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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meteorsteine
Eine zweite Art der Gestaltsündcrung bildet sich
durch feine Sprünge, die sich mit geschmolzener Masse
füllen, wodurch dunkle Infiltrationsadcrn entstehen.
Auch kommen Verschiebungen längs solcher Sprünge
vor, wobei durch Auswalzen der eingesprengten
Eisenteilchen metallische Adern gebildet werden. Die
verschobenen Teile fallen entweder anscinander, wo-
bei scharfkantige Bruchstücke entstehen, od^?r sie wer-
den durch weitere Überschmelzung zusammengehalten.
Auseinandcrgcfallene Stücke finden sich am häufig-
sten bei steinigen Meteoriten, doch auch an Eifen-
meteoriten; so fand man 1884 bei Glorietta in Neu-
mexiko 12 Eisen, bei denen deutlich die glatt geschmol-
zene Außenseite und die rauhe Vruchfcitc zu erkennen
sind (s. Fig. 6). Man hat auch plattenförmige Bruch-
stücke von bedeutender Größe gefunden,z.B.die Eisen
von Chupadcros in Mexiko, von 16 und 10t Gewicht.
Bei einem ostind. Fall war ein rundlicher Stein in
tugclschalcnförmige Stücke zerfalleu, deren einzelne
teilweise wieder übcrschmolzeue Trümmer an ver-
schiedenen mehrere Kilometer voneinander entfern-
ten Orten aufgefunden und durch ihr Aneinander-
paffen als zusammengehörig erkannt wurden. Eine
weitere Gestaltsänderung wird durch Einschlüsse, be-
sonders Schwcfeleisen- oder Troilitknollen veran-
laßt. Diese Troilitknollen, weil leichter schmelzbar,
schmelzen gegebenen Falls heraus und hinterlassen
Höhlungen, die durch den Angriff der Luft bis zu
Durchbrechungen ausgebildet werden können. Solche
Durchbrechungen lassen aus einem plattenförmigen
Stück einen Ning entstehen, wie das 635 Ic^ schwere
als Ainsaring bezeichnete Eisen von Muchachos in
Mexiko (1600 gefunden) zeigt (f. Fig. 5).
In den M. sind bisher 25 verschiedene chem. Ele-
mente mit Sicherheit festgestellt worden, darunter
vorwiegend Eifen, Magnesium, Nickel, Silicium,
ferner Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Wasser-
stoff. Die hauptsächlichsten Mineralien der M. sind:
Das Valkenciscn oder dcr Kamacit, 1^4 5Ii; das
Kohlcnstosscisen oder der Eohcnit, (^oAi^c")^ lü;
das Phosphornickeleisen in der Form von Schrci-
dersit oder Nhabdit, (I^KiOo)^; Kohlenstoff in
Form von Diamant, Graphit oder amorpher Kohle;
Kohlenwasserstoffe, u^ii") und Verbindungen von
der Form n^ll^O^; Schwefclcifen oder Troilit,
1^3; Kieselsäure, 3i02, in Form von Quarz und
Tridymit; Mineralien aus der Ehromit-Spinell-
Gruppe; Silikate aus der Gruppe der Olivine, der
rhombischen und mouokliueu Pyroxcne und der Feld-
spate (Anorthit, Plagioklas, Mastclynit). Von den
irdischen Mineralien unterscheiden sich die meteori-
tischen insofern, als bei dicfcn solche nicht vertreten
sind, die unter Mitwirkung einer wasserhaltigen
Sauerstossatmosphäre entstanden sind. Ferner tra-
gen die meteoritischen Mineralien die Anzeichen einer
raschcrn Bildung als die irdischen, vor allem eine aus-
gesprochene Nciguug zur Bildung von krystallinischen
Kugeln (sog. Chondrcn). Das Gcfüge der Stein-
meteoritcn ist meist lockerer als das der irdischen Ge-
steine, so daß die Mehrzahl tuffartig aussieht.
Die M. fchcidcn sich in zwei große, durch Über-
gänge verbuudcne Hauptklassen, in Stcinmcteoritc
(M. im engern Sinne) und in Eisenmcteorite. Von
den 560 überhaupt bekannten Fällen sind 522
näher untersucht; von diesen entfallen 329 auf die
Steine. 193 auf die Eisen. Bei den 329 Stein-
mcteoriten hat man von 296 den Fall beobachtet,
33 wurden gefunden und lediglich wegen ihrer Gleich-
artigkeit mit jenen als metcorifch erkannt. Die
geringe Zahl der aefuudenen Steinmeteorite erklärt
sich durch ihren baldigen Zerfall in der Erde, während
Eisenmcteorite sich mit einer vor Zerfall schützenden
Limonitrinde überziehen. Von den 193 Eisenmeteo-
riten sind dementsprechend 186 gefunden, nur 7 im
Fall beobachtet. Man kann die Steinmeteorite in
drei und die Eifenmeteorite in vier Klaffen einteilen.
