Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
2
Abraumsalz - Aconitsäure
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abfälle'
waren Lumpen und ähnliche Abf. zur Papierfabrikation bis vor wenigen Jahren einem Zoll unterworfen. Der Wert
der Ausfuhr Deutschlands an Abfällen aller Art wird für das Jahr 1879 auf: 31600000 Mark, der der Einfuhr
auf: 51800000 Mark angegeben. -
Abraumsalz; so werden die über dem eigentlichen Steinsalz liegenden fremden Salze
genannt. Von diesen bis jetzt nur bei Staßfurt und Leopoldshall und bei Kalus und in Galizien gefundenen
Salzen haben nur einige, in größerer Menge vorkommende Arten größere industrielle Bedeutung; vor Allem ist
dies der Kornallit (Anmerkung des Editors: richtig: Karnallit), nächstdem der Kainit, Kieserit und
Boracit. Die übrigen kommen entweder, wie z. B. der Sylvin (reines
Chlorkalium) in zu geringer Menge vor, oder lassen sich schwer verwerten. Der
Karnallit oder das Chlorkaliumrohsalz,
mit circa 16 bis 17% Chlorkaliumgehalt wird teils dort selbst verarbeitet, teils zum Versand gebracht.
Der Preis stellt sich auf 1 Pf. pro k ab Staßfurt (1879). Die Versendung erfolgt bei Abnahme ganzer Wagenladungen
von 1000 k unverpackt, bei geringeren Quantitäten auf Wunsch der Abnehmer in Säcken zu 50 k Fassung. Die Säcke
werden mit 50 Pf. pro Stück berechnet. Dieser Karnallit ist der Rohstoff für Salpeter, Potasche, Alaun u. s. w.
und wird daher in größter Menge verbraucht. Die Produktion von Karnallit in dem
Staßfurter Werke belief sich auf 20 Mill, k im Jahre 1877 in den
Leopoldshaller Werken 45 Mill. k im J. 1877. - Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 25 t.
Absinth (Absynth, Wermuthlikör, fr. Extrait d'Absinth; engl. Absinthium); ein Likör
von bitterem aromatischem Geschmack, wird hauptsächlich von der Schweiz und Frankreich aus in den Handel
gebracht und auch dort vorwiegend konsumiert; der zu häufige Genuß des A. wirkt sehr nachteilig auf das
Nervensystem. Man bereitet den A. entweder aus Wermutkraut mit Zusatz von etwas Anissamen oder aus den
ätherischen Ölen dieser Pflanzenteile, einige Fabrikanten setzen auch noch andere Gewürze hinzu. - Zoll: S.
Tarif im Anh. Nr. 25 b.
Abstoßeisen (Abstoßmesser, Abschäleisen, Abstreicheisen, fr. ciseau, engl. shaving-knife);
es sind dies Messer, welche die Weißgerber zum Streichen der Felle und Abstoßen der Narbenseiten brauchen. -
Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 6 e 2 γ.
Acajougummi (Anacardiengummi, fr. gomme d'acajou, engl. Acajou-gum.); eine ihren
Eigenschaften nach dem Gummi arabicum sehr nahe stehende Gummiart, wird auf Martinique, Guadeloupe und in
Brasilien von demselben Baume gesammelt, der die occidentalischen Elephantenläuse (s. Anacardien)
auch Acajounüsse,
genannt, liefert. Tropfenartig ausgezogene, gelbe bis braunrötliche Stücke sind von glasigem Bruche, durchscheinend,
weicher als arabisches Gummi. - Zollfrei.
Acetate; in der Chemie gebräuchliche Bezeichnung für essigsaure Salze, z. B.
Bleiacetat für essigsaures Blei. - Zollfrei.
