Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Chromgrün - Chrysophansäure
Chromgrün. - Diesen Namen führen zwei verschiedene Arten von
chromhaltigen Farben, nämlich die, welche unter dem Namen grüner
Zinnober und Ölgrün geht, und die Farben,
welche mehr oder weniger aus bloßem Chromoxyd bestehen. Das erstere ist ein Gemisch
von Chromgelb und Berlinerblau und fällt natürlich um so schöner aus, je feiner die
beiden Farben genommen werden. Das Grün wird zum Teil geschönt durch Zusatz einer
kleinen Menge von Indigkarmin, der ihm einen Stich ins Blaue, aber auch ein besondres
Feuer erteilt. Solche Ware heißt Seidengrün. -
Was nun das Chromoxyd anlangt, so sind seit einer
Reihe von Jahren vielfache Anstrengungen gemacht worden, dessen grüne Farbe zu
verschönern, und es sind in der That jetzt Ch.e im Handel, die gut und in ihrer Art
schön sind, ohne freilich die Lebhaftigkeit der giftigen Arsenikkupferfarben zu
erreichen. Durch Fällen einer Chromoxydsalzlösung mit einem Alkali wird ein Ch. von
bläulich mattgrüner Farbe (Chromoxydhydrat)
erhalten, während die rein grünen Nüancen aus Chromoxyd
bestehen und auf trocknem Wege durch Glühen von Kaliumchromat mit verschiedenen
Substanzen erhalten werden. Das geglühte Oxyd bildet die feuerbeständigste dunkelgrüne
Farbe in der Porzellan- und Glasmalerei. Was nun die neuem grünen Chromoxydfarben
betrifft, die in der That eine Bereicherung der grünen Farbenmateriale für Malerei,
Tapetenfabrikation, Zeugdruck bilden und sich namentlich auch durch völlige
Unschädlichkeit empfehlen, so kann auf die zahlreichen betreffenden Spezialitäten
hier nicht eingegangen werden. Es gehören zu diesen Präparaten
Smaragdgrün, Pannetier's,
Plessy's, Guignet's,
Arnaudon's Grün und manche andre, die auf dem
Wege des Glühens oder des Kochens aus dem doppeltchromsauren Salz mit verschiednen
Zusätzen erhalten werden und im wesentlichen aus Chromoxyd bestehen, zum Teil verbunden
mit Bor- oder Phosphorsäure. - Chromgelb, Ch. und Chromrot sind zollfrei.
Chromsaures Kali (Chromsaures Kalium, Kaliumchromat). - Man
kennt zwei verschiedne Verbindungen von Chromsäure mit Kali, das rote und gelbe
chromsaure Kali; ersteres wird, weil es leichter rein darzustellen ist und eine
größere Menge Chromsäure enthält, mehr verwendet als das gelbe. -
1) Rotes chromsaures Kali
(Doppelchromsaures Kali,
saures chromsaures Kali,
Kaliumbichromat, Kaliumdichromat,
Kali chromicum rubrum,
Kali bichromicum); bildet große, schwere,
feuerrote tafelförmige Kristalle, sie sind luftbeständig und wasserfrei, in
Wasser mit rotgelber Farbe löslich, schmecken metallisch bitter und sind giftig.
Bereitet wird dieses Salz durch Schmelzen von gemahlenen Chromeisenstein mit
Pottasche und Salpeter oder durch Glühen des ersteren mit Kalk und Pottasche
bei Luftzutritt. In beiden Fällen wird die Masse mit Wasser ausgelaugt, wodurch
neutrales Kalichromat gelöst wird, welches man durch Zusatz der nötigen Menge
einer Säure in das saure Salz überführt, das dann beim Verdampfen der Lösung
auskristallisiert.
↔
Verwendung findet dieses Salz in der Färberei und Photolithographie, sowie zur
Darstellung der verschiednen Chrompräparate; ferner in der Teerfarbenindustrie
als Oxydationsmittel und zur Bereitung der Baldriansäure und des
Baldriansäureamyläthers. -
2) Gelbes chromsaures Kali
(neutrales chromsaures Kali,
Kaliummonochromat, Kali
chromicum flavum); dieses Salz stellt man gewöhnlich erst wieder aus
dem roten dar, indem man zur Lösung desselben so lange Pottasche zusetzt, als
noch Aufbrausen stattfindet; beim Abdampfen erhält man dann kleine zitronengelbe
Kristalle, die leichter in Wasser löslich sind, als die des roten Salzes. Man verwendet
das Salz zuweilen in der Färberei und Tintenfabrikation (Chromtinte
mit Blauholz).
- Beide Arten sind zollfrei.
Chromsäure (Chromtrioxyd, Acidum
chromicum); eine Verbindung des Chrommetalls, die noch mehr Sauerstoff
enthält als das Chromoxyd; erscheint als eine lockere Kristallmasse von scharlachroter
Farbe, die aus der Luft begierig Feuchtigkeit anzieht und dann zerfliesst; zuweilen
erhält man sie auch als braunrotes Pulver. Die Ch. ist geruchlos, löst sich in Wasser
leicht zu einer dunkelbraunroten Flüssigkeit, schmilzt bei vorsichtigem Erhitzen,
zerfällt aber bei stärkerer Hitze in Chromoxyd und Sauerstoff. Man muß die Ch. in mit
Glasstöpsel versehenen Flaschen aufbewahren, da Kork zerfressen wird. Das Kilo kostet
circa 7 Mk. - Zollfrei.
Chrysen; ein Kohlenwasserstoff des Steinkohlenteers, findet
sich in den höchst siedenden Teilen desselben. - Zollfrei.
Chrysoberyll; ein glasglänzender Schmuckstein von spargelgrüner,
ins Grünlichweiße und Olivengrüne übergehender Farbe. Die gesuchtesten Stücke sind die,
welche in bestimmter Richtung betrachtet noch ein bläuliches Farbenspiel zeigen. Man kann
den Ch. zur Gruppe der Spinelle rechnen, denn er enthält keine Kieselsäure, sondern nur
Thonerde und Beryllerde nebst Spuren von Eisen. Er findet sich als Geschiebe im Sande der
Flüsse in Birma, Borneo, Ceylon, Brasilien, Sibirien. Nicht alle hierher gehörige Steine
finden Verwendung; einige schöne Varietäten werden aber teuer bezahlt. Ausgezeichnet
gefärbte Stücke werden in Brillantform geschliffen und gewöhnlich mit Goldfolie unterlegt;
die schillernden erhalten den kappenförmigen Schnitt. - Wegen des Einfuhrzolls s. Tarif im
Anh. Nr. 33 a (rohe); Nr. 33 c (geschliffene ohne Fassung); 20 a (gefaßte).
Chrysokalk; eine Legierung von 95 Kupfer und 5 Zinn. - Zollfrei.
Chrysolith. Mit diesem Namen werden zuweilen die gelbgrünen
Saphire und als orientalische
Ch. die vorerwähnten Chrysoberylle bezeichnet. Der wirkliche oder edle Ch. ist
Olivin (s. d.). - Einfuhrzoll
s. Chrysoberill.
Chrysophansäure (Chrysarobin, acidum
chrysophanicum); eine in verschiednen Pflanzen vorkommende organische Säure,
wurde daher auch früher, bevor man die Identität dieser Substanzen kannte, mit verschiednen
Namen belegt, so Rheïn, Rhabarberin,
Rhabarbergelb, Rumicin,
Lapathin und Parietinsäure; nach
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 86.