Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Granatbaum; Granit; Graphit

171

Granatbaum - Graphit

werden auch am häufigsten als Schmucksteine geschliffen; doch benutzt man öfter auch andre farbige G., grüne, gelbe, braune und schwarze als Schmucksteine, auch gibt es farblose. Die roten G. werden zuweilen auch Karfunkel genannt. In Deutschland kennt und verwendet man vorzugsweise böhmische G., die auch Pyropen heißen; sie werden indes von den ostindischen und grönländischen an Reinheit und schöner Färbung übertroffen. Diese Pyropen finden sich gewöhnlich auf zweiter Lagerstätte, in Schwemm- und Schuttland, im Sande von Flüssen und Bächen. Am Fuße des böhmischen Mittelgebirges sind bei Podsedlitz, Trziblitz, Maronitz und in der Gegend von Gitschin Fundorte, wo die Steine schon seit alten Zeiten ausgebracht werden. Sie liegen da in Thon- und Lehmschichten unmittelbar unter der Dammerde und zwar kleine sehr geringwertige ungemein häufig, während das Auffinden eines ansehnlichen Steins ein seltener Glücksfall für den Arbeiter ist. Die G. werden an mehreren Orten Böhmens in besondren Schleifereien fazettiert und gebohrt, damit sie auf Schnüre gereiht werden können, in welcher Gestalt sie in den Handel kommen. In Böhmen werden auch auswärts gesammelte G. mit verarbeitet, namentlich Tiroler aus dem Zillerthal. Die Preise dieser Ware sind sehr gesunken. Das Anschleifen der Flächen an die Steine geschieht nur auf das Ungefähr hin; große und schöne Stücke, wie sie in Böhmen und überhaupt selten sind, werden dagegen nach den Regeln der Kunst im Brillant-, Rosetten- oder Cabochonschnitt behandelt und können bei völliger Reinheit sehr ansehnliche Edelsteinpreise erreichen. Die böhmischen G. sind meistens dunkel- bis blutrot, ausländische, aus Kleinasien, Hinterindien, Ceylon, Grönland, die man gewöhnlich unter dem Namen Almandin oder orientalischer Granat begreift, sind kirsch-, karmin-, bräunlichrot, auch violett. Rötlichgelbe Varietäten, die besonders schön und teilweis in größeren Stücken auf Ceylon, in Graubünden und am St. Gotthardt gefunden werden, heißen Hessonit oder Kaneelstein (Zimtstein); und unter Vermeil versteht man im Handel manchmal die hochroten bis pomeranzengelben Steine. Ganz schwarze heißen Melanite und dienen bisweilen zu Trauerschmuck. Grüne Varietäten heißen Grossulare (Stachelbeerstein). Der G. wird jetzt als Schmuckstein wieder häufiger verwendet, als vor einigen Jahrzehnten, namentlich in Form von Brochen, Ketten und Armbändern. Übrigens wird derselbe durch farbige Glasflüsse täuschend nachgeahmt. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 33 c und Nr. 20 a bezw. 20 b. Zu vergleichen: Edelsteine.

Granatbaum (lat. Punica granatum, frz. grenadier, engl. Pomegranate). Dieser Baum oder Strauch, in unseren Gewächshäusern gefüllt blühend häufig vorkommend, wächst überall in Südeuropa und Nordafrika teils kultiviert, teils verwildert und dient bei uns wegen der schön hochroten Blüten als Ziergewächs. Die Früchte schmecken süß und werden im Süden als Obst genossen; die Fruchtschalen sind sehr reich an Gerbsäure und werden deshalb in Südeuropa häufig zum Schwarzfärben verwendet. Die Granatäpfelblüten, die von gefüllten Exemplaren genommen werden, sind auch getrocknet noch lebhaft rot gefärbt und kommen zuweilen noch im Handel vor. Der rote Farbstoff ist in der Färberei nicht mehr in Gebrauch. - Die Wurzelrinde (cortex radicis granatorum) ist ein längst bekanntes und sehr wirksames Bandwurmmittel, während der Holzkörper der Wurzel unwirksam ist. Sie schmeckt beim Kauen herb und bitter und färbt den Speichel gelb, so lange sie nicht zu alt und dadurch unwirksam geworden ist. Gewöhnliche Ware besteht ganz oder größtenteils aus röhrigen Stücken, die nicht von Wurzeln, sondern von Ästen genommen sind, und gilt für weniger wirksam. Wegen echter Wurzelrinde hat man sich an eine sichere Quelle zu wenden. Man bezieht die Granatwurzelrinde gewöhnlich aus Italien oder Griechenland. - Zoll: Frische Granaten gem. Tarif im Anh. Nr. 25 h 1; Schalen davon Nr. 25 p 2; Granatblüten und Rinde zollfrei.

Granit; ein eruptives, weitverbreitetes Gestein, besteht aus einem Gemenge von Quarz, Glimmer und Feldspat mit bald gröberer, bald feinerer Verteilung der Gemengteile und den verschiedenartigsten Mengenverhältnissen derselben. Granit ist in der Regel sehr hart und nimmt dann eine schöne dauerhafte Politur an. Trotz ihrer schwierigen Bearbeitbarkeit werden Granite häufig von Handwerkern und Künstlern verarbeitet. Im frisch gebrochnen Zustande sind sie etwas leichter zu behandeln; auch läßt man zum Behauen bestimmte Steine gern unter Wasser liegen. Das Gestein widersteht um so besser der mechanischen Abnutzung und der Verwitterung, je mehr in ihm der fast unverwüstliche Quarz vorherrscht. Feldspatreicher G. verwittert dagegen leicht. Außer den gewöhnlicheren Verwendungen als Baumaterial zu Gründungen, Stufen und Schwellen, Trottoirs und Pflaster dienen Varietäten von gefälliger Zeichnung und Färbung von Alters her auch zu feineren, mit Politur versehenen Arbeiten wie Säulen und Sockel, Grab- und andre Denkmäler, zu verzierten Simsen und andren Ornamenten. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 33 a bezw. Nr. 33 d 1.

Graphit (Reißblei, Wasserblei, lat. Plumbago, graphites, frz. graphite, engl. Blacklead). Diese durch ihre Eigenschaften sehr ausgezeichnete, wegen ihrer mannigfachen Verwendungen wichtige, in Form von Bleistiften in Jedermanns Händen befindliche mineralische Substanz steht insofern mit dem Diamant in naher Verwandtschaft, als sie wie dieser aus kristallinischem Kohlenstoff besteht, allerdings von ganz andrer Kristallform. Derselbe findet sich teils lager-, teils nesterweise als Ausfüllung von Höhlungen und Gängen in Gneiß-, Thon- und Glimmerschiefer etc., und bei dem nicht zahlreichen Vorkommen seiner Fundorte bildet das Mineral eine zum Teil aus weiter Ferne zu holende Ware. Dasselbe bildet teils Tafeln, aus sechsseitigen Kristallen zusammengesetzt, meistens aber kugelförmige Massen von schuppig blätteriger, zum Teil auch mehr körniger Struktur, grauschwarz, stark glänzend und abfärbend. Der G. enthält gewöhnlich mehr