Aceton (Methylacetyl, Dimethylkohlenoxyd, fr. esprit pyro acétique, engl. Aceton); wird in
chemischen Fabriken durch trockene Erhitzung von essigsauren Salzen, namentlich Bleizucker,
↔
erhalten und wurde früher in rohem, unreinem Zustande brenzlicher Essiggeist genannt;
gereinigt ist das A.
eine farblose, leicht bewegliche, neutralreagirende Flüssigkeit von scharfem Geruch und 0,792 specif. Gew. bei 18° C.;
es verdampft leicht, siedet bei 56° C. und brennt leicht mit kaum rußender Flamme. Es mischt sich mit Wasser,
Alkohol und Äther, löst Harze leicht auf, sogar Kopal; wird selten verwendet. - Zollfrei.
Achat (fr. Agate, engl. ajat, agate); zur Familie des Quarzes gehöriges Mineral, besteht im
wesentlichen aus Kieselsäure, gemengt mit kleinen Mengen verschiedenfarbiger anderer Mineralien, wodurch mannichfache
Zeichnungen und Färbungen gebildet werden; die so entstehenden Varietäten hat man mit besonderen Namen belegt, als
Wolkenachat, Bandachat,
Festungsachat u. s. w. Der A. bildet im rohen Zustande einen Handelsartikel und wird
zu allerlei Schmuckgegenständen verarbeitet. Den Hauptsitz dieser Industrie bilden die Orte Idar und Oberstein; da die
dortigen Achatgruben erschöpft sind, wird schon seit längerer Zeit daselbst viel A. aus Südamerika verarbeitet, der unter
dem Namen brasilianischer A. bekannt ist, aber eigentlich aus Uraguay
(Anmerkung des Editors: richtig: Uruguay) stammt. Die bessere Waare kommt in Fässern verpackt, die ordinäre
lose im Schiffsraume verladen, über England den Rhein herauf. In Oberstein werden diese Rohsteine
verauktioniert; die Gesamteinfuhr soll zwischen 100000 bis 250000 k jährlich betragen und der Wert der verauktionierten
Steine belief sich z. B. im J. 1875 auf 434092 Mark. Die Verarbeitung geschieht durch Schleifen und Polieren, auch werden
die A. zuweilen gefärbt, sowie andere Steine, namentlich Chalcedon, Onyx, Karneol u. s. w. mit verarbeitet; diese Waren
gehen gewöhnlich auch mit unter dem Namen Achatwaren im Handel. - Zoll: Gemäß Tarif
im Anh. Roher Nr. 33 a (zollfrei). Geschliffener, auch in Verbindung mit unedlen Metallen, nicht fein gearbeitet Nr.
33 c; fein gearbeitet Nr. 20 b 1 oder 2. In Verbindung mit edlen Metallen Nr. 20 a.
Aconitin (Aconitinum); der giftig wirkende Stoff in den Blättern und den Wurzelknollen einiger
Arten des Eisenhuts (s. d.), ein Alkaloide, das im reinen Zustande ein weißes, geruchloses, leichtes Pulver
von bitterem Geschmack bildet und auch unter dem Mikroskope keine Kristallisation zeigt. Es wird dieses A. gewöhnlich aus
Aconitum Napellus dargestellt und ist nicht zu verwechseln mit einer anderen Sorte, die unter dem Namen
englisches A. im Handel vorkommt und aus einer anderen Spezies von Aconitum
(wahrscheinlich aus dem Himalaya stammend) bereitet wird. Dieses englische A., auch Pseudaconitin
genannt, kann kristallinisch erhalten werden, wird aber in heißem Wasser nicht weich und knetbar, wie das gewöhnliche A.;
letzteres ist auch leicht löslich in Äther und Chloroform, das englische nur wenig. Da das englische A. bedeutend giftiger
ist als das gewöhnliche, auch deutsche genannt, so darf es anstatt des letzteren nicht medizinisch verwendet werden.
Vergl. ferner Alkaloide. - Zollfrei.
Aconitsäure (Acidum aconiticum); eine in verschiedenen Aconitum-Arten,
sowie auch im
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 3.