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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Huflattich; Hühnereier

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Horn - Hühnereier

benutzt, wo sie durch Kochen erweicht, in Scheiben geschnitten und durch Pressen geformt werden. Sonst lassen auch Fabrikanten auf Drehbänken mittels Hohlbohrern die besten Partien der Hufe in Form kleiner Cylinder herausnehmen und geben die durchlochten Stücke als Abfall weg. Hornspäne und andre Abfälle kommen ebenfalls in den Handel und dienen zur Darstellung von Tierkohle, Blutlaugensalz und was damit zusammenhängt, ferner zum Verstählen von Eisen und als Düngmittel in Treibhäusern und sonst in Fällen, wo die Kosten höher sein dürfen als für andre Düngmittel. Man versteht aber auch aus diesen Abfällen noch hörnerne Gebrauchsgegenstände, Dosen, Knöpfe und dergleichen herzustellen durch heiße Pressung. Man hat dazu messingene zweiteilige Formen, zwischen welche die zerkleinerte Masse gegeben, dann die Form zwischen zwei stark erhitzten Eisenplatten in eine starke Presse gesetzt wird, die man allmählich, wie die Hitze sich der Hornmasse mitteilt, mehr und mehr anspannt. Hitze und Druck verbinden alles zu einem kompakten Ganzen, die Abhaltung von Fett und anderm Schmutz immer vorausgesetzt. -

Die Ochsen- und Kuhhörner, die in Deutschland selbst in großer Menge erhalten werden, bilden eine Sekundaware und es werden davon gewöhnlich nur die Spitzen zu Hornarbeiten verwendet. Sehr viele und gute kommen dagegen von den auf den Ebenen Südamerikas lebenden Rinderherden über Buenos Ayres, Rio Janeiro etc. Hamburg führte 1866 über 600000 Stück Ochsenhörner ein, meistens von Südamerika, zum Teil auch aus Portugal, außerdem 20000 Stück Büffelhörner. Diese Amerikaner sind besonders groß, von der Spitze bis zu einem Drittel abwärts schwarz, übrigens weiß, in der Masse sehr fest, rein und durchscheinend und nehmen eine schöne Beize an. In Europa sind die ungarischen Hörner ausgezeichnet durch besondre Größe; sie sind grau, grünlich, schwarz mit weiß gemischt; die größten und schönsten werden zu studentischen Trinkhörnern verarbeitet. Irische Hörner, hellfarbig und fast bis zur Spitze hohl, werden in der Bearbeitung sehr durchsichtig und sind besonders zu Plattenarbeit geschätzt. Rußland und Polen, die Schweiz, Spanien und Portugal bringen ebenfalls verschiedne Qualitäten von Hörnern an den Markt. Die Büffelhörner werden wie die Rindshörner verarbeitet, sind aber teurer als diese, da sie fester und von feinerer Masse sind und eine schönere Politur annehmen. Sie sind gedrückt, fast dreikantig, in der Masse dunkelbraun oder schwärzlich. Die schönsten werden aus Kleinasien und Indien bezogen, geringere liefern Ungarn, Siebenbürgen, die Wallachei, Italien, Spanien etc. -

Ziegen- und Widderhörner finden ebenfalls Verwendung, besonders als Laternenhorn. Die hübschen schwarzen hakenförmigen Gemshörner sind beliebt für Stockkrücken, sonst zu Spitzen, Stiefelhaken u. dgl. Die Hörner vom Gnu und andern Antilopen, vom Rhinoceros, Renntier etc. haben für unsern Markt keine Bedeutung. Hirschgeweihe, Rehgeweihe bilden einen, wenn auch in bezug auf die Menge nur wenig bedeutenden, doch, abgesehen von der Verwendung zu Hornarbeiten für Liebhaber interessanten, besonderen Handelsartikel. - Zoll: Rohe Hörner, Hornspitzen und Hornspäne sind zollfrei. Rohe Hornplatten gem. Tarif im Anh. Nr. 13 d, gepreßte mit Mustern oder polierte Platten, sowie Hornwaren Nr. 13 g.

Huflattich (Tussilago Farfara, frz. taconnet oder tussilage, engl. colt's food); eine ausdauernde, in ganz Europa auf thonigen, nassen Stellen in Äckern, Wiesen, an Gräben etc. wachsende Pflanze mit niedrigem, weißfilzigen, einblütigen Stengel und gelber Kompositenblüte, auf welche später die rundlich herzförmigen, auf dem Boden liegenden Blätter folgen, die oben grün und etwas glänzend, unten weißfilzig sind. Die getrockneten Blätter sind als herba oder folia Farfarae meistens offizinell, schmecken bitter, schleimig und etwas zusammenziehend und kommen mit unter den Brustthee. Auch die Huflattichblüten (flores farfarae) werden als Thee verwendet. Die verwandte Pflanze T. Petasites, großer Huflattich, Pestwurz, mit bedeutend größern, nierenförmigen Blättern und purpurfarbigen Blüten, deren Wurzel man früher bedeutende Kräfte zuschrieb, ist außer Gebrauch gekommen. - Zollfrei.

Hühnereier (lat. ova gallinacea; frz. oeufs de poule; engl. pullet eggs). - Dieselben bilden nicht allein einen bedeutenden Artikel des Lokalhandels, sondern werden auch jetzt unter Begünstigung der Eisenbahnen und Dampfschiffe mehr und mehr in weitre Fernen versandt und treten namentlich in der Versorgung großer Städter wie Paris, London, Berlin, als ein wirklicher Großartikel auf. Berlin erhält seinen Eierbedarf hauptsächlich aus Schlesien. Ein großartiger Handel von Land zu Land bewegt sich beständig von Nordfrankreich, nächstdem auch von Italien, Österreich, Deutschland, Belgien, Holland, Spanien und Portugal und andern Ländern nach England, und haben sich die französischen nördlichen Provinzen auf die Gewinnung von Eiern sehr großartig eingerichtet, um den gewaltigen Konsum der Engländer zu ermöglichen, die außer ihrem eigenen Erzeugnis auch noch das irische zur Verfügung haben, aber doch die fremden Eier zu vielen Millionen beziehen. Die Eier werden in Kisten mit Stroh verpackt, 6-1200 Stück pro Kiste. 120 Stück, also ein Doppelschock, heißt ein Großhundert und bildet gewöhnlich die Einheit bei den Zahlangaben. England bezog 1866 beinahe 439 Millionen Stück Eier vom Kontinent und der Import ist seitdem noch beständig im Steigen. Paris konsumirt jährlich für 12 Mill. Frcs. Italien führte 1876 für 24000000 Lire Hühnereier aus. Österreich-Ungarn exportierte 1878: 199403 m. Ztr. Eier, 1879 schon 300000 m. Ztr., wovon Ungarn und Galizien die Hauptmenge lieferten. Wien verbrauchte 1878 allein 58 Mill. Stück Eier. -

Über die technische Bedeutung der Eier ist das Nötige unter Albumin beigebracht. Eiweiß wird jetzt massenhaft in Zeugdruckereien besonders zum Fixieren der Anilinfarben und außerdem in den Fabriken photographischer Papiere konsumiert, ist daher stets gesucht und teuer, wogegen das übrigbleibende Eigelb schwerer an-^[folgende Seite]