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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Preußen
tigte 106 Werke mit3766 Arbeitern, welche 478 980 t
im Werte von 23,5 Mill. M. produzierten (Koch-
salz 7,0 Mill. M., Chlorkalium 11,i MM. M.). Im
Hüttcnbetriebe belief sich der Wert der 4478000 t
Produkte auf 297,0 Mill. M., die Zahl der Betriebe >
auf 270, der Arbeiter auf 38326 Kopfe. An Roh- ,
eisen, dem hauptsächlichsten Hüttenprodukte, wurden
erzeugt 3 778 775 t im Werte von 175,8 Mill. M. !
Handel, Industrie und Verkehr. Die vorläufigen
Ergebnisse der Verufsstatistik weisen für die Grup- '
pen V. und c:. (s. Tabelle auf S. 872 unten) nach: >
Erwcrbsthätige
V. 4 755 855
<ü, 1355 740
Zusammen
Dienstboten > Angehörige ! H",^'
190543 ! 7 249 954 > 12196 352
169118 2 060 572 > 3 535 430
Zus. 6 111595
359 661 < 9 310 526 , 15 781782
oder 58,ii Proz. der Gesamtbevölkerung.
Dem bedeutenden Umfange und der stetigen Zu-
nahme der Betriebe des Bergbaues und der In-
dustrie entsprechend hat sich auch die Zahl der
Dampfmaschinen vermehrt. 1895 (1896) waren
60488 (62 611) stehende und 15168 (15 526) be-
wegliche Dampfmaschinen vorhanden mit 2 358175
(2534000) und 154997 (159478) indizierten Pferde-
stärken, von denen 1895 auf Rheinland 15 805 mit
731577, Westfalen 10287 mit 577 996, Schlesien
9928 mit 352 055 Pferdestärken u. s. w. entfielen.
In gewerblicher Beziehung verteilten sich dieselben
<im zahlreichsten auf die Gruppen: Land- und Forst-
wirtschaft 11605 mit 111181, Bergbau, Hütten- und
Ealinenwesen 16504 mit 1202 497, Industrie der
Nahrungs- und Genuhmittel 16175 mit 321418,
Textilindustrie 4758 mit213911,IndustriederSteine
und Erden 3650 mit 114 553 Pferdestärken u. s. w.
Verkehrswesen, über die Eisenbahnen s.
Preußische Eisenbahnen.
über Schiffahrt s. Deutschland und Deutsches
Reich, S. 312 fg.
Untcrrichtswesen. P. besaß Anfang 1896 an be-
rechtigten Lehranstalten: 277 Gymnasien, 51 Pro-
Gymnasien, 87 Realgymnasien, 70 Nealprogvmna-
sien, 24 Oberrealschulen, 54 Realschulen, 114 Schul-
lehrerseminare, 16 öffentliche und 19 private andere
Lehranstalten. Die Gymnasial- und Realanstalten
wurden im Wintersemester 1894/95 von 140 043
Schülern besucht, welche von 7708 Lehrern im
Haupt-, 869 Geistlichen und Lehrern im Nebenamte
unterrichtet wurden. 19431 Schüler der zu diesen
Anstalten gehörigen Vorschulen wurden von 563
Lehrern unterrichtet.
Der Lehrkörper der preuß. Universitäten bestand
1895 aus 541 ordentlichen, 287 außerordentlichen,
23 Honorarprofessoren, 435 Privatdocenten, 24 Lek-
toren und 41 andern Lehrern. Die Zahl der
Studierenden belief sich auf 12917 (evang. Theo-
logie 1757, katholische 753, Juristen 3320, Medi-
ziner 3199, Philosophie u. s. w. 3888) und der außer-
dem zum Besuche der Vorlesungen berechtigten Per-
sonen auf 4302. An den drei technifchen Hockschulen
waren als Lehrer thätig 91 etatsmäßige Professoren,
60 nicht etatsmäßige Professoren und Docenten,
70 Privatdocenten, 192 Assistenten und 5 andere
Lehrer: die Gesamtzahl der Zuhörer betrug 3487.
