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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Méline - Ménant
einzelne Meldereiter soll sein Pferd unbedingt be-
herrschen, findig und dreist im Gelände reiten; er
muß die ersten Maßnahmen bei leichten Erkrankun-
gen und Beschädigungen des Pferdes tressen können
sowie ein aufgepaßtes Hufeisen selbst anzulegen ver-
stehen. Mit Rücksicht auf die besondere Verwendung
als Hilfsorgane bei der Befehlsübermittclung und
Meldewesen wird von jedem Meldereiter verlangt,
daß er sich mit und ohne Karte im Gelände gut
orientiert, die Grundsätze für Erkundung von Dör-
fern, Brücken, Wegen und Furten u. s. w. kennt, die
Stärke und Formationen der verschiedenen Waffen-
gattungen erkennt und beurteilt, mit dem Fernglas
beobachten und Entfernungen schätzen kann, sowie
im stände ist, das von ihm Erkannte in kurzer und
klarer Form an die richtige Persönlichkeit zu melden.
Mit Beginn der größern Übungen erfolgt die
ständige Überweisung der Meldereiter auf die Stäbe
u. s. w. ungefähr nach folgender Art: ein höherer
Stab erhält 4, ein Infanterieregiment 8, einIäger-
bataillon 2 Meldereiter. Nach Beendigung der Ma-
növer treten die Meldereiter zu ihren Detachements
Zurück.-Uniform. Beim Gardekorps: Waffenrock
und Mütze dunkelgrün; Schulterklappen, Besätze an
Waffenrock, Mantel und Mütze kornblumenblau,
Vorstöße an Waffenrock und Mütze ponceaurot; an
Waffenrock und Litewka gelbe Gardelitzen; Garde-
helm aus schwarzem Stahlblech mit gelbem Tombak-
beschlag und weißem Haarbusch (zur Parade) sowie
weißes Lederzeug. Beim 1. Armeekorps: Waffenrock
der Kürassiere (Koller) und Mütze dunkelblau; Kra-
gen, Ärmelausschläge, Kragenpatten schwarz; Schul-
terklappen (mit roter I), Besatz an der Mütze, Vor-
stöße an Waffenrock, Mütze und Mantel weiß; ge-
schwärzter Kürassierhelm mit neusilbernen Beschlägen
und dem Adler der Linientruppen, schwarzes Leder-
zeug. Beim 15. Armeekorps: Ättila, Mütze und
Mantelschulterklappen weiß; Vorstöße an Mütze
u.s.w., Schnurbesatz amAttila, Achsclschnure ander
Litewka ponceaurot, hellgraue Beinkleider mit dau-
menbreiten roten Streifen, hohe Stiefeln, Pelzmütze
mit rotemKolpak und weißemRoßhaarschweif, weißes
Lederzeug. Beim 2. bayr. Armeekorps (Order vom
6. April 1896): Waffenrock der Chevaulegers, jedoch
von dunkelblauem Tuch, Vorstöße, Kragen, Ärmel-
ausschläge sowie Schulterklappen (mit roter II) weiß,
gelbe Knöpfe, Helm mit gelbem Beschlag und mit
schwarzem Haarbusch. Außerdem ist die Litewka für
<ille M. zum kleinen Dienst gestattet, in Preußen von
grau-grünem Tuch mit schwarzen hornknöpfen sowie
blauen Achselklappen und Spiegeln am Klappkragen,
in Bayern von grauer Farbe mit weißen Abzeichen;
die Litewka des Gardekorps hat in den Spiegeln die
Gardelitzen, die der andern Armeekorps die Nummer
des Korps in den Achselklappen.
Möline (spr. -lihn), Felix Jules, franz. Politiker,
geb. 20. Mai 1838 zu Remiremont, studierte in
Paris Rechtswissenschaft, war Advokat in Paris,
wurde während des Deutsch-Französischen Krieges
von 1870 und 1871 Adjunkt des Maire der Haupt-
stadt und seiner radikalen Gesinnung wegen in die
Negierung der Commune gewählt, eine Wahl, die
er übrigens nicht annahm. 1872 gelangte er in die
Nationalversammlung, 1876 auch in die Depu-
tiertenkammer, war 4. Febr. bis 4. März 1879
Unterstaatssekretär des Innern und wurde bei der
Bildung des Kabinetts Kerry im Febr. 1883 Mi-
nister des Ackerbaues; 30. März 1885 trat er mit
dem Kabinett Ferry zurück. 1888 und wieder 1889
wurde er zum Präsidenten der Deputicrtenkammcr
gewählt. Hier wußte er namentlich nach den Wah-
len vom Sept. 1889, die meist schutzzöllnerisch aus-
fielen, als entschiedener Protektionist und Agrarier
dem freihändlerischen Kabinett Tirard gegenüber eine
einflußreiche Stellung zu erlangen, die er im Jan.