Die erste Klasse der Steinmeteorite sind die
Ach ond rite, lockere, chondrenfreie, eisenarme
Steine, meist vom spcc. Gewicht 3; ihnen gehören
nur 27 Fälle an.
Die Hauptmenge der Steine (291 Fälle) gehört
der zweiten Klaffe, den Chondritcn, an. Diese
bestehen aus Olivin, Bronzit und Nickeleisen, welche
Mineralien auch in den Chondrcn, das Charaktc
ristische dieser Klasse, zu finden sind, besonders die
beiden Silikate. Zu den Chondritcn gehören die
großen Fälle von Knyahinya, Mocs und Pultust.
Einige Chondriten führen Kohle und Kohlenwasser-
stoffe, sehen schwarz aus und besitzen das geringe
spcc. Gewicht von 1,5 bis 2,5 gegenüber 3,4 bis 3,5
bei den übrigen Chonoritcn. Dahin gehört der
13. Okt. 1838 zu (5old Bokkcveld im Kapland in einer
großen Zahl von Stücken gefallene Stein.
Die dritte Klasse der Steinmcteorite bilden die
Siderolithe, bei denen anscheinend getrennte
Körner von Eisen in einer zusammenhängenden Si-
likatmassc sich vorfinden. DieEisenchondrcn erreichen
Walnußgröße, wie bei einen: zu Miney in Arkansaö
1856 gefundenen Stein. Das spcc. Gewicht dieser
Klasse betrügt 4 bis 7, je nachdem die erdigen oder
metallische!: Bestandteile vorherrschen.
Bei der ersten Klasse der Eisenmctcorite, dcn
Lithosidcritcn, sind Silikatkörner in einer zu-
sammenhängenden Eisenmasse eingebcNöt. Das spcc.
Gewicht bewegt sich in denselben Grenzen wie bei
dcn Sidcrolithcn. Bein: sog. Siderophyr bestehen
die Silikatkörncr aus Bronzit mit acccssorischcm
Tridymit. Ein solcher Siderophyr wurde in vier
offenbar zufammcngchörigcn Stückcn zu Grimma,
Steinbach und Rittersgrün in Sachsen undBreitcn-
bach in Böhmen gefunden. Die meisten Lithoside-
rite sind sog. Pallasite, welche Olivinkrystalle in
der Eisenmasse enthalten. Der von Pallas in Kras-
nojarsk in Sibirien 1749 aufgefundene große Block
ist der älteste bekannte Vertreter dieser Klasse. Die-
ser Meteorit war es, der Ohladni veranlaßte, die
außerirdische Herkunft der M. zu behaupten. Bei
einem Pallasit von Eagle in Kcntucky (1880 ge-
funden) sind die Olivinkrystalle zersprengt, die
Bruchstücke auseinander gedrängt und die Zwischen-
räumc mit Nickeleiscn ausgefüllt worden.
Die zweite und stärkste Klasse der Eisenmetcorite
(69 Proz. der Eisen enthaltend) umfaßt dicoktaedri-
schcn Eisen. Sie besitzen einen schaligcn Ausbau
uach den vier Flächen eines Oktaeders. Platten
von meist 0,5 - 1 inin Dicke ans Kamacit sind von
papierdünnen Taenitblättcrn bedeckt und meist in
mehrcrn Lagen aneinander gewachsen. Diese Lagen
(Lamcllenscharcn) haben die vier Oktacderrichtungcn
und bilden dadurch Kammern, die mit sog. Fülleiscn
(Plcssit) ausgefüllt sind, welches entweder kleine La-
mellen zeigt oder eine homogene graue Masse bildet.
Die drei Nickellegierungen Balkeneiscn oder Kamacit
(mit 6,5 Proz. Nickel), Bandeisen oder Taenit (mit
25 bis 35 Proz. Nickel-Kobalt) und Fülleisen oder
Plcssit (mit sehr wechselndem Nickelgehalt) werden
als die Trias bezeichnet. Wenn man eine polierte
Platte eines oktaedrischen Eisens mit verdünnter