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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Jodammonium; Jodarsen; Jodblei; Jodeisen

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Jod - Jodeisen

falls zerlegt worden; das Jod befindet sich jetzt in der Lauge als Jodwasserstoff. Man bringt dieselbe unter Zusatz von gepulvertem Braunstein in eine Destillationsretorte und erhitzt. Der vom Braunstein abgegebene Sauerstoff zerlegt nun seinerseits die Jodwasserstoffsäure und macht das Jod frei, das in Dämpfen abzieht und sich in einer Reihe mit einander verbundener Ballons in kleinen Kristallen ansetzt. Dieses erste Produkt ist rohes oder englisches Jod, stark wasserhaltig und daher feucht, krümlig und an den Wänden der Gefäße anhangend. In den französischen Fabriken herrscht ein andres Verfahren zur Abscheidung des Rohjods aus der Mutterlauge; man bewirkt dieselbe durch Einleiten von Chlorgas. Das Chlor zersetzt wegen seiner größern Verwandtschaft zu den Alkalien die Jodverbindungen und bildet Chlorkalium, während das Jod herausfällt. Das unreine Jod ist zwar Handelsware, aber nicht zu medizinischen Zwecken verwendbar. Durch nochmalige behutsame Destillation erhält man eine trockne, glänzend blättrige und von fremden Stoffen reinere Ware, das sog. resublimierte Jod, auch französisches genannt, weil die Franzosen nur gereinigtes versenden. Die Jodfabriken müssen ungeheure Massen bewältigen; man rechnet, daß 24-30000 kg getrockneter Tange ungefähr 1000 kg Asche geben und aus je 1000 kg Asche gewinnt man 4½-5, zuweilen auch 7½-10 kg Jod. -

Aus dem Natronsalpeter Perus und Bolivias, der konstant 0,59-1,75% Jod in Form von jodsaurem Natron, Jodnatrium und Jodmagnesium enthält, gewinnt man das J. durch Einleiten von schwefliger Säure in die bereits oben erwähnte Mutterlauge, wodurch das jodsaure Natron zersetzt und Jod abgeschieden wird. Auch verwandelt man sämtliche Jodverbindungen durch Zusatz von doppeltschwefligsaurem Natron und Kupfervitriol in Jodkupfer (Kupferjodür), welches unlöslich in Wasser ist. -

Diese Kupferverbindung wird jetzt sehr häufig anstatt des Rohjods von dort aus versendet, weil die Verpackung besser zu bewerkstelligen ist, als die des Jods. Die Größe der dortigen Jodproduktion ist nicht genau bekannt und dürfte letztere auch durch den Krieg in den letzten Jahren Beeinträchtigung erlitten haben, sie wurde vor dem Kriege in der Provinz Tarapaka allein auf 175000 kg jährlich angegeben. Die Menge des erhaltenen Jodkupfers, welches teils exportiert, teils dort selbst verarbeitet wird, belief sich 1873 auf 15000 kg, 1874 schon auf 50000 kg, welche letztere Zahl einer Menge von 30000 kg Jod entsprechen würde. Die jährliche Produktion von Jod in Schottland und Irland wird auf 50000 kg geschätzt, die von Frankreich soll sich von 24000 kg seit einigen Jahren auf 81000 kg gehoben haben, infolge der jetzt eingeführten direkten Verarbeitung der Tange auf Jod, wodurch eine größere Ausbeute erzielt wird, da durch das Veraschen dieser Pflanzen ein nicht unbedeutender Anteil der Jodverbindungen sich verflüchtigt. -

Die Preise des Jods sind oft sehr bedeutenden Schwankungen unterworfen gewesen; die Preisberechnung erfolgt bei uns nach dem Kilogramm, in England dagegen, selbst im Großhandel, noch nach der Unze; bei dem amerikanischen Jod nach spanischen Pfunden in Kisten zu 100 Pfunden. Reines Jod muß sich beim Erhitzen, ohne Rückstand zu hinterlassen, verflüchtigen und ebenso in den oben angeführten Lösungsmitteln vollständig auflösen; es muß ferner frei von Jodcyan sein und ist ferner auf anhängende Feuchtigkeit zu prüfen. Die größte Verwendung hat das Jod und seine Verbindungen in der Photographie und Pharmazie. Auch bei der Darstellung gewisser Anilinfarben wird es in Anwendung genommen (Jodgrün) und in chemischen Laboratorien spielt es eine große Rolle. Man kennt dort eine viel größere Anzahl, zum Teil wissenschaftlich hochinteressanter Jodverbindungen, als in den Handel kommen. Die Photographie benutzt mehrerlei Jodpräparate, aber alle in dem nämlichen Sinne, zur Erzeugung von lichtempfindlichem Jodsilber (neben Bromsilber) auf den photographischen Papieren und Glasplatten; im letztern Falle werden die Präparate gleich unter das Collodium gemischt. -

Medizinisch hat das Jod eine sehr ausgebreitete Anwendung, gewöhnlich als Tinktur äußerlich gegen Kropf, Hautübel, Frostballen, zur Zerteilung von Geschwüren etc. Es ist das wirksamste Kropfmittel, sowohl in äußerer als innerer Verwendung. Gebrannter Badeschwamm, das altbekannte Kropfpulver, wirkt ebenfalls nur durch seinen Jodgehalt. - Das J. sowie Jodpräparate sind zollfrei.

Jodammonium (Ammoniumjodid, Jodwasserstoffammoniak, Ammonium jodatum, Ammonium hydrojodicum); ein chemisches Präparat, das seine Verwendung ausschließlich in der Photographie zur Darstellung von lichtempfindlichem Collodium findet; ein weißes, kristallinisches Pulver, dem gereinigten Salmiak ähnlich, leicht löslich in Wasser und auch in Alkohol und Äther. Das J. zieht aus der Luft leicht Feuchtigkeit an und färbt sich am Lichte durch Abscheidung von Jod leicht gelb; man muß daher das Präparat in gut verschlossenen Gefäßen von schwarzem oder braungelbem Glase aufbewahren. - Zollfrei.

Jodarsen (Arsenjodid, Arsentrijodür, Arsenium jodatum); wird zuweilen als Arzneimittel gegen Krebs angewendet; besteht aus roten, glänzenden, hexagonalen Kristallen, die in Alkohol unverändert löslich sind und durch Verdampfen wieder erhalten werden können; in viel Wasser sind dieselben auch löslich, mit wenig Wasser tritt aber bald Zersetzung ein. Das J. ist sehr giftig. - Zollfrei.

Jodblei (Bleijodid, Plumbum jodatum); wird zuweilen medizinisch verwendet, bildet ein schön gelbes Pulver oder aus heißem Wasser umkristallisiert, glänzende, goldgelbe Kristallblättchen. Man erhält das Präparat durch Fällen einer Lösung von Jodkalium mit salpetersaurem Bleioxyd. J. ist giftig. - Zollfrei.

Jodeisen (Eisenjodür, Eisenmonojodid, Ferrum jodatum); ein leicht veränderliches, medizinisches Präparat, wird durch Digestion von reiner Eisenfeile mit Jod und Wasser erhalten. Durch vorsichtiges Verdampfen erhält man es in blaß-^[folgende Seite]