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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Inulin; Ipecacuanhawurzel; Iridium; Isländisches Moos

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Inulin - Isländisches Moos

noch zehnfach mit Wasser verdünnt, die damit benetzten Körperteile absolut gegen alle Insektenangriffe, und die gefürchteten Mosquitos fliehen den so gefeiten Menschen wenigstens einen ganzen Tag oder eine ganze Nacht. Auch die Krätze wird in heißen Ländern mit konzentrierter Tinktur durch einmaliges Waschen auf der Stelle beseitigt. Für die Menschen ist das I. nicht schädlich. Das kaukasische Pulver kommt in den Handel teils über Petersburg, teils über Konstantinopel und Triest, das montenegrinische über die dalmatinischen Häfen. - I. ist zollfrei, die Tinktur fällt unter Nr. 5 a des Tarifs im Anh.

Inulin (Alantstärke, Dahlin, Alantin, Inulinum); eine dem Stärkemehl ähnliche Substanz, in verschiednen Pflanzenwurzeln enthalten, namentlich in der Alantwurzel, Cichorie, Löwenzahnwurzel, den Knollen der Georginen etc.; weißes, geruchloses, in Wasser lösliches Pulver, wird durch Jod nicht blau gefärbt, ist in Alkohol und Äther ganz unlöslich, gibt beim Erwärmen mit verdünnter Salzsäure Linksfruchtzucker (Levulose). Das I. wird neuerdings medizinisch verwendet. - Zollfrei.

Ipecacuanhawurzel (Brechwurzel, radix Ipecacuanhae), ein viel gebrauchter Arzneikörper, den Brasilien versendet, nicht nur nach Europa, sondern in Menge auch nach Nordamerika. Es gibt in Farbe, Dicke und Ansehen verschiedne Wurzeln dieses Namens, die gewöhnlich als graue, braune, schwarze und weiße gekennzeichnet werden und auch von verschiednen Gewächsen stammen. Die echte Wurzel ist die graue; die andern sind von schwächerer Wirkung, finden aber, wenn sie nach London kommen, zu viel niedrigern Preisen doch auch Käufer. Die Mutterpflanze der leicht unterscheidbaren grauen Wurzel ist ein in den feuchten Urwäldern Brasiliens wachsender Strauch (Cephaëlis Ipecacuanha) aus der Familie der Rubiaceen. Der dünne horizontalliegende Wurzelstock treibt nach unten die gebräuchlichen, strohhalmstarken Wurzeln, welche hin und her gebogen, grau von Farbe sind und über einem sehr dünnen zähen weißen Holzkörper eine dicke, gewulstete, hornartige Rinde haben. Die wulstigen engstehenden Anschwellungen der Rinde lassen dieselbe wie geringelt erscheinen, und diese Bildung, welche bei den andern Wurzeln weniger oder gar nicht hervortritt, dient als Erkennungszeichen der echten, in unsern Pharmacopöen vorgeschriebenen Wurzel (geringelte I.). Außerdem dient graue Farbe zur Empfehlung, die aber öfter durch braune oder schwärzliche vertreten ist, vielleicht nur aus Anlaß äußerer Umstände, wie etwa durch verschiedne Einsammlungszeit und Art des Trocknens. Diese bevorzugte Ware (Rioware) kommt aus der brasilianischen Provinz Matto grosso. Neugranada bringt ebenfalls eine Wurzel in den Handel (Cartagena), die aber bei uns nicht in Aufnahme ist. Die I. hat einen stark bittern, kratzenden und ekelerregenden Geschmack, welcher einem in der Rinde enthaltenen, das wirksamste Prinzip ausmachenden Stoffe eigen ist, den man Emetin genannt hat. Derselbe bildet ein weißes, in Weingeist leicht lösliches Pulver. Der Emetingehalt der echten Wurzeln wird auf 15% angegeben. Außer dem Emetin enthält die I. noch eine eigentümliche Gerbsäure, die Ipecacuanhasäure. Die andern Wurzeln, die als schwarze gestreifte, weiße holzige, wellenförmige oder mehlige bezeichnet werden, enthalten, da sie von Pflanzen derselben Verwandtschaft herstammen, das Emetin ebenfalls in verschiedner, aber immer weit geringerer Menge als die echte Wurzel, können also immerhin bei verstärkten Dosen als Stellvertreter dienen. Man verbraucht die Wurzel zu Pulver gestoßen und von den holzigen Teilen abgesiebt, für sich wie in Aufgüssen, Extrakten und Tinkturen. In kleinen Gaben wirkt das Mittel erregend auf das Nervensystem und die Hautausdünstung befördernd, in größern Brechen erregend. - Die Ware kommt aus den brasilianischen Häfen nach England und Frankreich, von wo die übrigen Länder gewöhnlich ihren Bedarf entnehmen. - Zollfrei.

Iridium, eines der Metalle, welche als Begleiter des Platins vorkommen. Das Metall findet sich im Platinerz und -Sand stets gediegen, teils isolirt in silberweißen Körnern, teils mit Osmium eine natürliche Legierung bildend (Osmium-Iridium), die als schwarzes Pulver übrig bleibt, wenn die Platinerze in Königswasser aufgelöst werden. Man kennt vier verschiedne Sauerstoff- und ebenso viel Chlorverbindungen des Metalls; auch geht es ebenso gern Doppelverbindungen ein wie das Platin. Da in der Reihe seiner Chemikalien mancherlei Färbungen, blau, gelb, grün, schwarz etc. vorkommen, so hat man hiernach das Metall nach der farbenreichen Iris (Regenbogen) benannt. Das reine I. ist silberweißglänzend, von 21,15 spez. Gewicht, spröde, nur in der Rotglut etwas hämmerbar und nur mittels des Devillschen Gebläses schmelzbar, wird selbst von Königswasser nicht angegriffen, worin sich Gold und Platin leicht lösen. Durch Glühen mit Ätzkali und chlorsaurem Kali wird es dagegen aufgeschlossen, indem es sich dabei zu einer Säure oxydiert, die ein Kalisalz bildet, welches als Ausgang für andre Verbindungen dient. Seine hauptsächlichste Anwendung ist jetzt die, daß man es mit Platin zu einer Legierung zusammenschmilzt und daraus Gefäße fertigt, die der Einwirkung des Königswassers vollkommen widerstehen, wenn sie nach den ersten Einwirkungen desselben mehrmals ausgehämmert worden sind. Solche Gefäße, die in Paris gefertigt werden, enthalten 25-30% Iridium. Eine andre technische Anwendung des Metalls ist die zu Spitzen an goldne Schreibfedern, wofür jetzt übrigens das Rhodium vorgezogen wird. Die wasserfreien Iridiumoxyde sehen schwarz aus und dienen in der Porzellanmalerei als die schönsten schwarzen und grauen Farben. - I. ist zollfrei. Waren daraus auch in Verbindung mit Platin gem. Tarif im Anh. Nr. 20 a.

Isländisches Moos (Lichen Islandicus, Cetraria islandica), ist weder ein Moos noch wird es von Island bezogen, da wir es in unsern eigenen Bergländern näher haben. Das Gewächs, eine Flechte, hat eine große Verbreitung in der gemäßigten und kalten Zone, siedelt sich aber in der erstem nur auf Bergen in Wäldern wie