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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Methylglyoxalidin - Mexikanische Eisenbahnen
Saure (am besten Salpetersäure) ätzt, so entstehen
die sog. Widmanstättenschen Figuren (nach
Widmanstättcn benannt, der sie 1808 am Eisen von
Hraschina bei Agram, gefallen 26. Mai 1751, ent-
deckte). Beim Atzen bleiben die nickelreichern Bänder
blank, die nickelärmern Partien lösen sich heraus.
Die Lamellen besitzen oft große Feinheit (bis zu
4)0 auf 1 mm), wie bei dem 1874 zu Butler (Mis-
souri) gefundenen Eisen (Fig. 8). Behandelt man
cinen Würfel, der nach den vier Oktaederflächen
geschnitten ist, mit verdünnter Salzsäure, so lösen
sich die Kamacitbalken auf und das Taenitgerüste
bleibt stehen. In den oktaedriscben Eisen mit groben
Kamellen finden sich zuweilen Einschlüsse von Gra-
phit. So zeigt das 1884 zu Penkarring Rock in
Australien gefundene Eisen (Fig. 9) einen großen
Graphitknollen mit einer Hülle von Schreibcrsit, die
wie die Corona der Sonne ausgefranst ist und meh-
rere Fackeln in die umgebende Trias entsendet.
Solche Graphiteinschlüsse werden auch in regulären
^N)stMormcn angetroffen, welche dem Diamant
entsprechen und als Pseudomorpdosen nach Dia-
mant (als Cliftonit) bezeichnet wurden. In groben
Oktaedriten fanden sich neben Cliftoniten auch klare,
wenn auch sehr kleine Diamanten, so in dem im
Eanon Diablo 1891 gefundenen Oktaedrit.
Eine dritte Klaffe der Eisenmeteorite sind die
bcracdrischen Eisen; sie bestehen aus einzelnen
kleinen Kamacitindividuen und zeigen dementspre-
chend eine durchlaufende heracdrische Struktur nnd
Spaltbarkeit nach den Flächen des Würfels. Sie
zeigen beim Ätzen die von Ncumann in Prag näher
studierten und nach ihm benannten Figuren (feine
Linien), die man zuerst an dem 14. Juli 1847 bei
Vraunau in Böhmen gefallenen Heraedriten beob-
achtete. Fig. 7 zeigt eine Platte diefes Eisens mit
den Neumannschen Figuren.
Die vierte Klasse der Meteoreisen sind die dich-
ten Eisen oderAtaxite. Zierher gehört der schon
erwähnte Ainsaring, sowie ein 23. Jan. 1870 bei
Nedagolla in Ostindien gefallener kopfgroßer Stein.
Der größte bis jetzt bekannte Meteorit ist der
50 t schwere Eisenmeteorit, der 1871 zu Ranchito
in Mexiko gefunden wurde; er ist ein Ottaedrit mit
feinen Lamellen. Andere Riefensteine sind die schon
erwähnten, 10 und 16 t schweren Platten von Chu-
paderos, ferner das oktaedrische, 12 t schwere konische
Eisen, das schon vor 1600 zu Morito bei San Gre-
gorio als Markstein bekannt war; es ist 1 m hoch,
die Basis hat 1,2 in Durchmesser. Tellurischen Ur-
sprungs, und zwar durch Vasalteruptionen an die
Erdoberfläche geführt, sind die von Nordenskiold zu
Disko bei Ovifac in Grönland 1870 gefundenen
Blöcke, denen auch der 24 t schwere, von den Eskimos
als "sitzende Frau" bezeichnete Block zugehören
dürfte, der 1895 von Peary am Kap L)ork gefunden,
aber noch nicht näher untersucht wurde. Ob die
25 t schwere, bei Sta. Eatarina in Brasilien ge-
fundene Eisenmasse tellurischen oder kosmischen
Ursprungs ist, konnte noch nicht festgestellt werden.
Eins der interessantesten Meteore wurde 10.Febr.
1896 in Madrid beobachtet. Dasselbe fiel am hellen
Tage; sein Glanz überstrahlte die Sonne und blen-
dete viele Menschen. Anderthalb Minuten nach sei-
nem Erscheinen erfolgte ein furchtbares Donnern, die
Erde erbebte und viele Gebäude bekamen Nisse. Zu-
gleich erfolgte ein Steinregen über Madrid und Um-
gegend. Die Hauptmasse des Meteors wurde in eine
Dampfwolke verwandelt, die erst nach mehrern Stun-
den verschwand. Die aufgefundenen Bruchstücke der
M. wogen nur einige Hundert Gramm; es sind weiße,
geäderte Chondrite von lockerer Beschaffenheit.
