Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Baumwolle'
die unter sich an Güte und Preis wieder verschieden sind,
weshalb die einzelnen Sorten noch näher nach den Erzeugnisländern
oder Ausfuhrplätzen unterschieden werden. Der Sea Island am
nächsten steht die Louisiana oder Neuorleans; letztere
Bezeichnung dient aber auch als Gesamtname für die Wolle aus
Arkansas, Mississippi, Missouri und Texas. Zu den besseren Sorten
gehört ferner die Alabama oder Mobile und die Florida. -
Westindische. Auf den
westindischen Inseln war früher die Baumwollkultur in weit
stärkerm Betriebe als neuerdings, wo der Zucker-, Kaffee- und
Tabaksbau mehr in den Vordergrund getreten ist. Die westindischen
Wollen sind meist von guter Qualität, mit langen zarten,
kräftigen und knötchenfreien Fasern, und daher den bessern
nordamerikanischen Sorten gleichkommend oder sie zum Teil
übertreffend; ihre Reinigung ist vielfach mangelhaft, sodaß
der Abgang 20-25 Proz. beträgt. Hauptsorten sind: Haiti oder
Domingo, Portorico, Cuba, Martinique, Jamaica, Barbadoes,
Trinidad, Grenada. - Südamerikanische.
Unter diesen stehen die brasilianischen durch Länge und Feinheit
der Faser obenan - die beste ist die Pernambuco und Paraibo,
welche ihren Rang gleich neben der Sea Island hat und zu den
feinsten Geweben verarbeitet wird. Hierauf folgen die Ceara,
Alagoas, Bahia, Maranham. Geringere Sorten sind Para, Macayo,
Rio. Die Reinigung der brasilianischen Wollen ist meistens
mangelhaft. Die Wollen aus den Kolonien Guyanas, die Surinam,
Newkerry, Demerary, Cayenne, Essequibo, Berbice, stehen hinter
den brasilianischen etwas zurück; noch etwas geringer sind die
columbischen Sorten Cartagena, Cumana, Caraccas, Laguayra u. s.
w. - Afrikanische. Der
Weltteil Afrika ist reich an gutem Baumwollboden; indes war
bis jetzt Ägypten das einzige Land, dessen Produkt für den
Welthandel Bedeutung hat. Es kommen dort zwei wesentlich
verschiedene Sorten vor: die Alexandriner
oder Merkantilwolle und die Mako
oder Jumel. Die erstere ist
kurz und geringwertig und wird wenig mehr gebaut. Die Jumel
stammt aus Samen von Pernambuco und wurde in den zwanziger
Jahren durch einen Franzosen gleichen Namens auf Anordnung
des Vizekönigs Mehmed Ali eingeführt. Das Produkt ist von
Mittellänge, zart und kräftig, aber unrein und finnig, hat
sich somit durch die Verpflanzung verschlechtert. Es wurde
daher später die Einführung von Sea-Islandwolle angeordnet,
woraus ein besseres Resultat folgte, indem diese Pflanze dort
eine sehr schöne und lange Ware liefert. Man benennt diese
ebenfalls Jumel oder (häufiger) Mako,
nach dem Fürsten Mako Bey, dem Hauptförderer des Anbaues. Dieser
bildet dort ein Monopol der Regierung; die jährliche Ausfuhr
ist derzeit etwa 300000 Ballen (à 100 k). Ägypten war das Land,
dessen Anbau durch die amerikanische Krisis am meisten affiziert
und derart emporgetrieben wurde, daß man darüber selbst den
Getreidebau aufgab und die Brotfrucht auswärts kaufte. Diese
Glanzperiode endete natürlich nach dem Aufhören des nordamerikanischen
Bürgerkrieges plötzlich und das Land hat seinen Anbau wieder
auf engere
↔
Grenzen beschränkt, in welchen es sich einen stetigen nicht
geringen Anteil an der Gesamtproduktion erhalten dürfte. Als
quasi afrikanische Insel möge hier Bourbon mit seiner guten
Baumwollfaser genannt werden. Die Bourbonwolle wird aber nicht
nur auf dieser französischen Besitzung, sondern auch auf den den
Engländern gehörigen Sechellen
im indischen Meere gebaut. - Ostindische.
Waren aus ostindischer Baumwolle stehen den aus amerikanischen
Sorten im allgemeinen sehr nach; die Faser ist kurz, hart und
brüchig. Durch die amerikanische Krisis sind aber die Spinner
genötigt worden, sich mehr als sonst mit Verarbeitung ostindischer
B. zu befassen, und so hat denn die Ausfuhr nach Europa in
letzter Zeit ganz großartige Dimensionen angenommen, da jetzt
durch Dampfschiffe und Eisenbahnen Gegenden des großen Landes
erschlossen werden, deren Produkte sonst die Küsten gar nicht
erreichen konnten. In neuerer Zeit versuchen die Engländer die
B. gleich im Mutterlande in großartigen Spinnereien zu verarbeiten.
Wie weit dies gelingen wird bei der großen Trägheit der Eingebornen,
muß erst die Erfahrung lehren. Die ostindische Wolle ist wohlfeil
und in ihrer besseren Sorte, der Surate
oder Bombay, auch zum
Verspinnen auf Maschinen recht wohl brauchbar, da dieselbe
eine längere zarte Faser hat, während
Madras und
Bengal bei ihrer geringen
Qualität nur einen beschränkten Gebrauch zulassen. Die Bombay
bildet auch die größere Hälfte der gesamten Ausfuhr nach
Europa. Die Surate wächst in verschiedenen Gegenden der
Präsidentschaft Bombay und spezifiziert sich nach verschiedenen
Städten, welche die Entrepots ihrer Umgegend bilden. Das beste
Gewächs kommt aus dem Distrikt Berar, wo die Stadt Omrawuttie
der Versandtplatz ist; andere dergleichen sind Dhollerah,
Broach, Dharwar u. s. w. Eine bessere Qualität Wolle, die aber
wenig am europäischen Markte ist, kommt von den spanischen
Philippinen unter dem Gesamtnamen Manila.
Erwähnung verdient, daß das viel B. bauende und verbrauchende
China, welches bis zum Ende
der 60er Jahre immer ein starker Abnehmer ostindischer
ordinärer Wollen war, ebenfalls angefangen hat, für den
europäischen Markt zu bauen und zu exportieren. -
Levantische. Hierunter
begreift man die Wolle aus der asiatischen und europäischen
Türkei; so aus Kleinasien, die ihren Export über Smyrna findet,
aus Syrien, von verschiedenen Inseln des östlichen Mittelmeeres.
Die Sorten stehen aber hinsichtlich der Länge, Feinheit und
Reinheit den bessern amerikanischen wesentlich nach und können
nur zu untergeordneten Zwecken dienen. Ihre Bedeutung am
Markte ist daher auch gegen frühere Zeiten, wo man die bessern
Erzeugnisse Amerikas noch nicht kannte, sehr gesunken. Ganz
dasselbe läßt sich von den europäischen
Wollen sagen, also denjenigen, welche in den neapolitanischen
Provinzen, auf Sicilien und Malta, im südlichen Spanien,
Portugal gezogen werden. Manche früher gesuchte Sorten, z. B.
die cyprische, die aus der Gegend von Castellamare, haben
ihren Ruf eingebüßt, wohl aus dem natürlichen Grunde, weil
ein und
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 39.