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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kraut; Kräuter; Krebsaugen

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Kraut - Krebsaugen

Handel gebracht. Die Blätter werden zu Aufgüssen benutzt und diese innerlich als erwärmendes magenstärkendes Mittel, äußerlich zu Bädern und Umschlägen verwendet. Ferner bereitet man davon ein destilliertes Wasser (aqua menthae crispae), den Krauseminzgeist, und ein ätherisches Öl, welches der riechende und schmeckende Bestandteil der Pflanze ist. Das Öl (oleum menthae crispae) ist ein Fabrikartikel, wird durch Destillation mit Wasser abgetrieben und es gibt davon im Handel deutsches und amerikanisches. Das letztere wird, als öfter mit Terpentinöl u. dgl. gefälscht, nicht so gern gekauft als die heimische Ware. Das Öl hat eine gelbliche oder grünliche Farbe, ist dünnflüssig, wird aber mit der Zeit bräunlich und dick. Geruch und Geschmack des Öls sind schwächer wie bei dem Pfefferminzöl, sowie auch verschieden von diesem aber lieblich. Es wird zu Parfümerien und Likören, auch medizinisch benutzt. Durch Auflösung von etwas Öl in Spiritus wird unmittelbar Krauseminzgeist erhalten. Zu erwärmenden Einreibungen in gichtische Glieder scheint das Öl ein Volksmittel zu sein. Die K. wird in großer Menge in verschiednen Gegenden zwischen dem Thüringer Walde und dem Harze kultiviert, namentlich bei Kölleda und im Gleißethale (hier jährlich 3000-4500 kg); auch bezieht man das deutsche Krauseminzöl meist von dort. - Zollfrei. Krauseminzöl und Krauseminzgeist gem. Tarif im Anh. No. 5 a.

Kraut. 1) allgemein beliebtes Gemüse, Kopf- oder Kappeskohl oder Weißkraut, Brassica oleacea capitata ^[richtig: Brassica oleracea capitata], engl. Common round white Cabbage, frz. le cabus und le chou pommè blanc - Gegenstand des Anbaues im Großen auf Feldern und in Gärten. Berühmtes Kraut liefern die Rhein- und Mainebenen, Mainz als Hauptplatz, ferner Erfurt, Frankfurt a. M., Braunschweig, Quedlinburg, Schweinfurt, Stuttgart, Ulm etc. Die beliebtesten Sorten sind: Filder-, Zucker- oder Maispitz-, Winningstädter-, Yorker- und Ochsenherzkraut; meist geht das K. unter dem Namen des Erzeugungsortes. Man erntet vom ha bis zu 600 m. Ztr. Köpfe im Gewicht von ½ bis zu mehreren Kilo. Der Verkauf geschieht nach Hundert zum Preis von 6-9, in schlechten Jahrgängen bis 15 Mk., oder nach Schock. Mit der Eisenbahn wird das Kraut weithin versendet. Das eingeschnittene, mit Salz in Fäßern eingemachte K., Sauerkraut, bildet einen wichtigen Handelsartikel in Norddeutschland, Hauptplatz Magdeburg. Es muß vor Luftzutritt bewahrt und mit Brühe bedeckt bleiben; Weißweinfässer sind am besten; man entfernt den Holzgeschmack durch Einwässern und Einreihen mit Essig oder Sauerteig und sollte alte Fässer nicht, oder nur nach gutem Ausbrühen und langem Lüften wieder benutzen. Für den Privatgebrauch wird das K. auf die Wochenmärkte gebracht; es gibt besondere (Tyroler) Krautschneider, welche zur Erntezeit, September bis November, von Haus zu Haus ziehen; für den Großhandel besorgen Maschinen das Einschneiden. Zwischen das K. schichtet man auch geschnittene Äpfel (Borsdorfer), Weinbeeren, grüne Wallnüsse, Kümmel, Wachholder und ähnliche Gewürze, wodurch der Wohlgeschmack erhöht wird; frühzeitiges Sauerkraut macht man in Steintöpfen, welche an warmen Orten aufbewahrt werden; ein Zusatz von etwas Wein erhöht die Feinheit des Geschmackes. Wird das Sauerkraut im Faß weich, so muß es schleunigst verbraucht werden. Der Verkauf im Großen geschieht an Materialwarenhändler und Krämer oder an Gasthöfe, für Schiffe, Kasernen etc. Der Handel ist im Deutschen Reiche hauptsächlich Binnen- und Lokalhandel nach den großen Städten. Bei dem bedeutenden Anbau bildet auch der Samen einen wichtigen Handelsartikel; man rechnet auf 25-40 Pflanzen 1 kg; Hauptzucht in Erfurt, Quedlinburg, Wolfenbüttel etc., Preis pro kg 4-5 Mk. (Magdeburger, glattrund, groß) bis 12 Mk., (Schweinfurter, Braunschweiger) I. Qual. 8, II. Qual. 5 Mk. etc.