Die größte und vollständigste Sammlung von M.,
über 500 Fälle entbaltend, ist die des naturhistor.
Hosmuseums in Wien; ihr zunächst kommt die
Sammlung des Britischen Museums in London mit
470, sodann diejenige des Nu86uni ä'inLtoire nli-
wroiiL in Paris mit beiläufig 400 Lokalitäten, an-
dere große Meteoritensammlungen befinden sich in
Berlin, Göttingen, Tübingen, Budapest, Stock-
bolm, Kalkutta, Iurjew, Moskau, New-Haven,
Washington, Chicago.
Über Photographie von Meteorbahnen s. Hjm-
melsphotographie.
Vgl. noch: Schreibers, Beiträge zur Geschichte
und Kenntnis meteorischer Stein-und Metallmassen
(Wien 1820); Partsch, Die Meteoriten (ebd. 1843);
Büchner, Die Meteoriten in Sammlungen (Lpz.
1863); Tschermak, Die mikroskopische Beschaffenheit
der Meteoriten (Etuttg. 1883-84); Wadsworth,
I^itiwlo^ical swäios (Cambr. 1884); Cohen,
Meteoritenkunde, I (Stuttg. 1894); Brezina, Die
Meteoritensammlung des k. k. naturhistor. Hof-
museums (Wien 1896).
Methylglyoxalidm, s. Lysidin.
Metten, Dorf im Bezirksamt Deggendorf des
bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, am Fuße des Donau-
gebirges und an der Nebenlinie Deggendorf-M.
<5,6km) der Vayr. Staatsbahnen, hat ^(1895) 2364
E., Posterpedition, Telegraph, tath. Kirche, Gym-
nasium, bischöfl. Knabenseminar und Klosterseminar
in der berühmten Benediktinerabtei; bedeutende
Granitbrüche.' Das Klosterwurde 792 vonKarl d.Gr.
gestiftet,1803aufgehoben und 1830 wiederheraestellt.
^Metternich,Clemens Wenzel Nepomuk Lothar,
Fürst. Sein Sohn, Fürst Ni ch ard M., starb 1. März
1895 in Wien, ohne männliche Erben zu hinterlassen.
Haupt der Familie ist jetzt sein Halbbruder Fürst
P a u l M., k. k.Generalmajor a. D., geb. 14.Okt. 1834.
Mettingen in Westfalen, Dorf im Kreis
Tecklenburg des preuß. Reg.-Bez. Münster, hat
(1895) 3702 E., darunter 595 Evangelische, Post,
Telegraph, kath. und cvang. Kirche, Schwefelquelle
mit Bad und Steinbrüche.
Mettraysystem (fpr. -träh-), gleichbedeutend
mit Einfamilienhaussystem (s. Eottagesystem, Bd.4),
wenn dies bei Waisenanstalten angewendet wird,
wie zuerst bei der Anstalt Mettray bei Tours.
^Metz ist Sitz der 86. und der 10. bayr. Infante-
riebrigade, eines Gouvernements, einer Komman-
dantur und eines Bezirkskommandos und hat (1895)
59794 (34683 männl., 25111 weibl.) E. (einschließ-
lich 14314 Militärpersonen), darunter 16 770 Evan-
gelische und 1320 Israeliten, ferner 2887 bewohnte
Wohnhäuser, 12027 Haushaltungen und 61 Anstal-
ten, d. i. eine Abnahme seit 1890 um 458 Personen,
in Garnison ferner das Infanterieregiment Nr. 174.
Die Zahl der Geburten betrug 1895: 1443, der Ehe-
fchließungen 503, der Stcrbefälle (einschließlich Tot-
geburten) 1159.
^ Mexikanische Eisenbahnen. Nach den
neuesten Ermittelungen standen 1. Jan. 1895:
11249 kin Eifenbahnen im Betriebe. Der Zuwachs
betrug in den letzten vier Jahren 1531 kni oder 15,"
Proz. Von den Neubauten und geplanten Linien
ist die etwa 100 kni lange elektrische Bahn von
Ialapa über Coatepec, Iico und verschiedene andere
.^asfeebczirke nach Cordoba oder Orizaba zu erwähnen.