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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Indischer Hanf; Ingwer

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Indischer Hanf - Ingwer

London und Amsterdam, ersteres für die ostindischen und amerikanischen Sorten, letzteres für die von Java. Jährlich zweimal finden an beiden Plätzen große I.-Auktionen statt, deren Preise dann für den gesamten Handel als Norm gelten. Die jährliche Ausgabe Europas für diesen Artikel schätzt man auf 150-180 Mill. Mk., und die Gesamtproduktion beträgt 7½ Mill. kg. Für 1880 wird der Wert der Einfuhr von I. in das Deutsche Reich auf 17857000 Mk. berechnet. - I. sowie die genannten Präparate sind zollfrei.

Indischer Hanf (herba cannabis indicae); ein Artikel des Droguenhandels von narkotisch berauschender Wirkung, wird zuweilen medizinisch verwendet. Die Ware stammt von einer besondern Varietät der gewöhnlichen Hanfpflanze (Cannabis sativa), die man als Cannabis indica bezeichnet. In Indien unterscheidet man zwei Sorten, von denen die beste, ganja oder gunja genannt, nur selten zu uns kommt. Es sind Bündel von ½ kg Schwere, die aus 25-30 von Grund an verästelten, hellgelbbraunen Stengeln bestehen, deren Blätter entfernt sind, während die Blütenstände noch vorhanden sind; der Geruch ist stark narkotisch, der Geschmack harzig bitter. Die zweite Sorte, dort Bang, Guaza oder Sidhee genannt, ist diejenige, welche wir in der Regel erhalten; es sind Blütenstände ohne die Stengel, mit vielen Blättern und Früchten gemengt. Diese Sorte ist harzärmer und besitzt auch einen schwächern Geruch und Geschmack; sie soll von Pflanzen gesammelt werden, welche in der Ebene wachsen, während die bessere Sorte von den Bergen stammen soll. In Indien bereitet man aus dieser Pflanze ein im ganzen Oriente beliebtes Extrakt, Haschisch oder Hatchis genannt, welches benutzt wird, um sich in einen eigentümlichen Zustand der Aufregung zu versetzen. - Zollfrei.

Ingwer (Ingber, lat. radix oder rhizoma Zingiberis, frz. gingemare, engl. ginger, holl. gember). Diese bekannte, feurig gewürzhafte Drogue besteht aus den knolligen Wurzelstöcken der Ingwerpflanze (Amomum Zingiber oder Zingiber officinale), eines tropischen, zu der Familie der Gewürzlilien (Scitamineen) gehörigen Gewächses, also denjenigen Gewürzpflanzen zugehörig, von welchen Zitterwurzel ^[richtig: Zittwerwurzel], Cardamom, Curcuma etc. herstammen. Die Pflanze ist heimisch in Südasien, wo sie von Indien bis China vorkommt und gebaut wird. Schon in frühern Zeiten ist sie durch die Spanier nach Amerika verpflanzt und Kulturgegenstand geworden, später auch an der Westküste Afrikas (Sierra Leone). Wie behauptet wird, läßt sich die kultivierte Pflanze niemals durch Samen, sondern nur durch Wurzelteilung fortpflanzen, sodaß die Teilstücke im ersten Jahre gelegt werden und im folgenden die Ernte stattfindet. Auf den wagerecht liegenden Gliedern des Wurzelstocks erheben sich senkrechte Blattwedel mit zwei Reihen gespreizter schilfartiger Blätter, und zwischen diesen Trieben, ebenfalls unmittelbar auf dem Stock, erheben sich die kürzern Blütenstände, welche anfänglich, wenn die Deckblätter der Blüten noch geschlossen über einander liegen, eine Art Zapfen bilden, aus welchem dann die orchideenartigen, wohlriechenden Blüten hervortreten, die fünf schmale, gelblich weiße Zipfel und ein purpurrotes, gelb geflecktes Lippenblatt haben. Man unterscheidet im Handel zweierlei Arten von I., nämlich weißen und schwarzen (braunen). Man hat angenommen und auch Einiges dafür beigebracht, daß diese Sorten von zweierlei Ingwerarten herkämen, während sonst für gewöhnlich angenommen wird, daß nur eine Pflanzenart den I. liefere. Daß aber diese in drei Weltteilen gezogene Pflanze Spielarten bilden werde, besonders in der Form der Bewurzelung, ist indes wohl anzunehmen und an der aus verschiednen Bezugsquellen kommenden Ware ersichtlich. Auf die Behandlung der gegrabenen Wurzel soll es sonach lediglich ankommen, ob die Ware als weißer oder schwarzer I. erscheint. Im erstem Falle wird die zerschnittene, gewaschene und geschälte Wurzel nur in freier Luft oder Sonne getrocknet und bleibt dann gelblich weiß, auf dem Bruch faserig und durch den Stärkemehlgehalt mehlig; wird dagegen die Wurzel erst in kochendem Wasser abgebrüht und dann getrocknet, so erscheint die Masse durch die in Kleister umgewandelte Stärke hornartig, grau oder bräunlich gefärbt, und bildet so den schwarzen I. Die äußere runzlige Bedeckung ist dann entweder vollständig belassen, oder ganz abgeschabt, oder auch nur auf den flachen Seiten der Stücke weggenommen. Auf dem Bruche erkennt man in dem Gewebe des I. zahlreiche, die Masse durchziehende glänzende Harzgänge. Der Wurzelstock der Ingwerpflanze besteht aus dicken Mittelknollen und ästigen Seitenknollen; nur die letztern werden gesammelt; es sind abgeplattet rundliche, mehr oder minder deutlich astförmig gebogene Stücke, deren Schale ganz, teilweise oder gar nicht entfernt wird. Die Ingwerpflanze gedeiht fast unter allen Himmelsstrichen Südasiens und wird in Ostindien, China, Cochinchina, auf Ceylon etc. massenhaft gezogen, denn die Asiaten verbrauchen von diesem und andern Gewürzen selbst so viel, daß die Ausfuhr nach Europa dagegen immer nur unbedeutend erscheint. Der bengalische I. ist die häufigste und wohlfeilste Handelsware, hat teils den Charakter des schwarzen, teils des weißen I., doch auch in letzter Form noch ziemlich braun. Die Ware ist teils geschält, teils nicht, die Stücke sind meist größer, als bei den übrigen indischen Sorten, welche namentlich aus Ceylon, Malabar, Cochin bestehen und kleine rundliche oder wenig verästelte, hellfarbige, im Bruche weißgelbliche Stücke bilden, wogegen chinesischer I. wieder großstückig, dicht hart, ungeschält und daher runzlig und graubraun von Farbe, auf dem Bruche glänzend und bleigrau ist. Afrikanischer I. kommt nur von Sierra Leone und besteht aus kleinern, rundlichen, ungeschälten Stücken von dunklerer Färbung. Amerikanischer I. kommt meist von Jamaika, dessen Gewächs eine sehr beliebte und verbreitete Sorte bildet. Dieselbe besteht in großen, flachen, rundlichen Stücken mit nur nach einer Seite gerichteten Ästen, ist immer nur geschält, außen gelblich oder gelb bräunlich, innen blaß-^[folgende Seite]