Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Arquebusade - Arsenik
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Arnika'
zweierlei Art, Strahlblütchen und Scheibenblütchen. Die
ersteren, außen am Rande herumstehend, sind zungenförmig,
goldgelb oder orangegelb, dreizähnig und neunnervig. Die
innenstehenden Scheibenblütchen sind röhrenförmig und
fünfspaltig. Man sammelt die Blüten teils mit, teils ohne
den Hüllkelch. Der Geruch der Blüten ist angenehm aromatisch;
sie enthalten ein ätherisches Öl, welches von dem der Wurzel
einen etwas abweichenden Geruch besitzt. Nach Amerika findet
ein ziemlich beträchtlicher Export statt. - Die Einfuhr der
Wurzeln, Blüten und Blätter ist zollfrei. Arnikaöl und
alkoholhaltige Tinktur s. Nr. 5 a des Tarifs im Anh.
Arquebusade, Schußwasser, Wundwasser,
wässerig-geistiges Extrakt aus verschieden gemischten
aromatischen und adstringierenden Pflanzenteilen. - Zoll:
Gemäß Tarif im Anh. Nr. 5 a.
Arrowroot (Araruta). Unter diesem
Namen kommen verschiedene Arten von Stärkemehl in den
Handel, die aus den knolligen Wurzelstöcken tropischer
Pflanzen dargestellt werden. Man unterscheidet folgende Arten:
1) Ostindisches A.
oder Tikurmehl, wird
aus den Wurzelknollen von Curcuma
augustifolia (Anmerkung des Editors: richtig: Curcuma
angustifolia) und
C. leucorrhiza gewonnen,
kommt aber fast gar nicht in unsern Handel.
2) Westindisches A.,
oder Marantastärke,
ist die bei uns am meisten gangbare Sorte. Die Pflanze,
welche diese Sorte liefert, Maranta
arundinacea, wird nicht bloß in Westindien,
sondern seit längerer Zeit auch schon in Ostindien, auf
Reunion und in Guayana angebaut.
3) Port-Natal-A., soll
ebenfalls von Maranta
arundinacea abstammen; es ist dies jedoch nicht
recht wahrscheinlich, da die Stärkemehlkörnchen dieser
Sorte unter dem Mikroskope ein ganz andres Aussehen
zeigen, als diejenigen der andren Sorten. Die
Natalsorten bestehen aus einzelnen kreisrunden bis
eirunden, zuweilen dreieckigen, etwas abgeplatteten
Körnchen von 0,008-0,069 mm Länge, deren Hilus als
runder fester Körper besonders deutlich unter Wasser und
Glycerin hervortritt. Außerdem beginnt diese Sorte beim
Erwärmen mit Wasser schon bei 55° zu schwellen, während
dies bei den westindischen Sorten erst bei 60-70° der
Fall ist. Die Natalsorte wird in England vorgezogen.
4) Tahiti-A. oder die
Taccastärke, wird aus
den Wurzelknollen der Tacca
pinnatifida gewonnen, die man auf den meisten
Inseln des Grossen Ozeans anbaut. -
Andre aus tropischen Pflanzen erhaltene Stärkemehlarten
führen besondere Namen, wie z. B. Cassavastärke,
Tapioka, Sago (s. d.).
Die besseren Sorten von A. gelangen in Blechdosen verpackt
in den Handel, die geringeren in Fässern von circa 100 kg.
Verwendung findet das A. hauptsächlich als Nahrungsmittel.
- Einfuhrzoll: S. Tarif im Anh. Nr. 25 q 1. In lackierten
Blechdosen eingehend Nr. 6 e 3 β.
Arsenik frz. u. engl. arsenic; im
Handel und Verkehr gebräuchlicher Name für mehrere
sehr giftige Substanzen,
die man als weißen,
gelben,
roten und
grauen Arsenik unterscheidet.
