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Stang – Statistische Maschinen
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Stammler'
an die Universität Marburg, 1884 nach Gießen, 1885 als ord. Professor des röm. Civilrechts und der Rechtsphilosophie nach Halle berufen. Gegenüber der
histor. Rechtsschule und der materialistischen Geschichtsauffassung begründete er eine Socialphilosophie nach kritischer Methode («System des socialen
Idealismus»). Das Recht ist hiernach nur eine Form des socialen Lebens, das als einheitliches Ganzes monistisch zu erfassen ist. Die sociale Entwicklung zeigt
von diesem Standpunkt aus das Bild eines unablässigen Kreislaufes. Auf Grund bestehender Rechtsordnung bilden sich im geregelten Zusammenwirken
gleichheitliche Massenerscheinungen als sociale Phänomene; aus diesen erwachsen gewisse Bestrebungen auf Umänderung des geltenden Rechts, nach
deren etwaiger erfolgreicher Durchsetzung dasselbe Schauspiel sich wiederholt, über die Berechtigung einer einzelnen socialen Bestrebung ist ein objektiv
richtendes Urteil von dem Gesichtspunkt aus möglich, ob sie in ihrer konkreten Lage in dem Sinne der Idee einer Gemeinschaft frei wollender Menschen
vorgeht oder nicht. S. schrieb: «Darstellung der strafrechtlichen Bedeutung des Notstandes» (Erlangen 1878), «Der Nießbrauch an Forderungen» (ebd. 1880),
«Der Garantievertrag» (Freib. 1885), «Über die Methode der geschichtlichen Rechtstheorie» (Halle 1888), «Praktische Pandektenübungen für Anfänger»
(Lpz. 1893; 2. Aufl. 1896), «Die Theorie des Anarchismus» (Berl. 1891), «Praktische Institutionenübungen für Anfänger» (Lpz. 1896), «Wirtschaft und Recht
nach der materialistischen Geschichtsauffassung» (ebd. 1896), «Die allgemeinen Lehren des Rechts der Schuldverhältnisse nach dem bürgerlichen
Reichsgesetzbuch» (Berl. 1896).
*Stang, Emil, reichte 31. Jan. 1895 sein Entlassungsgesuch ein, blieb aber auf Ersuchen des Königs im Amt
und trat erst 14. Okt. desselben Jahres zurück, nachdem der Unionsstreit eine versöhnlichere Wendung genommen hatte.
*Stanley, Henry Morton, wurde im Juli 1895 ins engl. Unterhaus gewählt. – Vgl. Reichard,
Stanley (Berl. 1896).
*Stargard in Pommern, Stadtkreis (seit 1896), hat 1895: 26114 E., darunter 1242 Katholiken
und 546 Israeliten, ferner 1567 bewohnte Wohnhäuser, 5912 Haushaltungen und 25 Anstalten.
*Starkenburg. Einwohnerzahl der Provinz und ihrer Kreise:
| Ortsanwesende | Zunahme |
Kreise | Bevölkerung | von 1890–95 |
| 1895 | 1890 | in Proz. |
Darmstadt | . . . . . . . | 100 544 | 91 184 | 10,27 | |
Bensheim | . . . . . . . | 51 985 | 50 030 | 3,91 | |
Dieburg | . . . . . . . | 54 742 | 53 646 | 2,04 | |
Erbach | . . . . . . . | 46 519 | 46 418 | 0,22 | |
Groß-Gerau | . . . . . . . | 44 331 | 41 412 | 7,05 | |
Heppenheim | . . . . . . . | 44 912 | 43 862 | 2,39 | |
Offenbach | . . . . . . . | 101 529 | 93 090 | 9,07 | |
| Provinz | 444 562 | 419 642 | 5,94 | |
Statistische Maschinen, Maschinen zur mechan. und schnellen Ermittlung der
Endergebnisse von Volkszählungen und andern statist. Erhebungen. Amerik. Ursprungs, sind die S. M., abgesehen von ↔ einem mißglückten
Versuche mit einer Maschine von Seaton 1880, zum erstenmal 1890 bei der Volkszählung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika angewendet worden
und haben sich hierbei sowohl in Bezug auf Zeitgewinn als auch auf Kostenersparnis und Zuverlässigkeit glänzend bewährt. Auch bei der österr. Volkszählung
Ende 1890 wurden sie angewendet und sind jetzt auch bei deutschen Steuerbehörden eingeführt.
Figur: 1
Die Konstruktion aller S. M. beruht auf dem Gebrauch eigenartiger Karten, in welche Löcher eingestanzt werden, die den bezüglichen Angaben der einzelnen
Personen entsprechen. Man erhält eine allgemeine Vorstellung von einer solchen Karte, wenn man sich den üblichen statist. Fragebogen an allen denjenigen
Stellen, an denen eine bejahende Antwort einzutragen ist, durchlocht denkt. Je nach seiner besondern Stelle auf der Karte bedeutet also ein bestimmtes Loch,
ob das betreffende Individuum männlichen oder weiblichen Geschlechts, ob verheiratet oder ledig, Inländer oder Ausländer ist u.s.w. Fig. 1 giebt das Bild einer
derartigen durchlochten Karte. Wird es gewünscht, so kann die gestanzte Karte mühelos gelesen und geprüft werden, indem man sie über ein zu diesem
Zweck hergestelltes gedrucktes Formular legt.
Figur: 2
Damit das zum Zweck der Zählung erforderliche Einlegen der Karten in die Maschine stets in der richtigen Weise geschieht, wird an jeder Karte eine Ecke
weggeschnitten und so für die richtige Lage der Karte ein leicht erkennbares Merkmal geschaffen. Die S. M. sind nun so eingerichtet, daß vermöge der Löcher
in den Karten Verbindungen mit bestimmten Zählwerken hergestellt werden, die alsdann, wenn dies geschieht, um eine Einheit weiter rücken. Die Bewegung
der Zählwerke kann durch Luftdruck oder durch Elektricität erfolgen, und man unterscheidet hiernach S. M. mit pneumatischem und solche mit elektrischem
Betrieb. Eine dritte und andere Art der S. M. endlich bewirkt die unmittelbare selbstthätige Sortierung der gleichartig gelochten Karten auf Grund der
Lochanordnung.
Diese Sortierung geschieht mit Hilfe von «Auslesern» a, Fig. 2, die im Kreise auf einer dreh- und hebbaren Scheibe befestigt sind und deren nach aufwärts
ragende Stifte 3 vom Kartenstapel k die unterste Karte u stets dann aufnehmen, wenn ein Teil von deren Löchern ebenso gruppiert ist wie