Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Ammoniakgummi - Anacardien
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ammoniak'
durch den Salmiakgeist vollständig neutralisiert und entstehen
hierbei die Ammoniaksalze
(s. d.). Außer zu den bereits angeführten Zwecken wird der
Salmiakgeist noch in der Färberei, Kattundruckerei, zur
Bereitung von Orseille und verschiedenen Ammoniakverbindungen
verwendet. Ein mit Ammoniakgas gesättigter Spiritus, also
alkoholisches Ammoniak,
wird unter dem Namen
Liquor ammonii spirituosus Dzondii
verkauft; Zoll: S. Tarif Nr. 5 i (zollfrei). Alkoholhaltiges
Nr. 5 a.
Ammoniakgummi (Ammonisches Gummi,
Armenisches Gummi, Gummi Ammoniacum, Gummiresina Ammoniacum);
ein Gummiharz, Artikel des Droguenhandels, besteht aus dem
eingetrockneten Milchsafte einer in Persien und der Tartarei
wachsenden Doldenpflanze, Dorema Ammoniacum. Die Ware wird
fast ausschließlich über Bombay exportiert, wo sie in zwei
verschiedene Qualitäten sortiert wird, in A. in Körnern
oder Thränen (Ammoniacum in granis) und in A. in größeren
Stücken (Ammoniacum in massis). Die Körner sind grauweiß,
die Klumpen braun, mit weisslichen oder gelblichen Stellen,
an den Rändern durchscheinend, auf dem Bruche fettglänzend;
A. erweicht in der Hand und besitzt einen starken, nicht
angenehmen Geruch. Das A. enthält neben Harz und Gummi ein
(schwefelfreies) ätherisches Öl. Verwendung findet das A.
in Apotheken, hauptsächlich zu Pflastern. - Zollfrei.
Ammoniaksalze (Ammoniumsalze); es
sind dies die Verbindungen der Säureanhydrate mit dem
Ammoniak; die wichtigsten, gewöhnlich im Handel vorkommenden
A. sind: kohlensaures, schwefelsaures, salpetersaures,
phosphorsaures, oxalsaures, molybdänsaures und vanadinsaures
Ammoniak. Ferner rechnet man auch gewöhnlich mit zu den A.
die Verbindungen der sogenannten Haloidsäuren mit Ammoniak,
von diesen findet man im Handel: Chlorwasserstoffammoniak,
Brom- und Jodwasserstoffammoniak. Alle A. sind fest und,
mit Ansnahme (Anmerkung des Editors: richtig: Ausnahme)
des kohlensauren A., auch geruchlos. - Zollfrei.
Amygdalin (Amygdalinum); ein zu den
Glucosiden gehöriger Bitterstoff, Bestandteil der bitteren
Mandeln, der Pfirsichkerne und einiger ähnlichen Samen. Man
stellt es gewöhnlich aus den durch Pressen vom fetten Öl
befreiten bitteren Mandeln durch Extraktion mit heißen
Alkohol her und erhält eine Ausbeute von ungefähr 3 Prozent.
Das A. kommt nur selten im Chemikalienhandel vor; es besteht
aus einer weißen feinkristallinischen Masse von bitterem
Geschmack, die bei Gegenwart von Wasser durch Einwirkung
des sowohl in bitteren, als auch in süßen Mandeln enthaltenen
Emulsins, eines
Eiweißstoffs, zersetzt wird und hierbei Zucker, Bittermandelöl
und Blausäure liefert.
Amyläther (Amyloxyd). Reiner Amyläther
bildet keinen Handelsartikel, wohl aber kommen einige
zusammengesetzte A. oder Verbindungen desselben mit Säuren
im Handel vor; es sind der Essigsäureamyläther, der
Buttersäureamyläther, Ameisensäureamyläther und der
Valeriansäureamyläther; sie werden sämtlich zur
↔
Bereitung von Fruchtäthern gebraucht. - Zoll: Gemäß Tarif
im Anhang Nr. 5 a.
Amylalkohol (Amyloxydhydrat,
Mylalkohol, Pentylalkohol, lat.
Amyloxydum hydratum,
Alkohol amylicum, fr. Alcool amylique); eine zur Gruppe der
Alkohole gehörige organische Verbindung, bildet den
Hauptbestandteil des
Kartoffelfuselöls und
findet sich auch in einigen anderen Fuselölen. Reiner A.
ist eine farblose, wasserhelle, unangenehm riechende, hierbei
zum Husten reizende Flüssigkeit von öliger Konsistenz und
0,815 spez. Gewicht bei 15° C.; siedet bei 131° C. und läßt
sich dann unverändert überdestillieren. Mit Wasser mischt
sich der A. nicht, löst sich aber leicht in Alkohol, sowie
auch in Äther. Der A. ist brennbar. Außer diesem, auch mit
dem Namen Gährungsamylalkohol
belegten, kennt man noch vier andere Amylalkohole von gleicher
Zusammensetzung, aber verschiedenen Eigenschaften; diese
isomeren A. kommen aber nicht im Handel vor und haben nur
theoretisches Interesse. Verwendung findet der A. fast nur
zur Herstellung der Amyläther (s. d.)
und der künstlichen Valeriansäure; gewöhnlich benutzt man
hierzu nicht einmal den chemisch reinen A., sondern nur das
rektifizierte Kartoffelfuselöl. Der A. wirkt giftig. -
Zollfrei.
Amylen (Pentylen, Valeren, Amyleum);
ein Kohlenwasserstoff, wird aus Amylalkohol durch Destillation
mit Chlorzink dargestellt und ist eine farblose, wasserhelle,
schon bei 39° C. siedende Flüssigkeit von 0,65 spez. Gewicht
und eigentümlichen, betäubenden Geruch. Man benutzte das A.
eine Zeitlang als Anästheticum an Stelle des Choloroforms,
jetzt scheint es wieder ganz außer Gebrauch gekommen zu sein.
- Zollfrei.
Anacardien (Elephantenläuse,
Acajounüsse, lat. Anacardiae;
fr. noix d'acajou; engl. Caschewnut; holl. Catsjoenooten);
ein Artikel des Droguenhandels. Man unterscheidet zwei Arten
von A., welche von zwei verschiedenen, zur Familie der
Anacardiaceen gehörigen Bäumen abstammen und als ostindische
und westindische A. unterschieden werden.
1) Die ostindischen A.
oder Malakkanüsse
(Fructus Anacardii orientalis)
stammen von Semecarpus orientalis;
sie haben eine herzförmige Gestalt, sind auf beiden Seiten
flach zusammengedrückt, besitzen eine dunkelbraunschwarze,
platte Schale und enthalten zwischen dem öligen Kerne und
der Schale einen ätzend scharfen Saft, der im frischen
Zustande farblos, milchartig ist, später aber verdickt
und schwarz wird.
2) Die westindischen A.
(Fructus Anacardii
occidentalis), kommen aus Westindien und
Südamerika und stammen von dem jetzt auch nach Ostindien
verpflanzten Baume Anacardium
occidentale; sie sind graubraun bis schwarzbraun,
nierenförmig und enthalten einen ähnlichen scharfen Saft.
Beide unterscheiden sich dadurch, daß der Saft der
westindischen A. auf der Hand blasenziehend wirkt, derjenige
der ostindischen dieselbe nur rötet und Pusteln
hervorbringt. Der scharfe Stoff der A. wird
Cardol genannt;
außer diesem enthalten die A. noch eine eigentümliche
Säure die Anacardsäure.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 17.