Diese Körper sowohl als auch andre chemische Verbindungen,
die das Metall Arsen
enthalten, werden im Handel auch unter dem
↔
Namen Arsenikalien
zusammengefaßt. - Das, was man graues A.
nennt, ist das metallische Arsen,
ein Element, das sich im Erzgebirge und Harze auch schon
gediegen findet, aber auch aus seinen Verbindungen abgeschieden
wird. Man erhält es gewöhnlich in krummschaligen oder
stalaktitischen Stücken von schwarzgrauer Farbe ohne Glanz;
der sehr stark weiße Metallglanz, den das Arsenmetall
besitzt, kommt erst zum Vorschein, wenn man die schwarzgraue
Kruste abschabt. Das Arsen ist kristallinisch, hart und
spröde; es verflüchtigt sich beim Erhitzen unter Verbreitung
eines höchst unangenehmen Geruchs. Schmelzen läßt sich das
Arsen nur unter hohem Druck in der Rotglühhitze. Beim Erhitzen
unter vollem Luftzutritt verbrennt das Arsen, indem es Sauerstoff
aufnimmt, zu arseniger Säure, welche sich als weißer Rauch
verbreitet. Metallisches Arsen wird in geringer Menge dem
Blei zugesetzt, wenn aus diesem Schrote gefertigt werden
sollen; früher benutzte man das Arsen auch zum Vergiften der
Fliegen, daher der zuweilen noch gebräuchliche Name
Fliegenstein; man nannte
es auch Scherbenkobalt
oder Cobaltum crystallisatum
(nicht zu verwechseln mit dem Kobaltmetall). Das
weiße Arsenik des Handels
ist die arsenige Säure
oder das Arsentrioxyd
der Chemiker. Diese sehr giftige Substanz wird in großen
Mengen gewöhnlich als Nebenprodukt bei der Verhüttung arsenhaltiger
Erze gewonnen, die man in besonderen Flammenöfen bei Zutritt
der Luft röstet, wobei das Arsen sich in arsenige Säure
verwandelt, die sich verflüchtigt und in langen gemauerten,
in einzelne Kammern abgeteilten Kanälen verdichtet wird. An
einigen Orten ist die Darstellung der arsenigen Säure nicht
bloß Nebensache, sondern Hauptsache; man röstet dann
Arsenikkiese und gewinnt zuweilen noch aus den Rückständen
(Arsenikabbränden) die
kleine Menge darin enthaltenen Goldes. Die arsenige Säure
kommt in zweierlei Formen in den Handel, als
weißes Pulver
(Giftmehl,
weißes Arsenik,
Arsenmehl,
Hüttenrauch,
Hüttenmehl,
Arsenicum album pulveratum,
acidum arsenicosum)
und als geschmolzene, farblose, glasartige Masse, die jedoch
bald, undurchsichtig und weiß wird
(porzellanartige arsenige Säure);
im Handel heißt diese Säure, sowie auch die frische, noch
glasartige Säure Arsenikweißglas. Die arsenige Säure
verwandelt sich beim Erhitzen in einen geruchlosen Dampf,
der sich an kälteren Teilen wieder zu glänzenden oktaedrischen
Kristallen verdichtet. In Wasser ist sie schwer löslich. -
Im Kleinhandel darf die arsenige Säure an das Publikum nicht
abgegeben werden, von den Apothekern nur gegen Giftschein. -
Verwendung findet die arsenige Säure bei der Bereitung
optischer Gläser und des Schweinfurter Grüns und verschiedener
Arsenpräparaten. Eine andre, ebenfalls aus Arsen und
Sauerstoff bestehende Verbindung ist die
Arsensäure
(Arsenpentoxyd,
acidum arsenicicum),
sie enthält auf 75 Teile Arsen 40 Teile Sauerstoff, während
bei der arsenigen Säure auf 75 Teile Arsen 24 Sauerstoff
kommen. Die Arsensäure ist eine weiße, amorphe Masse, die
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 25.