2) Zu Gelee oder Mus eingekochtes Obst (Apfelkraut, Apfelbutter, Birnkraut, Mus, Seim, Obsthonig, Obstgelee, Latwerge), dargestellt aus Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschen mit Möhren u. Zuckerrübensaft, Weinbeeren etc., besonders am Rhein und in Süddeutschland, sehr beliebte Zuthat zu Brot statt der Butter, fabrikationsmäßig dargestellt und weithin versendet. Hauptbezugsorte sind Wesel, Dortmund, Neuwied, Wertheim a. d. B. etc. Preis nach Jahrgang verschieden; vgl. Obst. - Zolls. Tarif im Anh. Frisches K. Nr. 9 g; Sauerkraut und ohne Zuckerzusatz eingekochtes Obstmus Nr. 25 p 2.

Kräuter (herbae), wildwachsende, durch Kundige gesammelte, Gewürz- oder Arzneipflanzen von niedrigem Wachstum, ein- oder zweijährig, oder auch in Gärtnereien gezogene Pflanzen der Art, Küchen- und Garten-, Farbe- und Futterpflanzen. In den Handel kommen besonders die Küchen-, Gewürz- und Arzneikräuter; das Sammeln der wildwachsenden, zum Handel sich eignenden Kräuter erfordert genaue Kenntnis der brauchbaren Pflanzen und Pflanzenteile und die sorgsame Scheidung der giftigen von den nicht giftigen, da der Kräuterhandel scharfer Kontrolle unterliegt. Der Kaufmann, welcher nicht selbst genügende botanische Kenntnisse besitzt, wird gut thun, sich der Hilfe eines Botanikers zu bedienen. Die Sammler liefern übrigens die meiste Ware direkt an die Apotheken oder bringen sie selbst zu Markte; die Gärtner liefern auf Bestellung und versenden ihre Kataloge mit Preisangaben. Der Verkauf geschieht meist in Bündeln nach guter Trocknung an der Luft, im Schatten oder an der Sonne, je nach Pflanze. Die Aufbewahrung geschieht in luftigen Räumen, in welchen die Bündel aufgehängt werden; gut getrocknet bedürfen sie keiner weitern Behandlung, wenn der Raum trocken ist; im feuchten Räume bildet sich Schimmel, welcher die Waren wertlos macht. Hinsichtlich des Kräuterhandels sind die Thüringerlande und die Gebirgsgegenden die besten Bezugsquellen; besonders die Umgebung von Erfurt und Gotha zeichnet sich durch den Anbau und Handel mit Kräutern aller Art aus. Die wichtigsten derselben sind besonders beschrieben. - Zollfrei.

Krebsaugen (Krebssteine, lapides cancrorum), es sind dies steinige, weiße oder gelbliche Körperchen, welche sich zwischen den Magenhäuten des Flußkrebses bilden und bei