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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kiesel; Kieserit; Kino

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Kiesel - Kino

unterscheidet sich von dem der gemeinen Kiefer nicht wesentlich. 3) Arvenholz, Zirbelkiefernholz, von Pinus Cembra, kommt nur aus den Alpen, ist dicht, rötlich und wohlriechend, wird viel als Schnitzholz verwendet. 4) Knieholz, Krummholz, Zwergkiefernholz, das Holz der nur im Hochgebirge vorkommenden Krummholzkiefer, Pinus Pumilio, mit auf der Erde liegendem, hin- und hergebogenem Stamm und Ästen; dasselbe ist sehr dicht und fest, rotbraun mit weißem Splint und wird vielfach zu Holzschnitzereien verwendet. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 13 a bzw. Nr. 13 c.

Kiesel (Kieselerde, Kieselsäure; lat. silex, acidum silicicum; frz. caillou oder acide silique; engl. pebble). Dieses Mineral erscheint in der Natur sowohl als häufigster Gemengteil andrer Gesteine, wie auch als eine für sich bestehende Felsart (Quarz oder Quarzit), zerkleinert als Kies und Sand, ferner als wieder verdichteter und verkitteter Sand (Sandstein), in reinster Kristallform als Bergkristall (s. d.). Außer diesen Vorkommnissen der kristallinischen Kieselsäure hat man aber auch noch amorphe Kieselsäure, sowie Gemenge letzterer mit ersterer. Feuerstein oder Flint, Opal, Achat, Karneol, Chalcedon u. dgl. gehören hierher und sind sämtliche Kieselsäuren mehr oder weniger durch andre Beimengungen verunreinigt. Noch viel verbreiteter sind die Verbindungen der Kieselsäure mit Thonerde als Thon und andern Basen, zahlreiche Mineralien bildend. Der K. mußte früher als eine nicht weiter zu definierende Erde gelten, bis 1824 Berzelius ihn in Sauerstoff und den bis dahin unbekannten Grundstoff Silicium zerlegte, ein unmetallisches, dunkelbraunes Pulver mit wenig hervorstechenden Eigenschaften, durch die es sich zunächst an das Element Bor anschließt. Die Kieselerde ist somit Siliciumoxyd, aber dieses Oxyd besitzt bereits die Eigenschaften einer Säure und darum ist der Name Kieselsäure gewöhnlich geworden. So wenig einleuchtend es scheint, daß ein Stück Quarz, ein Bachkiesel eine Säure sein soll, so verhält es sich doch so; wird Pottasche oder Soda in feurigen Fluß gebracht und Kieselpulver zugesetzt, so wird die Kohlensäure ausgetrieben und es bildet sich ein kieselsaures Alkali, das bei Überschuß des letztern in Wasser löslich ist. Durch Zusatz einer stärkern Säure wird die Verbindung wieder zersetzt und die Kieselsäure gallertartig oder in weißer, klumpiger Masse ausgeschieden. Durch Austrocknen verwandelt sich der Niederschlag in ein weißes, rauh anzufühlendes Pulver. In die organische Natur geht die Kieselsäure häufig in gelöstem Zustande ein; es entnehmen von den Gewächsen hauptsächlich die Gräser und Schachtelhalme dem Boden viel davon und erhalten dadurch das sie auszeichnende harte Wesen ihres Baues. In der Welt der Infusorien (mikroskopischen Algen) dient die Kieselerde im größten Umfange zur Bepanzerung der winzigen Gebilde und die übrig gebliebenen Panzer bilden als Kieselguhr stellenweis ungeheure Lager, die als fein präpariertes Material zu Glas, Wasserglas etc. sehr gut zu brauchen sind. Die hauptsächlichste Verwendung der Kieselguhr oder Infusorienerde ist jedoch die zu Dynamit. In gewissen Quellen findet sich Kieselsäure aufgelöst und scheidet sich beim Zutagetreten krustenförmig ab. Aus solchen Niederschlägen bestehen z. B. die Süßwasserquarze, die, wo sie in brauchbarer Beschaffenheit vorkommen, wie namentlich bei Paris, das ausgezeichnetste Material für Mühlsteine geben. Die Verbindungen der Kieselsäure mit Basen heißen Silikate oder kieselsaure Salze; sie kommen in großer Menge und Verschiedenheit in der Natur vor, namentlich als Doppelsilikate, und werden in verschiednen Zweigen der Technik künstlich erzeugt, z. B. Glas, Wasserglas. Wie bei diesem Erzeugnis, so spielt die Kieselsäure auch eine Hauptrolle bei allen Thonwaren, von der geringsten Ziegelmasse bis zum feinsten Porzellan, beim Cement, macht ferner den Grundbestandteil verschiedner Schmucksteine aus, sodaß sie in einer größern Anzahl von Artikeln zur Sprache zu bringen ist. Der Kiesel als Gestein, der teils kristallinisch, teils nur körnig vorkommt, dient seiner großen Widerstandsfähigkeit halber hauptsächlich als Material zum Straßenbau, nicht aber oder kaum zum Häuserbau, da er kein Haustein ist. Ferner dient er zu Mühlsteinen, Farbereib- und Glättsteinen etc. Auf Schmelzhütten gebraucht man ihn als Zuschlag, d. h. als Flußmittel für thon-, talk- und kalkreiche Erze, die rein weißen Arten endlich zu Glassatz und als Zumischung zu Steingut- und Porzellanmasse. Bei dieser letztern Anwendung ist die feine Zermahlung notwendig und dabei kommt es zu statten, daß der an sich so widerspenstige Kiesel, wenn er geglüht und sogleich in Wasser geworfen wird, einen Zustand annimmt, in dem er sich unschwer in das feinste Pulver verwandeln läßt. Von solchem Pulver wird in Weingegenden, namentlich am Rhein, der spezielle Gebrauch gemacht, daß man es als Klärmittel unter den Wein rührt, aus dem es beim langsamen Niedersinken alle trübenden Stoffe mitnimmt. Quarz für Steingut- und Porzellanfabriken ist, wenigstens seit dem Bestände der Eisenbahnen, auch ein weiter gehendes Frachtgut. - Zollfrei, einschließlich der Silikate.

Kieserit ist natürliche schwefelsaure Magnesia oder Bittersalz, nur mit einem geringern Wassergehalt als dieses; der K. kommt auf Salzstöcken vor und bildet namentlich im Abraumsalze des Staßfurter Steinsalzwerkes Bänke bis zu 3 dm Stärke. - Zollfrei.

Kino oder Kinogummi (Gummi Kino); ein nicht mehr sehr gebräuchlicher Artikel des Droguenhandels, besteht aus dem eingetrockneten Extrakte und zum Teil auch natürlichen Ausflusse verschiedner Bäume; es bildet dem Katechu ähnliche Massen, deren Hauptbestandteil wie bei diesen Gerbsäure ist, die bis zu 75% des Ganzen betragen kann. Der Geschmack ist infolge dessen stark zusammenziehend. Außerdem ist ein roter Farbstoff vorhanden, der die trockne Masse dunkel braunrot bis fast schwarz, die Lösungen blutrot erscheinen läßt. Das Kino spielt trotz seines Reichtums an Gerbstoff keine Rolle unter den Gerbmitteln, sondern hat nur pharmazeutische Verwendung als Adstringens, Zusatz zu Zahn-^[folgende Seite]