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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Eisensalmiak; Eisenvitriol; Elastics; Elaterium

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Eisensalmiak - Elaterium

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Eisenoxyd'

oder Ferrum hydricum; es ist ein braunes in Wasser unlösliches Pulver. Man hat jedoch auch eine in Wasser lösliche Modifikation des Eisenoxydhydrates, das dialysierte E. (Ferrum oxydatum dialysatum), eine dunkelbraungelbe Flüssigkeit von nur sehr schwachen Eisengeschmack, wird als leicht assimilierbares Eisenpräparat medizinisch verwendet. Ein andres medizinisches Eisenoxydpräparat ist das Ferrum oxydatum saccharatum solubile (Eisenzucker, Eisensaccharat); es besteht aus Zucker und Eisenoxydhydrat. Unter dem Namen Ferrum oxydulatum nigrum oder Äthiops martialis (Eisenmoor), wurde früher auch Eisenoxyduloxyd, ein feines, schwarzes Pulver, medizinisch verwendet. - Alle diese Präparate sind zollfrei; E. mit Öl oder Firniß vermischt gem. Tarif im Anh. Nr. 5 d.

Eisensalmiak (Ammoniumeisenchlorid, Chlorwasserstoffammoniakeisenchlorid, Ammonium chloratum ferratum); morgenrotfarbige Kristalle, in Wasser leicht löslich, bestehen aus Eisenchlorid und Salmiak, werden jetzt nur noch selten medizinisch verwendet. - Zollfrei.

Eisenvitriol (Schwefelsaures Eisenoxydul, Eisenoxydulsulfat, Grüner Vitriol; lat. Ferrum sulfuricum, Vitriolum Martis; frz. Sulfate ferreux, vitriol vert; engl. Vitriol of iron). Der E. ist eine in großen Mengen erzeugte und verbrauchte Ware. Er wird für gewöhnliche Zwecke nicht durch Auflösen von E. in verdünnter Schwefelsäure, sondern weit wohlfeiler auf andern Wegen erhalten. Fertig gebildet kommt das Salz in der Natur vor, wo Schwefeleisen der Verwitterung unterlag; sodann erhält man es bei verschiednen Gelegenheiten als Nebenprodukt, so bei der Alaunsiederei, als Rückstand bei der Darstellung von Schwefelwasserstoff mittels Schwefeleisen und Schwefelsäure; bei Gewinnung von Zementkupfer; die Hauptmasse aber wird auf Vitriolwerken aus Schwefeleisen (Schwefelkiesen) dargestellt. Diese werden entweder nach vorgängiger Röstung oder auch ohne solche auf sog. Auslaugebühnen der Einwirkung der Luft unter Feuchthalten längere Zeit ausgesetzt. Durch Zutritt von Sauerstoff sowohl zum Schwefel als zum E. entsteht schwefelsaures Eisenoxydul, das man von Zeit zu Zeit durch Übergießen der Masse auslaugt. Die gerösteten Kiese geben sofort eine reiche Lauge und bei nachgängiger Verwitterung schwächere. Die Laugen werden eingedampft und noch heiß in die Kristallisationsgefäße gebracht. Wo Schwefel aus Schwefelkiesen abdestilliert wird, hat man in den Rückständen (Schwefelabbränden) ein sehr dienliches Material zur Vitriolgewinnung. Der E. besteht aus blaßgrünlichen Kristallen (grüner Vitriol); die rohe Ware des Handels ist aber gewöhnlich mehr oder weniger unrein durch schwefelsaure Salze von Zink, Kupfer, Mangan, durch Bittersalz, Gips etc., dann auch durch schwefelsaures Eisenoxyd, welches bei größerer Menge das Nässen des Salzes verursacht. Für manche Verwendungen schaden die Unreinigkeiten nichts, wohl aber für andre. Unverschlossen verliert das Salz Kristallwasser und sein glasiges Ansehen, wird krümlich, weißlich, zum Teil rostfarben ↔ und durch Aufnahme von Sauerstoff im Wasser nicht mehr ganz löslich, indem sich basisch schwefelsaures Eisenoxyd bildet. Man hat auch weiß gebrannten Vitriol, dessen Kristallwasser in mäßiger Hitze ausgetrieben ist. Der nicht selten vorhandene Kupfergehalt des Salzes verrät sich gleich beim Eintauchen von blankem Eisen in dessen Lösung, wo das Kupfer einen feinen metallischen Niederschlag auf dem Eisen bildet. Hiervon mag die vulgäre Benennung des Salzes, Kupferwasser, herrühren. Man hat auch, durch absichtliche Mischung der Lösungen oder aus unreinen Eisenlaugen Vitriole, die so viel Kupfer enthalten, daß sie mehr oder weniger blau statt grün aussehen (salzburger oder admonter, baireuther, gräfenthaler etc. Doppelvitriol). Sie werden mit dem Namen Adlervitriol bezeichnet (s. d.). Diese Salze finden besonders in den Färbereien und Druckereien Verwendung, die auch vom gewöhnlichen Vitriol bedeutend verbrauchen, zum Schwarzfärben sowohl als für braune Nüancen und Nankingfarben, sowie in Verbindung mit Blutlaugensalz zu Berlinerblau. Sonst hat dieses sehr wohlfeile Salz noch mancherlei und zum Teil massenhafte Verwendung, wie namentlich zur Desinfektion von Abtrittsgruben. Als uraltes Ingredienz zu Tinte ist er durch das Aufkommen andrer Tinten beschränkt worden, ebenso ist seine Verwendung zur Gasreinigung wohl nicht mehr häufig, dagegen dient er allgemein zu Berlinerblau, als Lederschwärze, zur Bereitung der Indigküpe der Färber, der rauchenden Schwefelsäure und zu manchen andren Zwecken. Reines, aus Säure und Eisen bereitetes Salz (Ferrum sulphuricum purum) gebrauchen Chemiker, Apotheker und Photographen, letztere als reduzierendes Mittel oder Entwickler der nach der Aufnahme noch nicht sichtbaren Bilder. Vitriolhütten sind häufig und überall zu finden, wo in bergigen Gegenden, Harz, Böhmen, Schlesien etc. Eisenkiese liegen. Die Ware kommt in Fasern von einem oder mehreren Zentnern, teils in sog. Trauben, d. h. Krystalldrusen, die sich um ein Holzstäbchen angesetzt haben, teils in Tafeln, die von Wänden und Boden der Kristallisationsgefäße abgeschlagen sind. - Zollfrei.

Elastics werden geköperte und gewalkte Rock- und Hosenstoffe aus Streichgarn genannt, die so vorgerichtet sind, daß sie eine größere Dehnbarkeit wie Tuche haben. Neuerdings versteht man darunter die sog. Gummieinsätze, Zwickel von Gummigewebe in die Schäfte von Halbstiefeln zur Erzeugung eines festen Anschlusses. - Als Gummieinsätze gem. Zollt. im Anh. Nr. 17 e; als Zeugstoff Nr. 41 d 5 α bezw. 41 d 6 α.

Elaterium. Ein pharmazeutisches Präparat aus der Esels- oder Springgurke (Momordica Elaterium), einem zu den kürbisartigen Pflanzen gehörigen im südlichen Europa wachsenden, auch bei uns in Gärten fortkommenden einjährigen Gewächs mit 4-5 cm langen weichstachligen Gurkenfrüchten, die bei erreichter Vollreife vom Stiel abfallen und dabei ihren Inhalt an Saft und Samen umherspritzen lassen. Der Saft enthält reichlich eine sehr bittere kristallisierbare Substanz, Elaterin, welche mit dem

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 115.