1890 wiederholt dazu benutzte, gegen den Beschluß
dcs Ministeriums prohibistische Anträqe durchzu-
bringen, die nicht wenig zum Sturze Tirards bei-
trugen. Eine hervorragende Thätigkeit entwickelte
er bei der Beratung des neuen Protektionistischen
franz. Zolltarifs von 1892, wo er als Bericht-
erstatter der Zollkommission fungierte. Nach dem
Rücktritt des radikal-socialistischen Ministeriums
Bourgeois bildete M. 29. April 1896 ein qcmäßigt
republikanisches Kabinett, in dem er selbst neben
dem Vorsitz den Ackerbau übernahm.
*Melk, Bezirkshauptmannschaft (seit 1. Okt.
1896) in Niederösterreich, hat 655,62 ^m und (1890)
43 549 (21503 männl. und 22 046 weibl.) E., und
besteht aus den Gerichtsbezirken Mank (früher zur
Bezirkshauptmannschaft Scheibbs gehörig), M. (frü-
her zu St. Polten) und Ibbs (früher zu Amstetten).
Melkmaschine, maschinelle Vorrichtung zur
Gewinnung der Milch von Kühen unter Ersparung
der Handarbeit, zur Verringerung des Stallperso-
nals, mit der gleichzeitigen Absicht, die Milch rein-
licher zu gewinnen und vor den schädlichen Ein-
flüssen der Stallluft zu schützen. Die erste M. haben
Kershaw und Colvin in London 1862 konstruiert;
seitdem wurden mehrere erfunden (Campe in Königs-
berg i. Pr. 1863, Steimann in Mittelwalde 1887,
Murchland 1890, Nicholfon und Gray 1892, Jens
Nielsen 1892, L. Schnackenburg in Schwetz 1892,
Ar. Malta-Müller 1893). Teils ahmen die M. das
Saugen des Kalbes, teils die mechan. Bewegung des
Handmelkens nach; bis heute aber konnten sie in der
Praris noch keinen festen Boden fassen. Gegenwärtig
wird behauptet, daß die von Shiels in England
erfundene neue Maschine Thistle auf großen engl.
und auf einem deutschen Gute (Fritzow in Pommern)
sich glänzend bewähre. Durch ein Vakuum wird ge-
saugt, das Saugen aber in der Minute 45 mal unter-
brochen und wieder erneuert; der gelinde Druck der
Gummizitzenbecher beginnt oben an den Zitzen und
setzt sich nach unten sort wie beim Handmelken. Die
Kühe stehen während des Melkens ruhig und in
5 Minuten können gleichzeitig 10 Kühe vollkommen
ausgcmolken werden. Der Preis für eine solche M.
(ohne Motor) beträgt, wenn gleichzeitig 6 Kühe
gemolken werden sollen, 2000 M., wenn gleichzeitig
10 Kühe gemolken werden sollen, 2300 M. General-
vertreter für Deutschland sind Sckütt & Ahrens,
Stettin. De Laval stellte 1896 in Malmö eine neue
M. aus, die er Laktat or nennt; hier ahmen rei-
bende Gummipolster das Handmelken nach, und es
ist Sorge getragen, daß die Vakuumwirkung sich nur
bis zu dem unter der Kuh befindlichen Milchsammel-
gefäh, nicht bis aufs Euter ausdehnt; die Melk-
eimer selbst befinden sich oberhalb der Kühe an der
Decke. Auch hicr können 6-15 Kühe gleichzeitig
gemolken werden.
^Menabrea, Luiqi Federico, Graf, Marchese
dc Valdora, starb 25. Mai 1896 in Chambery.
Menant (spr. -näng), Joachim, franz. Assyrio-
log, geb. 16. April 1820 zu Cherbourg, war erst
Staatsanwaltsvertreter in Cherbourg und Vire,
später Richter in Alencon, Lisieur, Havre und
Roucn, dann Appellationsrat in Roucn. M. ist