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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Lämmerfelle; Lapis; Lappets; Lärchenholz

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Lämmerfelle - Lärchenholz

den Chirurgen rasch eingebürgert als ein Mittel zur Erweiterung von Wunden und Fisteln, wozu früher der sog. Preßschwamm gebraucht wurde. Die für diese Zwecke daraus gefertigten Bougies und Quellkegel sind fertig im Handel. - Zollfrei.

Lämmerfelle kommen in zweierlei Warengattungen, nämlich mit und ohne Wolle, in den Handel und dienen in der letztern Verfassung zur Lederbereitung, namentlich zu Handschuhleder, in der erstem zu Pelzwerk. Für diesen Zweck dienen indes nicht fein wollige Tiere, sondern solche, deren Behaarung mehr lockig, gewellt oder kraus ist. Die Abarten des Schafes, von denen Lammfelle im Handel vorkommen, sind: das Merinoschaf, das von seinem Vaterlande Spanien aus weit verbreitet worden ist, während indes nur Spanien selbst Lammfelle davon in den Handel bringt; das Bauernschaf, in ganz Europa und nach Asien hinein zu Hause; das breitschwänzige Schaf, welches in ganz Asien, Nordsibirien ausgenommen, im europäischen Südrußland und in Ägypten gehalten wird und die schönsten L. liefert; eine Abart davon ist das Bucharische Schaf in der Bucharei, Persien, Syrien, Palästina und Ägypten, gibt aus der Bucharei die Astrachanfelle und aus Persien die persischen, während das langschwänzige Schaf in Polen und im südlichen Rußland, im Kaukasus etc. wahrscheinlich die Ukränischen Felle liefert.

Der Farbe nach haben unter allen Sorten die schwarzen den Vorzug, dann die grauen und hiernach die weißen, rötlichen etc. Bei den persischen Fellen bilden dagegen die grauen die erste und teuerste Sorte. Die schönsten schwarzglänzenden, fein und dicht lockigen Lammfelle kommen aus Persien; auf diese folgen die Provinz Astrachan, die Krim und Ukräne. Alle diese Gegenden senden neben den schwarzen auch schöne graue. Der Handel mit diesen Gattungen findet sich in Rußland in den Händen der Tataren, welche sie trefflich zuzurichten wissen. Die Astrachaner haben ziemlich langes glänzend schwarzes Haar; bei den übrigen bildet dasselbe meistens feine Ringelchen, manchmal von außerordentlicher Zartheit. Die Kräuselung ist mehr oder weniger ein Werk der Kunst, indem die Kirgisen, Kalmücken und Tataren die neugeborenen Lämmer sogleich in grobe Leinwand einnähen, diese täglich mehrmals mit warmem Wasser netzen und mit den Händen darauf in gewissen Richtungen herumstreichen. Nachdem diese Behandlung vier Wochen fortgesetzt worden, untersucht man das Tier und fährt, wenn die Kräuselung noch nicht genügend erfolgt sein sollte, in dieser Art weiter fort. Außerdem sollen aber auch (in der Ukräne) Lämmer aus dem Muttertier geschnitten oder auch gleich nach der Geburt geschlachtet werden, wo sie dann nur einen ganz feinen Flaum haben. Wie weit es mit diesen „ungeborenen“ Lämmern seine Richtigkeit hat, muß dahingestellt bleiben. Die feinsten aus Rußland kommenden Lammfelle führen bei uns den Namen „Persianer“, in Rußland selbst nennt man sie Karakul. Unter dem letztern Namen (Karakul) versteht man aber in Deutschland die kleineren gewöhnlichen tatarischen Lammfellchen, auch Treibel genannt. Die ordinären russischen Lammfelle, gleichviel welcher Gegend, werden als Schmaschen bezeichnet. Krimmer, Ukräner leiten ihren Namen von ihrem Ursprungslande ab. Die kostbarsten Stücke bleiben meistens für den Konsum reicher Russen. Feine persische Lammfelle gelten in Leipzig 10 bis 20 Mk., Astrachaner und Krimmer 2-9 Mk. per Stück. -

Die gewöhnliche Ware, mehr oder weniger schön und nutzbar und wohlfeil genug, daß auch weniger bemittelte Leute sich einen warmen Pelz beschaffen können, kommt aus Ungarn, der Türkei, viel besonders aus Italien, dann aus Südfrankreich, Holland, Island, Seeland und Norddeutschland. Die Tiere dieser Länder fallen meistens weiß und vieles davon wird gefärbt. Lombardische und römische sind zum Teil naturschwarz. Italien hat deshalb viel Felle abzugeben, weil dort das Schaf nicht als Wolltier, sondern des Fleisches halber gezüchtet und jung verspeist wird. Die Benennung Schmaschen hat sich im Verkehr auf Felle ganz junger Lämmer jedweder Herkunft ausgedehnt, und zwar für wollige zu Pelzwerk wie für geschorne zu Glacé- und Weichleder. Es gibt sonach im Handel deutsche, französische, italienische, spanische, Buenos Ayres, selbst Haideschmaschen von den kleinen schwarzen Haidschnucken. -

Auch das erwachsene Schaf ist bekanntlich ein Pelztier und dient Millionen von Land- und andern kleinen Leuten zur Bekleidung, in Rußland, Polen sogar für Winter und Sommer. Doch werden auch Schaffelle einer höhern Verfeinerung zugeführt. Dies geschieht namentlich in England, wo die Felle der großen Schafe von Wales mit der Wolle gegerbt und in brillanten Anilin- und andern Farben gefärbt werden und so als Fußdecken dienen, die nach Größe und Schönheit 15-30 Mk. kosten. Ganz rein weiße Felle werden auch in Streifen geschnitten und zu Boas verarbeitet. - L., rohe sowie halb- und ganz gare behaarte, zollfrei; weiß gemachte oder gefärbte s. Tarif im Anh. Nr. 28 b. Gefüttertes Pelzwerk daraus Nr. 28 a.

Lapis, der Stein; in kurzer Ausdrucksweise wird darunter bei den Ärzten der L. infernalis, bei Schmuckwaren der L. lazuli verstanden; L. calaminaris, Galmi, s. unter Zink; L. causticus, Ätzkali, s. unter Kali; L. divinus, s. Heiligenstein; L. haematitis, s. Blutstein; L. infernalis, Höllenstein, s. salpetersaures Silber; L. pumicis, s. Bimstein; ^[richtig: Bimsstein.] L. smiridis, s. Schmirgel.

Lappets sind eine besondere Art broschierte oder figurierte, meistens zwischen erhabenen Streifen durchbrochen gemusterte Musseline, die zwei Rechtsseiten haben und auf einem eigens dazu erfundenen Stuhle gewebt werden. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 2 d 3 bezw. 2 d 5.

Lärchenholz (Lerchenholz); das Holz der Lärche (Larix europaea), es ist im Splinte weiß, sonst rötlich, braunrötlich oder rotgelb, bei alten Stämmen zuweilen dunkel geflammt, sehr harzreich, wenig dem Werfen und nicht dem Wurmfraße unterworfen. Das L. ist ein ausgezeichnetes, sehr dauerhaftes Bauholz für Land- und Wasserbauten, zu Mastbäumen, Eisenbahnschwellen etc., die jungen Stämme benutzt man als Hopfenstangen und Telegraphenstangen. Als