorlagen über die Ver-
staatlichung der Lloyd- (Warnemündc-Neustrelitzer),
der ^üd- und der Parchim-Ludwigsluster Bahn die
ständische Zustimmung, womit die 1889 begonnene
Verstaatlichung sämtlicher mecklenb. - schwerinscher
Privatbahncn zum Abschluß kam. (5'inc Gehalts-
aufbesserung der Volksschullcdrer in Mecklenburg-
Schwerin, für deren Durchführung die Regierung
einen jährlichen Veitrag von rund 430 000 M. aus
Landesmitteln verlangte, wurde von den Stän-
den 22. Nov. 1895 mit 40 gegen 33 Stimmen ab-
gelehnt. Die Stände erkannten zwar das Bedürf-
nis der Gehaltsverbesserung an, vertraten aber das
Prineip, daß die Beschaffung der dazu erforderlichen
Mittel den einzelnen Obrigkeiten zu überlassen sei.
Der 1866 zum Vorstand des Justizministeriums in
Mecklenburg-Schwerin ernannte Staatsrat von
Vuchka trat 1. April 1893 in den Ruhestand und
erhielt den ehemaligen Präsidenten des Landgerichts
zu Güstrow, von Amsberg, zum Nachfolger. Staats-
rat von Bülow, seit 1875 Vorstand des mecklenb.-
schwerinschen Finanzministeriums, trat 1. Okt. 1896
in den Ruhestand, sein Nachfolger ist der Geh.
Ministerialrat von Pressentin. Am 30. Sept. 1894
schied derPräsideiltdesmecklellb.-schwerinschenOdcr-
tirchenrats Kliefoth aus dem Kirchendienst. Sein
Nachfolger wurde Oberkirchenrat Giese. - Vgl. W.
Raabe, Mecklenb. Vaterlandskunde, Bd. 2-3,
(2. Aufl., Wism. 1895-96).
"'Mecklenburgische Eisenbahnen. I. Meck-
lenburg-Schwerin hatte 1. April 1895 ein voll-
spuriges Eisenbahnnetz von 1011,44 km. Die Eisen-
dahnen standen mit Ausnahme der Boizenburger
Stadt-und Hafenbahn (2,5? Km) in Staatsverwaltung
und zwar 140,9i km im preuß. Staatsbahnbetriebe
und 870,96 km (einschließlich der Wismar-Karower
Eisenbahn) im Betriebe der großherzogl. General-
direktion der Mccklenb. Friedrich-Franz-Eisenbahn
in Schwerin. Außerdem besteht die 6,6l km lange
Schmalspurbahn Dobcran - Heiligendamm. Die
Mecklcnb. Staatsbahnen hatten 1. April 1895 eine
Länge von 961,59 km, von welchen 870,96 km in
Mecklenburg-Schwerin lagen, und zwar 798,72 km
eigene Strecken, die Wismar-Karower Eisenbahn
(71,52 km) und die Städtische Strandbabn in Rostock
(0,?2 km); 83,75 km befanden sich in Mecklenburg-
Strelitz und 6,88 km lagen auf lübeckischem Gebiete.
Mit 137 Lokomotiven, 280 Personenwagen und
2326 Gepäck- und Güterwagen wurden 1894/95:
3114 945 Personell und 1629 725 t Güter befördert;
vereinnahmt wurden 9481097 M., während die Be-
triebsausgaben 5904657 M. erforderten, so daß ein
Überschuß von 3 576 440 M. verblieb ^ 37,72 Proz.
der Betriebseinnahmen und 4,8i Proz. des verwen-
deten Aulagekapitals. Die letzten verstaatlichten
Privatbahnen, die Neustrelitz-Warnemünder Bahn
(Deutsche Lloydbahn), die Parchim-Ludwigsluster
und die Mecklenb. Südbahn werden seit 1. April 1894
von der Großherzogl. Generaldirektion in Schwerin
verwaltet. Am 16. Nov. 1895 wurden die Strecken
Rostock-Sülze (37,62 km) und Sanitz-Tessin l8,?5 km)
und 19. Dez. 1895 die Strecke Sülze-Tribsecs (8,43
km) eröffnet. - II. Mecklenburg-Strelitz. Das
Eisenbahnnetz hatte 1. April 1895 eine Länge von
236,47 km; 72,94 km gehörten dem preuß. Staate
und 83,75 km der Mecklenb. Friedrich-Franz-Eisen-
bahn, 79,78 Km waren im Privatbcsitz. Am 18. Mai
Die Bevölkerung iu Mecklenburg Strelitz nach Berufsabtcilungen am 14. Juni 1895.
Berufsabteilungen
^.. Land- und Forstwirtschaft n. s. w....................
R. Bergbau und Industrie; Baugewerbe..................
<^. Handel und Verkehr.........................
D. Lohnarbeit, häusliche Dienste ....................
A. Armee-, Staats-, Gemeinde-, Kircheudieust; freie Berufe....... .
Darunter Armee und Mariue.................. .
1'', Rentner, Pensionäre u. s. w., Personen ohne Beruf und Berufsaugabe .
Darunter berufslose Selbständige.......... .......
Summe ^-^
Daruuter männliche Personen
Darunter weibliche Personen
Erwerbsthätige
Dienende
Angehörige
Bevölkerung überhaupt
21054
1904
26 669
49 62?
11338
633
16381
28 352
3 "33
540
5 947
10170
1340
3
1394
2 737
2512
56?
2 749
5 828
767
23
139
929
4 453
361
1849
6 663
3 316
361
1 843
5 520
44 380
4008
54 989
103 377
34367
101
16484
50952
10 013
3907
38 505
52425