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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Grütze; Guaco; Guajakharz

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Grünspan - Guajakharz

Oxydation des Kupfers schreitet dabei immer fort; die Bleche bedecken sich mit einer dicken Grünspankruste, die endlich mit kupfernen Messern abgeschabt wird, indes das übrige Kupfer aufs neue derselben Behandlung unterliegt, bis es dazu zu dünn wird. Die Weinbauern liefern den feuchten G. sogleich an die Händler ab, die ihn mit etwas Wasser durchkneten und in fußhohe ebenso weite Beutel von weißem weichen Leder eindrücken, in welchen er allmählich trocknet und erhärtet. Den Beuteln wird nach der Füllung durch Pressen eine viereckige Form gegeben oder, man läßt sie auch rund. Je nach dem Wassergehalt unterscheidet man in Frankreich steinharten, gewöhnlichen halbharten und feuchten G., welcher oft noch 50% ungebundenes Wasser enthält, was natürlich bei der Preisnotierung berücksichtigt wird. Die Ware kommt in den Handel in viereckigen Broden von 4-5 kg oder in etwas kleineren Kugeln, zuweilen auch pulverisiert und heißt im allgemeinen Kugelgrünspan zum Unterschiede von dem kristallisierten. Es finden sich darin häufig Reste von Trebern und andere Unreinigkeiten. Beimengungen von Gips, Schwerspat u. dgl. sollen nicht allzu selten sein. Es gibt auch eine mehr fabrikmäßige, raschere und rationellere Methode der Grünspanerzeugung, die in Frankreich sowohl wie anderwärts in Gebrauch ist. Man schichtet dabei Kupferplatten mit Flanellstücken, die mit Essig getränkt sind. Die Tränkung wird alle drei Tage wiederholt, bis man nach etwa 14 Tagen, wo die Platten sich mit Kristallisation bedeckt haben, den Flanell wegläßt, die Platten wie bei der vorigen Methode aufstellt und zeitweilig feuchtet. Die so erhaltene Ware erscheint wirklich grün, wogegen der gewöhnliche G. meist ein hellblaues, wenig grünliches Ansehen hat und wie mit Partikelchen eines fremden, weißen Körpers durchknetet scheint. In trocknem Zustande widersetzt er sich seiner Zerkleinerung mit einer gewissen Zähigkeit. In Essig, Salzsäure und den übrigen Mineralsäuren wie in Ammoniak muß sich guter G. völlig oder mit nur ganz geringem Rückstande lösen. Der kristallisierte G. (neutrales essigsaures Kupfer, aerugo crystallisatum) seinerseits kann durch Umarbeiten des gewöhnlichen wie auch auf dem Wege der doppelten Zersetzung erhalten werden. Die erstere Methode ist die althergebrachte. Man erhitzt dabei 1 Teil frisch bereiteten G. mit 2 Teilen guten destillierten Essigs, rührt zuweilen um, und wenn die Farbe der Flüssigkeit nicht mehr intensiver grün wird, läßt man absetzen, gießt das Klare ab, gibt auf den Bodensatz neuen Essig und verfährt wie vorher. Die so erhaltenen Lösungen werden in der Hitze eingedampft, bis sie den gehörigen Grad von Konzentration haben, der sich durch das Entstehen einer Salzhaut auf der Oberfläche der Flüssigkeit kund gibt. Diese gesättigte Lösung wird nun in glasierte Thongefäße gebracht und an einem ruhigen kühlen Orte einige Wochen sich selbst überlassen. Die hierbei sich bildenden Kristalle setzen sich besonders gut ausgebildet an eingehangene Holzstäbe an, und man erhält so traubenähnliche Gebilde. Was sich in den Kristallisiergefäßen an Wänden und Boden angesetzt hat und von weniger gefälligem Aussehen ist, wird gewöhnlich in einer neu einzudampfenden Lauge wieder mit aufgelöst. Die Herstellung von kristallisiertem G. in der eben beschriebenen Weise wurde zuerst von den Holländern betrieben und von diesen rührt auch die unpassende Benennung destillierter G. her, durch welche sie wahrscheinlich die wahre Bereitungsweise verschleiern wollten. Man erhält dasselbe Präparat auch durch Zersetzung von Kupfervitriol mit essigsaurem Kalk, wobei sich schwefelsaurer Kalk abscheidet. Wenn bei der Zersetzung nicht genug Kupfervitriol angewandt wurde, um alles Kalksalz zu zerstören, so geht der Rest desselben in die Kristallisation des G. mit ein und es werden saphirblaue gefärbte Kristalle erhalten, welche an der Luft schnell verwittern, weißlich und undurchsichtig werden. Ware dieser Art kommt oft genug im Handel vor. Das reine Salz bildet tiefgrüne glasige Kristalle, die aber an der Luft auch allmählich verwittern und dadurch ein staubiges Ansehen erhalten. -

Der G. hat seine Hauptverwendung in der Zeugdruckerei und Färberei, besonders beim Schwarzfärben, sowie als Beiz- und Ätzmittel. Als deckende Anstrichfarbe hat der basische G. wenig Wert, dagegen dient der kristallisierte als durchsichtige Wasserfarbe für Maler und Illuminierer. In der Pharmazie wird der G. nur noch selten und auch nur äußerlich gebraucht; in größerer Menge wird er zur Bereitung des Schweinfurter Grüns und ähnlicher giftiger Kupferfarben verwendet. - Die Handelsverhältnisse des G. haben sich zur Zeit so gestaltet, daß die deutschen Fabriken, die wohlfeiler und ganz eben so gut produzieren wie die französischen, den inländischen Bedarf decken und die Einfuhr aus Frankreich überflüssig machen. - Zollfrei.

Grütze (frz. gruan ^[richtig: gruau], engl. groat); ein Fabrikat aus Gerste, Hafer oder Buchweizen, in südlicheren Ländern auch von Hirse; besteht aus Stückchen von Körnern, die der Größe nach zwischen Graupen und Gries rangieren und durch grobes Schroten erhalten werden. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 q 2.

Guaco (Huacoblätter, folia guaco); ein vor einer Reihe von Jahren aufgetauchter Artikel des Droguenhandels, jetzt nur noch selten im Gebrauch; besteht aus den Blättern und Stengeln der Micania guaco, einer Pflanze Columbiens, die in ihrem Vaterlande gegen Schlangenbiß angewendet wird und bei uns als Mittel gegen Cholera und Wasserscheu empfohlen wurde. Unter demselben Namen sind zuweilen auch die Stengel der Aristolochia cymbifera in den Handel gekommen. - Zollfrei.

Guajakharz und -Holz. Der Guajakbaum (Guajacum officinale), zur Familie der Zygophylleen, die den Rutaceen nahe verwandt, gehörig, wächst auf fast allen westindischen Inseln und hat durch sein Holz ein technisches, durch sein Harz ein medizinisches Interesse. Das Holz des Stammes und der Äste enthält in zahlreichen feinen Kanälen reichliche Mengen von Harz, das am lebenden Baume zum Teil freiwillig ausquillt. Das Stammholz kommt in großen mehrere Ztr.