Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
7
Ahornzucker - Alantwurzel
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ahornholz'
für Schuhmacher, zu Tischler- und Drechslerarbeiten, namentlich zu
Schrauben und zu Peitschenstöcken verarbeitet. Das
amerikanische Negundoahornholz
(Box elder-wood), von
A. Negundo,
liefert das weißeste Holz, das zu Pianofortekästen mit Vorliebe
verwendet wird. Ebenfalls aus Nordamerika erhalten wir noch
folgende Sorten: das
Silberahornholz
(Erable blanc) von
A. dasycarpum; das
Zuckerahornholz (Maple sugar) von
A. saccharinum; beide werden zu
Fournüren geschnitten; ebenso auch das seltener im Handel vorkommende
pensylvanische A. (Erable jaspé) von
A. pensylvanicum. - Zoll: S. Tarif
im Anh. Nr. 13 c 1.
Ahornzucker (fr. Sucre d'érable, engl.
maple-sugar); der aus dem Safte des
Zuckerahorns
(
Acer saccharinum) in Nordamerika
gewonnene Zucker; derselbe stimmt im gereinigten Zustande hinsichtlich
seiner Zusammensetzung und seiner Eigenschaften mit dem gewöhnlichen Zucker
(Saccharose) überein. Der A. hat für den deutschen Handel kein Interesse,
da er nicht ausgeführt, sondern nur in Nordamerika selbst und zwar im rohen,
nicht raffinierten Zustande verbraucht wird. Die nördlichen Staaten der
Union und Kanada sind die Produktionsländer dieses Zuckers: man gewinnt
ihn durch Anbohren der Stämme und Verdampfen des Saftes bis zu dem Punkte,
wo er zu erstarren beginnt. Der Saft des Baumes enthält ½ bis 5% Zucker;
ein Baum liefert 2½ bis 3 k Zucker jedes Jahr. Die Gewinnung geschieht
von Ende Februar bis Anfang Mai. Auch die anderen Arten des Ahorns enthalten
Zucker in ihrem Safte, jedoch nicht so viel. Die Größe der Produktion
beläuft sich in Kanada auf jährlich 3 bis 3.5 Mill. k, in den Vereinigten
Staaten auf 17,8 Mill. k, wovon auf den Staat Newyork allein 5,35 Mill. k,
auf Ohio 3 Mill. k kommt. - Zoll: S: Tarif im Anh. Nr. 25 x 1.
Ahrbleicher (Ahrbleichart); gute Rotweine aus dem
Kreise Ahrweiler (Reg.-Bez. Koblenz); waren früher hellrot, weil man die
Traubenhülsen nicht mit gähren ließ; jetzt liefert man den A. dunkelrot.
Als beste Marken gelten: Wallporzheimer, Gärkammer, Dornley, Finkensteiner,
Sonneberger.
Ailanthholz (Anghikaholz, Götterbaumholz); das
Holz vom
Götterbaum,
Ailanthus glandulosa, eines Baumes
Ostasiens, jetzt in Deutschland akklimatisiert. Das A. ist sehr hart,
von rötlicher Farbe, mit breiten goldgelben oder dunkelroten, auch
grünlichen Adern. Man erhält es in Bohlen von 0,5 bis 1 M. Länge und
gegen 20 cm Stärke; nimmt eine schöne Politur an. - Zoll: S. Tarif im
Anh. Nr. 13 c 2.
Akaroidharz. Diesen Namen führt ein aus Australien
kommendes Harz, von welchem man zwei Arten unterscheiden kann, das
rote und das gelbe A. 1.
Das
rothe A.
(
Nuttharz,
Xanthorrhöaharz,
Erdschellack, engl. Grass-tree Gum)
stammt von der Xanthorröa australis, aus deren Stamm es ausschwitzt und
denselben in Lagen von 2 bis 4 cm Dicke bedeckt. Es besitzt eine rote
bis braunrote Farbe, orangefarbigen Strich, lebhaften Glanz. Auf dem
Bruche zeigt dieses Harz zahlreiche Zellgewebsreste, der Geruch ist schwach
benzoëartig,
↔
der Geschmack unangenehm, nebenher an Zimmt erinnernd. Die untere Seite der
Stücke ist grauweiß.
