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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kleesamen

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Kleesalz - Kleesamen

siert in durchsichtigen Nadeln, die an der Luft einen Teil ihres Hydratwassers verlieren, schmeckt noch heftiger saurer als das K. und ist in wenig heißem, sowie in kaltem Wasser, auch in Weingeist löslich; sie wirkt giftig, ebenso das K. Bei vorsichtigem Erhitzen schmilzt die Kleesäure und sublimiert zum Teil unzersetzt; bei raschem Erhitzen zerfällt sie jedoch leicht in Wasser, Kohlensäure und Kohlenoxydgas. Zur Bereitung des Kleesalzes setzt man der Kleesäure so viel Kali in Form von Pottasche zu, daß der halbe Sättigungsgrad erreicht ist. Häufig ändert man jetzt die Sache auch noch dahin ab, daß man unter Ersparung noch einer Hälfte Kali nur eine Viertelssättigung herstellt und kristallisieren läßt. Das so erhaltene Salz ist nun nicht mehr das doppelt saure, sondern ein vierfach saures, das hinsichtlich seiner sauren Eigenschaften zwischen jenem und der freien Säure steht und durch vermehrte Löslichkeit für den Gebrauch bequemer ist. Die künstliche Säure entsteht bei Gelegenheit der Zersetzung organischer Körper sehr häufig, da selbst bei weitgehender Zerstörung immer noch Kohlenstoff und Sauerstoff in Form von Oxalsäure zusammentreten. Es gibt zwei Wege um zu diesem Endresultat zu gelangen, einen sauren und einen alkalischen. Bei dem ersten ist die Salpetersäure das zersetzende und oxydierende Agens. Werden organische Stoffe, wie Zucker, Stärke, Syrup, Holzfaser mit Salpetersäure erhitzt, so entstehen infolge beiderseitiger Zersetzung rote Dämpfe von salpetriger Säure in Menge, während der schließliche Rückstand Oxalsäure enthält. Da die salpetrigsauren Dämpfe bei der Fabrikation von Schwefelsäure gebraucht werden, so war eine Zeitlang die Darstellung von Oxalsäure ein Nebengeschäft jener Fabriken. Man benutzte als Rohstoff gewöhnlich Melasse oder auch Rohzucker, und daher heißt die Oxalsäure in der technischen Sprache auch Zuckersäure (nicht zu verwechseln mit der Zuckersäure der Chemiker, die jedoch keinen Handelsartikel bildet). Gegenwärtig hat aber die Fabrikation sich auf eigenen Fuß gestellt, denn es hat sich gefunden, daß auf dem andern Wege, durch Anwendung ätzender Alkalien statt der Säure, eine vorteilhaftere Darstellung möglich ist. Schmelzendes Kali und Natron zersetzt nämlich die organischen Stoffe ebenso gründlich wie starke Säuren, und die dabei gebildete Oxalsäure verbindet sich gleich mit der Basis zu einem Salz. Die Fabrikpraxis verwendet in der Regel als Rohstoff Sägespäne oder sonst zerkleinertes weiches Holz und als Zersetzungsmittel eine Mischung von Natronhydrat mit etwas Kalihydrat. Man bereitet aus Soda und Pottasche mit Kalk Ätzlauge, dampft sie zu einer bestimmten Stärke ein und mischt sie dann mit dem Holzpulver. Die Mischung wird in eisernen Pfannen zur Trockne gebracht, allmählich auf eine Temperatur von 170-200° erhitzt und darin unter beständigem Umrühren so lange erhalten, bis alle Holzpartikel zersetzt sind. Aus der erkalteten Masse werden dann zunächst mit wenig kaltem Wasser Pottasche und ein wenig Soda ausgelaugt, die während der Operation durch die mitgebildete Kohlensäure neu entstanden sind, während die Oxalsäure an Natron gebunden als schwerer lösliches Natronoxalat zurückbleibt, worauf dann heißes Wasser das oxalsaure Natron aufnimmt. Durch Kalklösung wird dann wie schon bemerkt die sämtliche Säure aus der Lauge gefällt, der oxalsaure Kalk wieder mit verdünnter Schwefelsäure zersetzt und die so erhaltene Lösung von Oxalsäure zur Kristallisation eingedampft. Die so erhaltene rohe Säure wird durch Umkristallisieren von den ihr noch anhängenden fremden Stoffen gereinigt. Die Säure ist ein wichtiger und viel gebrauchter Artikel für die Färberei und Zeugdruckerei wegen ihrer bleichenden und farbenzerstörenden Eigenschaften, worin sie sich fast wie eine Mineralsäure verhält, ohne jedoch wie diese die Gewebfasern selbst anzugreifen. Auch das K. hat zum Teil ähnliche Verwendung, namentlich in der Strohhutbleicherei. Sonst dient das Salz bekanntlich häufig als Entfernungsmittel von Tinten-, Rost- und andern Flecken, die der Einwirkung eines sauren Mittels weichen, und hat daher auch Zugang in die Haushaltungen. Es ist deshalb bei jeder Gelegenheit wieder hervorzuheben, daß das Salz giftige Eigenschaften hat und nicht in den Magen gehört. Wenn man auch meinen sollte, der saure Geschmack müsse hinreichen eine Verwechselung zu verhüten, so sind doch Fälle genug bekannt, daß es an Stelle von Bittersalz verschluckt wurde und Schaden stiftete. Zudem kann es eine Verwechselung nur herbeiführen helfen, daß man den Stoff im Publikum beharrlich Bitterkleesalz statt Sauerkleesalz nennt. Als Fleckmittel kann dasselbe ersetzt werden durch Weinsäure, welche unschädlich ist und den Vorteil gewährt, daß sie sich in sehr wenig Wasser löst, man also mit stärkern Lösungen und daher kräftiger operieren kann. In der Chemie dienen oxalsaure Salze zum Aufsuchen von Kalk in Lösungen. Schon der geringste Kalkgehalt verrät sich durch eine weiße Trübung. -

In merkantilischer Hinsicht sei bemerkt, daß die Engländer sich zuerst mit Energie auf die massenhafte Fabrikation von Kleesäure und K. geworfen und dadurch die Preise auf einen sehr mäßigen Satz herabgebracht haben. Da sie indes auch für Nordamerika arbeiten, so brachten große Aufträge von dort immer gelegentliche Steigerungen hervor. In letzter Zeit hat nun die deutsche und die norwegische Fabrikation sich so weit gekräftigt, daß der hierländische Bedarf gedeckt und die englische Ware mit ihren variablen Preisen entbehrt werden kann. Der Wert der Einfuhr von K. und Kleesäure in das deutsche Zollgebiet wird für 1880 auf 29000 Mk. angegeben, der der Ausfuhr auf 361000 Mk., während 1875 Einfuhr und Ausfuhr noch ziemlich gleich waren und erstere sich auf 3687 Bruttozentner, letztere auf 3705 belief (8% für Tara abzurechnen). Nordamerika braucht circa 5000 Ztr. jährlich. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 5 c.

Kleesamen, Kleesaat, bezeichnet eigentlich nur die Samen der als Kulturpflanzen allgemein gebräuchlichen Arten von Klee - Trifolium, engl. trefoil, frz. trèfle, holl. klaver (klaverzaad), oft aber auch noch die der verwandten Futterpflanzen - Melilotus oder Steinklee - engl. Honey-^[BINDESTRICH!]