Finanzwesen. Für das Finanzjahr 1897/98 sind
die Brutto-Einnahmen auf 2046,03 Mill. M.,
und zwar etatsmäßige ordentliche Einnahmen ver-
anschlagt. Einnahmequellen sind vorzugs-
weise die Domänen und Forsten (nach Abzug von
7 719 296 M. für die Civilliste des Königs) mit
85,i Mill. M. (darunter Betriebs-, Verwaltungs-
und andere Kosten 42,i Mill. M., die zur Er-
mittelung der etatsmähigen Nettoeinnahme abzu-
ziehen sind), die direkten Steuern mit 161,6 (14,ij,
die indirekten Steuern mit 72,8 (31,4), die Lotterie
mit 82,5 (72,7), die Bergwerke, Hütten und Salinen
mit 127,2 s113), die vom Staat verwalteten Eisenbah-
nen mit 1110,2 (6l.7,i), die allgemeine Finanzver-
waltung mit 293,8 und die Einnahmen aus einzelnen
Zweigen der Staatsverwaltung mit 101,8 Mill. M.
Die Summe der dauernden Ausgaben ist ver-
anschlagt auf 1955,85, der einm alig en und außer-
ordentlichen auf 90,18, zusammen 2046,03 Mill.
M., darunter Betriebs-, Erhebungs-und Verwal-
tungskosten 908,2, Dotationen und Beiträge zu den
Ausgaben des Reichs u. s. w. 613,3, Verwaltungs-
ausgaben des Staatsministeriums 6,7 (einschließlich
3 055132 M. der Ansiedelungs-Kommission sür West-
prcußen und Posen), des Finanzministeriums 103,?.
des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten 24,6, des
Ministeriums für Handel und Gewerbe 7,7, des
Justizministeriums 97,i, des Ministeriums des In-
nern 57,5, des Ministeriums für Landwirtschaft,
Domänen und Forsten 18,?, des Ministeriums der
geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen-
heiten 117,5 Mill. M. (darunter für Elementar-Unter-
richtswesen 73,35 Mill. M.). Die Staatsschuld
lSckuldkapital) betrug 1806:159,1866: 776,5,1878
leinschließlich der neuen Landesteile): 1097, 1895:
6353,9,1896:6476,7,1897:6498,i Mill. M., die Ver-
zinsung (1897/98) 236,9, die Tilgung 33,95 Mill. M.'.
aus Staatsschuldscheine entfielen 18384900 M.
Orden. 1896 ist der Wilhelmsorden (s. d.) ge-
gründet worden.
Geschichte. Durch den MinisterwechselimOkt.1894
wurde eine grundsätzliche Änderung der polit. Lage
nicht herbeigeführt. Die Konservativen empfingen
zwar den neuen Ministerpräsidenten und den Land-
wirtschaftsminister mit Vertrauen; aber da sich beide
gegen die vornehmsten Forderungen der Agrarier, den
Antrag Kanitz und die Doppelwährung, aussprachen
(s. Teutschland und Deutsches Reich, Geschichte), so
wurde die Stimmung der Konservativen bald wieder
ebenso oppositionell wie zur Zeit Caprivis. Die
Gründung der Centralgenossenschaftskasse (1895).
von der namentlich die Landwirtschaft Vorteil haben
sollte, die Gewährung eines Notstandtarifs für die
Beschaffung künstlichen Düngers und die Beteiligung
des Staates an der Errichtung landwirtschaftlicher
Getreidehäuser (Gesetz vom 3. Juni 1896) beseitigten
die Mißstimmung nicht, um so weniger, da die Re-
gierung der vom Landtage beschlossenen Aufhebung
der Rückerstattungspflicht der Grundsteuerentschädi-
gung nicht zustimmte. Von den übrigen Vorlagen
des I. 1895 war die bedeutendste das Stempel-
steuergesetz (angenommen 8. Juli), wodurch ein ein-
heitliches Stempelrecht für P. geschaffen und der
Stempel auf Abtretung von Rechten, auf Gnaden-
beweise u. dgl. erhöht wurde.
Mit großen Entwürfen trat die Regierung 1896
vor den Landtag. Ein Gesetzentwurf über die Volks-
schullehrer erhöhte das Einkommen der Lehrer und
Lehrerinnen und regelte die staatlichen Beiträge zu
den Echullasten der Kommunen in der Weise, daß
die Regierung in der Regel jeder polit. Gemeinde
einen Veitrag bis zu 25 Schulstellen zahlen sollte,
darüber hinaus nur in besondern Fällen. Der Ent-