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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Fuchsfelle

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Fuchsfelle - Fuchsfelle

die Ohrspitzen dagegen schwarz. Ist die Spitze des Schwanzes, der Läufe und Kehle ausnahmsweise schwarz, so heißt das Tier Brandfuchs. Der Fuchs weiß sich auch in Ländern mit hochgesteigerter Bodencultur noch zu halten; nur in England ist er zur Seltenheit geworden durch die Passion der englischen Herren für Fuchshetzen; dagegen liefert Deutschland fast regelmäßig etwa 100000 Stück Felle jährlich. Die besten Rotfüchse aber kommen von der Labradorküste, den Aleuten und von Norwegen; hieran schließen sich in abnehmender Qualität: Canada, Schweden, das innere Rußland, Sibirien, Dänemark, Schweiz, Baiern, Steiermark, Norddeutschland, Rheinländer, Frankreich, Italien, Spanien. Während die zuerst genannten 10 bis 15 Mk., deutsche Füchse 2-5 Mk. kosten, sind italienische und spanische kaum 1½ Mk. wert. Die stärksten Verbrauchsländer von roten Fellen und Käufer auf den Leipziger Messen sind die Türkei und Griechenland, Rußland und Polen. Man zerlegt die Pelze meistens und macht besondre Futter aus den Nacken-, Kehl-, Kreuz-, Rückenstücken und Bäuchen: auch die Beine und Schweife werden besonders verwendet, doch sind die Schweife aller Füchse wegen ihrer Grobwolligkeit immer nur geringwertige Teile. Höher im Werte als die Rotfüchse stehen die Kreuzfüchse. Sie bilden eine bloße Varietät des gemeinen Fuchses, denn man hat in Schweden Tiere von gewöhnlicher Färbung mit Kreuzfüchsen in einem und demselben Neste gefunden. Doch fallen letztere nicht überall, sondern nur in nördlichen Gegenden. Die schönsten kommen von Nordamerika; die sibirischen haben größere Behaarung. Das Abweichende bei dieser Varietät besteht darin, daß die Farbe den Rücken entlang und auf den Schultern dunkler ist, wodurch die Figur eines Kreuzes entsteht, die bei zugerichteten, also ausgereckten Fellen deutlicher hervortritt. Außerdem ist die Färbung des Bauches schwarz. Der Preis guter Kreuzfüchse ist schon 35-100 Mk. das Stück, und die Ware wird fast ausschließlich von den Russen aufgekauft, bei denen weitaus der größte Pelzluxus herrscht. Man verbraucht die Felle ebenfalls zerstückelt in Nacken-, Rücken-, Kehlen- und Bauchteile, jedes besonders. Die Rückenstücke geben teure Männerpelze, die Bäuche ebenso kostbare Frauenpelze. - Eine andre Art Kreuzfüchse liefert der hohe Norden. - Die eigentlichen Aristokraten unter den Füchsen sind aber die Schwarz- und Silberfüchse. Dieselben finden sich hauptsächlich in Sibirien, auf den Aleuten und im nördlichen Nordamerika (Hudsonsbailänder, Labradorküste). Die amerikanischen sind aber bei weitem schöner und viermal soviel wert als die sibirischen. Die Behaarung ist bei diesen Tieren, die die Größe gewöhnlicher starker Füchse haben, entweder durchaus glänzend schwarz, nur mit weißer Schwanzspitze, oder es endigt das schwarze Haar in weiße Spitzen, sodaß ein silbriger Schimmer entsteht. Dies sind dann Silberfüchse. Ohren, Schultern und Schwanz sind auch bei ihnen ganz schwarz. Die Schwarzfüchse sind die teuersten, da ein solches Fell mit 600-1000 Mark bezahlt wird; silbrige Felle kosten je nach Schönheit 100 bis 300 Mk. Das Haar dieser Füchse ist sehr fein, dichtstehend und 2½ Zoll lang. Dasselbe fällt stets nach abwärts, in welcher Richtung man das Fell immer halten mag. Die Beschaffenheit des Haarstandes ist übrigens an den verschiednen Körperstellen doch verschieden (auf dem Rücken fast mähnenartig); daher man auch sie ausstückelt und das Gleichartige zusammen sortiert. So kann man vielleicht aus 25 schönen Fellen noch nicht ganz das Zubehör eines schönen Pelzes schneiden, wohl aber aus 120 Stück deren fünf herstellen. Die aus den Kehl- und Nackenstücken gefertigten Pelze sind die teuersten und es kostet ein solcher oft 7-8000 Rubel. Auch die Füße und untern Teile des Schwarzfuchses liefern noch kostbares Pelzwerk. Außer der Schönheit dieses Rauchwerks ist die Seltenheit desselben der andre, die hohen Kaufpreise bewirkende Faktor. Die Höfe von Rußland und der Türkei, der reichste russische Adel und sonstige Hochwürdenträger lieben es, sich in solche Pelze zu kleiden, die wegen ihrer großen Leichtigkeit besonders auch von der hohen Damenwelt bevorzugt werden. - Andere Sorten Fuchspelze sind: Griesfüchse (Graufüchse), finden sich nur in Kanada und dem Norden der Vereinigten Staaten. Das Haar ist grob, der Rücken silbergrau gesprengelt, die Seiten gelb und der Bauch aschgrau. Sie werden in Rußland, Polen und auch reichlich in Deutschland zu Pelzfuttern, namentlich Reisepelzen verwendet. Wert 3-6 Mark das Stück. Unter Kittfüchse werden im Handel verschiedne Graufüchse zusammengefaßt, die teils aus Nordamerika als Präriefüchse, teils aus Sibirien und der Tatarei als Steppenfüchse kommen. Diese Tiere sind kleiner als die gewöhnlichen, ihr Haar ist weich und dicht, die vorherrschende Farbe ist grau, Bauch und Kehle weiß, Seiten mit verschiednen Abzeichnungen in Rotgelb oder Braun. Die Färbungen sind auch je nach Sommer und Winter verschieden. Die amerikanischen Kittfüchse wohnen nordwestlich der Felsengebirge in großer Menge; von den asiatischen Steppenfüchsen unterscheidet man zwei Arten, den Korsak und den Karakan (Schwarzohr), beide in Größe und Färbung sehr verschieden, nur daß der letztere eben durch schwarze Ohren sich auszeichnet. Die Kittfüchse dienen zu leichten Pelzfuttern und ihre Preise am deutschen Markte drehen sich ebenfalls zwischen 3 und 5 Mk. das Stück. - Im höchsten Norden aller drei Weltteile lebt der Polar- oder Eisfuchs. Dieselben zerfallen in zwei Arten: Blaufüchse und Weißfüchse. Die häufig selbst in Gelehrtenkreisen vorkommende Behauptung, daß sie ein und dieselbe Gattung repräsentieren, die je nach Alter und Jahreszeit die Farbe wechselt, erscheint unhaltbar, da sowohl im Winter die Blaufüchse blau, resp. aschgrau, die Weißfüchse weiß ererscheinen ^[richtig: erscheinen]. Der Irrtum kann aber daher gekommen sein, daß manche weiße Füchse ein bläuliches Grundhaar haben. Wenn nun Nester mit jungen Weißfüchsen gefunden werden, so zeigen sich diese, da ihnen das Oberhaar noch nicht gewachsen ist, mit ihrem jungen Flaum-^[folgende Seite]