Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Baumwolle'
eine Reihe von Hilfsvorrichtungen und Maschinen erfunden und
versucht worden, aber keine hat bis jetzt eine praktische
Bedeutung erlangt. Die Maschine sammelt reife, nicht reife
und überreife B. gleichmäßig ein; der Arbeiter weiß, daß nur
die reife B. allein Wert besitzt. - Die rohe B. bleibt in der
Regel ein paar Tage in der Sonne ausgebreitet liegen, worauf
zum Egrenieren (fr. égrener,
engl. cleaning, ginning), d. h. zur Abtrennung der Fasern von
den Samen geschritten wird. Letztere haben je nach den Arten
die Größe des Pfeffers, der Erbsen oder Wicken; zur Trennung
von den Fasern ist immer mehr oder weniger Gewalt nötig.
Früher mußte die Entfernung der Körner mit der Hand geschehen
und es konnte ein fleißiger Arbeiter kaum 4 k täglich reinigen.
Die Erfindung einer Egreniermaschine
(durch Whitney) war deshalb seinerzeit ein Ereignis für Amerika,
das die Baumwollkultur mächtig förderte. Auf einer solchen
Maschine, einmännisch und zum Treten wie ein Schleifstein
eingerichtet, können 150-200 k, bei breiterer Bauart mit einem
Kraftbedarf von 2 Pferdekräften gegen 2500 k Wolle täglich
entkörnt werden, welche 60 resp. 700 k entkörnte Baumwolle
geben. Es ist dies die Sägenegreniermaschine
(engl. sawgin). Auf einer horizontalliegenden rasch umlaufenden
Welle stecken 30 bis 80 Kreissägeblätter in geringem Abstand
nebeneinander. Die Sägen greifen mit ihren spitzen schräggestellten
Zähnen durch die engstehenden Stäbe eines eisernen Rostes
hindurch, der den Sägecylinder auf etwa ein Drittel seines
Umfangs umgibt, fassen die auf einem Zuführtische ausgebreitete
Wolle und reißen sie durch die Stäbe, während die hierfür zu
großen Samen abspringen müssen. Hinter der Sägewalze dreht
sich eine andere mit Bürsten besetzte Walze, welche die Wolle
von den Sägen abnimmt. - Diese Maschine ist nur für
kurzfaserige B. verwendbar.
Sie greift die Fasern sehr stark an und würde, wollte man
langfaserige B. vorlegen, zu viel Abfall erzeugen. Für die
langen amerikanischen B. sind die
Walzenegreniermaschine
(engl. roller gin) und die von Mac Carthy erfundene (engl.
Mac Carthy gin) in Gebrauch. Die erstere besteht aus ein paar
hölzernen verstellbaren Walzen, entweder ganz glatt oder geriffelt,
denen die Wolle auf einem Zuführtische vom Arbeiter recht
gleichmäßig vorgelegt wird. Die kleinen Walzen ziehen nur die
Fasern durch, während die Körner nicht folgen können und
abspringen. Bei M. Carthy's Maschine werden die Fasern durch
eine rauhe mit Büffelleder überzogene Walze über ein feststehendes
Messer gezogen, während die Samenkörner durch rasch auf und
nieder bewegte, klopfend wirkende Messer abgeschlagen werden.
Die beiden letzteren Maschinen besitzen bedeutend geringere
Leistungsfähigkeit als die Sägenegreniermaschine. Aber die B.
wird geschont und die sehr ölhaltigen Samen erfahren keine
Zertrümmerung, so daß eine Verunreinigung durch Öl nicht eintritt.
Ein nachfolgendes Schlagen der entkörnten Wolle auf Hürden mit
einer gespannten Bogensehne zur Entfernung zurückgebliebener
Körner und anderer Unreinigkeiten ist in Amerika
↔
nicht mehr, aber in Ostindien noch üblich. Solche geschlagene
(bowed) Ware hat den Fehler, daß die Fasern sehr durcheinander
gewirrt sind, was das Verspinnen erschwert. - Die Verpackung der
Wolle geschieht nach der örtlich üblichen Weise meistens durch
starkes Zusammenpressen zu größern oder kleinem Ballen mit
mancherlei Emballagen und Schnürungen, in der Levante durch
Eintreten in große Säcke von Haartuch. Die nordamerikanischen
Ballen sind die größten und halten bis zu 250 k, in der Regel
215,5 k = 475 Pfd. engl.; brasilianische und westindische von
87-150 k. Jede Baumwollfaser ist vor der Reife ein langgestrecktes,
nach beiden Enden zugespitztes dünnwandiges mit Flüssigkeit
gefülltes Röhrchen. Bei der Reife trocknet der Saft ein, das
Röhrchen klappt zusammen und es entsteht ein flaches schlauchartiges
Band, welches an verschiedenen Stellen korkzieherartig gewunden
erscheint. Diese Windung ist charakteristisch für B., und läßt
sich schon bei 50-facher Vergrößerung deutlich wahrnehmen. Vor
der Reife eingeerntete B.-fasern erscheinen nicht hohl und
nicht schraubengangförmig gewunden, und bilden in reiner Ware
als sog. tote Wolle einen
wesentlichen Fehler, da sie keine Färbung annehmen. - Bei der
sehr verschiedenen Qualität der B. kommen in Betracht: die
Länge, Feinheit, Festigkeit, Weichheit, auch der Glanz der
Fasern. Ferner soll dieselbe frei sein von Knötchen, die sich
als weiße Pünktchen an den Fasern zeigen. Die mehr oder minder
vollkommene Reinigung bildet dann selbstverständlich ebenfalls
ein Hauptmoment für die Würdigung einer Ware. Die langstapeligen
Sorten von 30-36 mm mittlerer Länge sind die höchst gewerteten,
da nur aus ihnen sich die feinsten Garnnummern herstellen lassen.
Sie kommen fast nur aus Amerika; alle übrigen sind entweder
mittel- oder kurzstapelig. Bei letzterer sind alle Fasern kürzer
als 25 mm. Mittlere Sorten sind die westindischen und die
Mehrzahl der brasilianischen Wollen. Bewässerung der Baumwollfelder
wirkt vorteilhaft auf die Faserlänge. - Die B. werden im Handel
nach ihrer Herkunft und außerdem noch nach bestimmten Klassen
bezeichnet, gewöhnlich durch fine, good, good fair, middling
fair, good middling, middling, low middling, good ordinary,
ordinary, inferior; Hamburg bezeichnet: A, AB, B, BC, C, CD,
D, DE, E, EF; wodurch das ganze B.-Sortiment umfaßt wird und
die Sorten verschiedenen Herkommens nur nach ihrer Güte betrachtet
werden. Als an den europäischen Markt kommende Wollen sind zu
nennen: Nordamerikanische.
Sie zeichnen sich durch Länge und Feinheit, Zähigkeit und
Haltbarkeit der Faser und außerdem durch sorgfältige Behandlung
und Reinigung aus. Unter ihnen befindet sich, wie schon erwähnt,
die geschätzte lange Georgia
oder Sea Island in den Sorten
fine, middling und inferior. Sie wird zwei- bis dreimal höher
bezahlt als kurze Georgia, aber ihre Produktionsmenge ist gering,
da sie nur 1½ Proz. des gesamten nordamerikanischen Wuchses
ausmacht. Unter der Benennung Upland (Oberland) werden sowohl
die Wollen aus den höheren Gegenden Georgias als die aus den
andern südlichen Küstenstaaten verstanden,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 38.