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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

VI

Vorwort.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Vorwort'

der Wohlhabende anwenden kann. Noch heute unterscheidet sich in Zahl und Art der zu behaglicher Lebensgestaltung als notwendig betrachteten Sachgüter der Städter von dem Landbewohner, der Groß- von dem Kleinstädter, der Europäer von dem Bewohner fremder Weltteile, immer mehr aber gleichen sich die Unterschiede aus, je weiter der Handel sich ausbreiten kann und je mehr allenthalben die Arbeitsrichtung und die Arbeitsleistungen zur Vermehrung der Kaufkraft sich verbessern. Schon heute enthalten die Magazine in den großen Haupt- und Handelsstädten die Gesamtheit aller Erzeugnisse der ganzen Welt und immer mehr verbreitet sich von hier aus auch die Mehrzahl derselben in weitere Kreise.

Hand in Hand damit geht das Bestreben, die Zahl der als brauchbar erkannten Sachgüter zu vermehren, deren Menge und Beschaffenheit zu vervollkommnen, für bestimmte Lebenszwecke das Bessere an Stelle des minder Guten zu setzen, das Wertvolle aus fremden Ländern in den heimischen Boden zu verpflanzen und den eignen Erzeugnissen durch vollendete Form und Beschaffenheit ein erweitertes Absatzgebiet zu sichern.

Die Vermehrung unserer Erkenntnis über die für menschliche Zwecke brauchbaren Sachgüter zur Zeit der Entdeckung der Seewege hat die großartigsten Umwandlungen im Gebiete des gesamten Wirtschaftslebens hervorgerufen; in unserm Jahrhundert haben die Naturwissenschaften, die Vervollkommnung der Technik und die Umgestaltung unserer Verkehrsmittel nicht minder Großartiges bewirkt; noch täglich veranlassen sie den Umschwung der Anschauungen in den weitesten Kreisen, vermehren sie die Zahl der nützlichen Entdeckungen und verbreiten die Kenntnis von dem Bessern überallhin.

Die Warenkunde, einer der wichtigsten Teile der Handelswissenschaften, wird infolgedessen ein immer schwieriger zu behandelndes Gebiet; immer mehr vergrößert sich die Zahl der aufzunehmenden Artikel, immer mehr muß über jede einzelne Marktware Auskunft und Belehrung gegeben werden und von immer mehr Menschen wird diese begehrt. Ein eingehendes Studium dieser Disziplin ist jedoch nur Wenigen möglich, und selbst dem Kaufmann, welcher sich zur Zeit seiner Ausbildung ihr eifrigst gewidmet hatte, fehlt bald im praktisch thätigen Leben das volle Verständnis, wenn ihm nicht Hilfsmittel geboten werden, durch welche er Kenntnis von allen Neuerungen und Verbesserungen erhalten kann und aus welchen er ersieht, inwiefern Wissenschaft, Kunst und Forschungseifer wieder Vollkommenes geboten haben. Er muß nicht nur die Waren, mit welchen er handelt, genau nach Unterschieden in der Beschaffenheit, Tausch- und Gebrauchswert, Ursprungsorten und Erzeugungsart kennen, sondern auch wissen, in welchen Mengen sie erzeugt und verbraucht, inwiefern und womit sie gefälscht, durch welche Surrogate ersetzt, durch welche Mittel vervollkommnet oder entbehrlich gemacht, in welcher Form da und dort begehrt, wie am besten für Versendung und Aufbewahrung behandelt, wogegen und wo am vorteilhaftesten eingetauscht, am sichersten und besten verkauft werden. Er kann sich nur dann auf einzelne Waren beschränken, wenn er Aussicht hat, den Markt damit beherrschen zu können und muß in der Regel die Vielheit, vor allem aber jeden zum Handel geeigneten Gegenstand da, wo er Geschäfte betreiben will, im Auge behalten und die Konkurrenz zu besiegen verstehen. Jeder Erzeuger von Marktwaren muß

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 5.