2) Das gelbe A.
(Botanybayharz, gelbes
Xanthorröaharz, engl. Grass-tree
Gum oder Blackboygum, lat.
Resina lutea novi Belgii)
stammt von der
Xanthorrhöa hastilis;
man erhält es in länglichrunden, bis 3 cm im Durchmesser haltenden Stücken
von tiefbraunroter Farbe, die auf dem Bruche gelb sind und auch ein gelbes
Pulver geben. Das Harz ist ziemlich hart, es läßt sich mit dem Fingernagel
nur schwer ritzen, besitzt einen angenehmen benzoëartigen Geruch und
aromatischen, etwas süßlichen Geschmack. -
Beide Sorten enthalten außer verschiedenfarbigen Harzsäuren, Zimmtsäure,
Benzoësäure und ein ätherisches Öl. - Man benutzt sie zur Darstellung
gefärbter Weingeistlacke und von Harzseifen zum Leimen des Papiers, früher
fertigte man auch Pikrinsäure daraus. - Das A. ist, wie das Öl daraus,
zollfrei. Tarif Nr. 36 bezw. 5 i.
Akazienholz (Acacienholz, Robinienholz,
fr. acacie, engl. acacia); das Holz der in Nordamerika heimischen,
bei uns jetzt überall verbreiteten
Robinia Pseudacacia:
es ist gelblichbraun, feinkörnig, biegsam, zäh und fest, läßt sich
gut polieren und leicht färben, widersteht der Fäulniß und dem Wurmfraße
sehr gut. Unter Wasser hält es sich von allen Holzarten am besten. In
Europa benutzt man es zu Tischler- und Drechslerarbeiten, namentlich auch
zu Radspeichen, in Amerika auch zum Schiffsbau. - Zoll: S. Tarif
im Anh. Nr. 13 c 1. oder Nr. 13 c 2.
Alabaster (frz. Alabâtre, engl. Alabaster);
diesen Namen führen die feinkörnigen, weißen, mehr oder weniger durchscheinenden
Arten des natürlichen wasserhaltigen
schwefelsauren Kalkes
oder
Gipses. Der schönste wird zu Voltera
bei Florenz und bei Sestri umweit Genua gebrochen; nächstdem liefern Tirol,
Thüringen, Schlesien, Würtemberg, das Amt Liebenburg (Prov. Hannover) und
Frankreich (bei Cluny) guten A. Da der A. sehr weich ist, so läßt er sich in
den Steinbrüchen sehr leicht ohne Anwendung von Sprengmitteln gewinnen und
ebenso leicht verarbeiten. Man fertigt daraus allerlei kleinere und größere
Kunst- und Gebrauchsgegenstände (
Alabasterwaaren) teils an den Fundorten
selbst, teils an anderen Orten, so in Paris, Voltera, Florenz, Siena, Gröden
in Tyrol, Nürnberg, Niederachswerfen (bei Nordhausen), am Harze u. s. w. Die
Alabastergegenstände können nicht im Freien, sondern nur in geschlossenen
Räumen aufbewahrt und aufgestellt werden, da sie vom Regen stark angegriffen
werden. Vom Marmor unterscheidet sich der A. leicht dadurch, daß er beim
Befeuchten mit Säuren kein Aufbrausen zeigt, was beim Marmor infolge der
Kohlensäureentwickelung der Fall ist. - Roher A. ist zollfrei,
bearbeiteter A. oder Alabasterwaren s. Zolltarif im Anh. Nr. 33 d 1 und 2.
Alantwurzel (Oland, Ottwurz, Glockenwurzel,
lat.
radix Inulae,
r. Helenii,
r. Enulae, fr. grande inule, engl.
Helicampany oder Horseheel); stammt von einer in Mitteleuropa, namentlich
in Ungarn wild wachsenden Komposite,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 8.