Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Arancini - Arnika
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Arac'
ist farblos und klar, besitzt ein eigentümliches kräftiges
Aroma und ist frei von jedem Fuselgeruch; er enthält 54 bis
60% Alkohol. Verwendung findet der A. zur Bereitung von
Grog und Punschessenzen. Sehr viel A. wird jetzt künstlich
nachgemacht und verkauft man zu diesem Zwecke eine
Arakessenz, deren
Hauptbestandteil Ameisensäureäther ist. - Einfuhrzoll: S.
Tarif im Anh. Nr. 25 b.
Arancini heißen im Handel in kleine
Scheibchen geschnittene und in Zucker eingelegte Pomeranzenschalen.
In Italien nennt man so auch die kleinen bittern, unreifen
Pomeranzen, welche unzerschnitten in Zucker eingemacht und
in Schachteln versendet werden. Man genießt sie als
magenstärkendes Mittel. - Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 25 p 1.
Araroba (Arraroba); unter diesem
Namen kommt seit einigen Jahren im Droguenhandel ein Pulver
vor, welches als ausgezeichnetes Mittel gegen Hautflechte
schnell Aufnahme im Arzneischatz gefunden hat. Die A. kommt
aus Brasilien und wird dort sowie auch in Ostindien schon
längst zu diesem Zweck verwendet und dort
Bahia-Pulver oder
Goa-Pulver
(Poudre de Goa) genannt.
Dieses Pulver ist sehr reich an Chrysophansäure
und ist jedenfalls das geeignetste Material, um diese Säure
darzustellen. Die A. stammt von einem Baume, der in Brasilien
Angelica amargoso genannt wird und eine Cäsalpiniacee zu
sein scheint; er wächst im südlichen Teile der Provinz Bahia
in großer Menge. Man erhält die A. sowohl durch Pulvern der
dunkelbraunen Rinde des Baumes, als auch aus den älteren
Stämmen desselben, deren Holz gelb und sehr porös ist und
von zahlreichen Längsfurchen durchsetzt wird, in denen eine
durch Oxydation des Harzes entstandene Masse von meist
pulveriger Beschaffenheit enthalten ist. Dies soll die
echte A. sein, während das Rindenpulver eine geringere
Wirksamkeit besitzt. Frisch ist diese A. blaßgelb, sie wird
aber durch Einwirkung der Luft bald rotbraun. Man muß bei
der Handhabung mit diesem Pulver sehr vorsichtig umgehen, da
es eine sehr intensive Wirkung auf die Schleimhäute der Nase,
der Augen und Mundhöhle ausübt. - Zollfrei.
Arekanüsse (Betelnüsse); die Früchte
der Arekapalme (Areca Catechu),
die in vielen Spielarten in Ostindien kultiviert wird; ein
jeder Baum liefert jährlich 200 bis 800 Nüsse von der Größe
und Härte einer Muskatnuß; sie bilden einen sehr wichtigen
Handelsartikel des südlichen Asien und werden von Ceylon und
der Malabarküste in ganzen Schiffsladungen nach andern Häfen
Indiens und namentlich nach China versendet. Im großen
werden die A. nach einem Maße, Ammonan genannt, welches
circa 20000 Nüsse enthält, verkauft. Man kaut dort bekanntlich
diese Nüsse mit den Blättern des Betelpfeffers und etwas
Kalk. In unserm Handel kommen sie nicht vor. - Zollfrei.
Argentan (Neusilber, Packfong,
Weißkupfer); eine weißglänzende Metalllegierung aus Kupfer,
Nickel und Zink in verschiedenen Verhältnissen; je mehr
Nickel die Legierung enthält, desto
↔
weißer und silberähnlicher ist dieselbe. Man verkauft das
A. gewöhnlich in Form von Zainen oder Platten; die großen
Fabriken von Argentanwaren stellen sich jedoch ihren
Bedarf meist selbst dar. Die verschiedenen Waren werden
teils durch Guß, teils aus Argentanblech
durch Treiben, Schmieden, Prägen u. s. w. hergestellt; dies
geschieht jedoch immer auf kaltem Wege, da die Legierung
heiße Schmiedung nicht verträgt. Galvanisch versilberte
Argentanwaren kommen unter den Namen
Chinasilber oder
Perusilber in den Handel.
Dem A. ähnliche Legierungen sind
Alpaka und
Elektron. -
Einfuhrzoll: S. Tarif im Anh. Nr. 19 a, 19 d 2 u. 3.
Argentine heißt ein hellgraues
Metallpulver, das von dem Chemiker O. Meister in Chemnitz
in Aufnahme gebracht worden ist und zur Herstellung des
sog. Silberdrucks auf Möbelstoffe, Futterkattun, Hutfutter
u. s. w. dient. Dasselbe besteht aus metallischem Zinn und
wird durch Einstellen von Zinkblechen in Zinnsalzlösung aus
dieser als höchst feines Pulver ausgefällt, gewaschen,
getrocknet und gerieben. Als Bindemittel zum Druck dient
Kaseinlösung. Die Drucke werden nachgehends auf dem Kalander
geglättet und dadurch ein silberartiger Glanz hervorgerufen.
Selten noch gebräuchlich. - Zollfrei.
Armüren ist der Gesamtname einer
unter vielerlei Einzelbenennungen vorkommenden Klasse von
Geweben, welche den Übergang von den glatten zu den gemusterten
Stoffen bilden, indem sie, ohne eigentlich gemustert zu
sein, durch einen hervortretenden Köper oder andre mittels
Schnürungen der Kette und der Kämme hergestellte kleine
Grunddessins sich charakterisieren. Die Benennung ist eine
übertragene, denn die Armüre ist eigentlich die für solche
Stoffe gebrauchte Vorrichtung am Webstuhl.
Arnika (Wohlverlei, Fallkraut,
Engelskraut, lat. Arnica
montana, franz. l'arnique des montagnes; engl.
Mountain Arnica; Panacea). - Von dieser bekannten Pflanze
der mitteleuropäischen Gebirge werden die Blüten und die
Wurzeln medizinisch verwendet, während die Blätter nur
seltener benutzt werden. Die
Arnikawurzel
(radix Arnicae) sammelt
man mit dem Wurzelstock und (zur Verhütung von Verwechslungen
mit den Wurzeln andrer Kompositen) mit den untersten, an
den Stielen am Grunde scheidenartig verwachsenen Blättern.
Der Wurzelstock hat ungefähr die Dicke eines Federkiels,
ist höckerig und nur an einer Seite, nicht ringsum, mit
zahlreichen, strohhalmdicken, blaßbraunen Wurzelfasern
besetzt. Der Geruch der Wurzel ist unangenehm aromatisch,
der Geschmack scharf und bitter. Die Wurzel enthält als
wirksame Bestandteile ätherisches Öl
(Arnikaöl,
Oleum Arnicae),
einen Bitterstoff (Arnicin)
und Gerbsäure. Die Arnikablätter
(folia Arnicae,
herba Arnicae) sind
länglich ganzrandig, von schwachem Geruch, aber scharf
bitterem Geschmack. Die Arnikablüten
(flores Arnicae) bilden
ein allgemein verbreitetes Volksarzneimittel, namentlich
der alkoholische Auszug derselben die
Arnikatinktur
(Tinctura Arnicae) der
Apotheken. Die von einem zweireihigen grünen Hüllkelch
umschlossenen Blüten sind
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 24.