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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Limettöl; Limonöl; Linaloëöl; Lindenbast; Lindenblüten; Lindenholz; Linon

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Limettöl - Linon

sonders rot mit Kochenilletinktur, grün mit Gemischen aus Safran- und Indigtinktur, oder auch mit den entsprechenden Anilinfarben. Man hat die L. von vielerlei Graden des Alkoholgehalts, der zwischen 30 und 50 schwankt; je süßer sie sind, desto alkoholärmer und umgekehrt. Die am stärksten versüßten und darum dickflüssigen L. mit den feinsten Würzstoffen heißen Crêmes oder Huiles (Vanille-Crême, huile de rose), dann kommen die Doppelliköre und dann die einfachen oder Aquavite. Starke, mit süßen Obstsäften versetzte L. heißen Ratafia (Kirsch-, Quittenratafia). Likörweine heißen die an natürlichem Zuckergehalt reichen dickflüssigen Weine Spaniens und andrer südlicher Länder. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 25 b, Likörweine Nr. 25 e 1 oder 2.

Limettöl (oleum limettae, essence de limette); das ätherische Öl der Fruchtschalen der Limetten, der kleinen, fast kugelförmigen Früchte einer aus Ostindien stammenden, jetzt in Italien angebauten Abart des Zitronenbaumes, Citrus Limetta (Risso), mit ungeflügelten oder nur schmal geflügelten Blattstielen und kleinen weißen Blüten. Dieses Öl besitzt einen, dem Zitronenöl ähnlichen, feinen Geruch und bei 15° C. ein spezif. Gewicht von 0,905; es ist dünnflüssig, hellgelb und wird zu Parfümeriezwecken verwendet. Im Kleinhandel erhält man es selten echt, gewöhnlich wird Zitronenöl dafür gegeben. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Limonöl (Limonenöl, oleum limonum); das ätherische Öl der Fruchtschalen der Limonen, der den Zitronen sehr ähnlichen Früchte von Citrus Limonum (Risso), die in der Gegend von Messina in großer Menge angebaut werden; diese Früchte sind kleiner und länglicher als die Zitronen und ihre Schale ärmer an Öl, als die der letzteren. Das Öl riecht dem Zitronen- und Limettöl ähnlich und wird für Parfümeriezwecke verwendet. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Linaloëöl (Lignaloëöl); ein angenehm, dem Geraniumöl ähnlich riechendes ätherisches Öl, welches in der Parfümerie benutzt wird und in den Fabriken ätherischer Öle aus einem von Mexiko importierten, sehr stark riechenden Holze noch unbekannter Abstammung durch Destillation mit Wasserdampf dargestellt wird. Dieses Öl ist farblos, dickflüssig, von 0,8702 spez. Gewicht bei 18° C., in Alkohol löslich. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Lindenbast. Die Lindenarten sind die vorzugsweisen Bastbäume; den besten Bast geben 20-30jährige Stämme. Eine wirkliche Handelsware sind die aus demselben geflochtenen Matten, welche hauptsächlich von Rußland beständig in sehr großer Menge (jährlich für mehr als 1 Million Rubel) geliefert werden und zum Verpacken von Kaufmannsgütern besonders gesucht sind; man fertigt aber auch Körbe und Decken aus diesem Baste. Derselbe wird in der Saftzeit beschält und ähnlich wie Flachs behandelt. - Zoll: Lindenbast ist zollfrei; ordinäre Matten, Körbe u. dgl. gem. Tarif im Anh. Nr. 35 a, feinere Nr. 35 c; Hüte Nr. 35 d.

Lindenblüten (flores tiliae). Die duftigen Blüten unsrer Linden sind getrocknet, aber dann fast geruchlos, ein Artikel im großen und kleinen Kräuterhandel wie in Apotheken. Sie werden als ein gelinder schweißtreibender Thee häufig benutzt. Man sammelt die Blütenstände teils mit, teils ohne die Bracteen (sine bracteis), das sind die mit dem gemeinsamen Blütenstiel bis zur Hälfte verwachsenen, hellgelblichgrünen, saftarmen Deckblätter. Um das Aroma der Blüten abzuscheiden, das in einem kleinen Gehalt an ätherischem Öl besteht, destilliert man die L. im frischen Zustande mit Wasser, welches das wenige Öl aufnimmt und so das Lindenblütenwasser (aqua Tiliae) der Apotheken, darstellt. Durch mehrfache Destillation desselben Wassers über erneute Portionen von Blüten gelangt man dahin, daß sich beim Stehen des Destillats Öltröpfchen auf der Oberfläche sammeln. Das Öl wird abgesondert, indem man das Wasser mit Kochsalz sättigt und mit Äther schüttelt. Letzterer nimmt das Öl auf und läßt es beim Verdunsten rein zurück. Es findet sich jedoch im Handel nicht. - Zollfrei.

Lindenholz (frz. bois de tiliere; engl. linden-wood); das Holz der verschiednen Arten von Lindenbäumen; am häufigsten kommt bei uns das der kleinblättrigen oder Winterlinde, Tilia parvifolia (Ehrh.) vor, welche über ganz Europa verbreitet ist und namentlich in Rußland, sowie auch im gemäßigten Asien große Wälder bildet; während die großblättrige oder Sommerlinde (Tilia grandifolia) einen viel beschränkteren Verbreitungsbezirk hat und hauptsächlich in Süddeutschland und Österreich angetroffen wird. Das L. ist weiß, etwas ins Graue und Rötliche spielend, sehr weich und leicht, dabei doch auch zähe, dicht und von sehr gleichmäßigem Gefüge, mit wenig hervortretenden Jahresringen; es spaltet leicht, aber nicht eben; es läßt sich ferner nach verschiednen Richtungen hin leicht bearbeiten ohne auszubröckeln, eignet sich daher vorzüglich zu Bildhauerarbeiten in Holz. Es nimmt eine schöne Politur an, aber schwer, und steht im Trocknen sehr gut, in Berührung mit viel Feuchtigkeit geht es aber bald zu Grunde. Man benutzt es auch zu Zeichenbrettern, als Modellierholz; von Instrumentenmachern, Drechslern und Tischlern ist es gesucht. Das Holz der Winterlinde ist etwas dunkler, zäher und härter, als das der Sommerlinde. Die aus L. bereitete Holzkohle ist als Zahnpulver sehr beliebt. Das L. ist dem Wurmfraß sehr ausgesetzt. Das Holz andrer Lindenarten, wie z. B. das von Tilia alba, T. argentea, T. americana, kommt bei uns selten in den Handel. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 13 c.

Linon (frz. linon; engl. lawn); Schleierleinwand, ist ein seines weißes, leichtes und locker gewebtes Leinenzeug, welches die Mitte zwischen Batist und Schleier hält und auch mitunter Batist-Linon genannt wird. Man fabriziert es gleich den Batisten in Frankreich, Belgien, Bielefeld, Böhmen und Schlesien. Bei der bestehenden Nachahmung der meisten Leinenstoffe in Baumwolle gibt es natürlich auch baumwollene Linon und Batistlinon. Solche Stoffe werden sowohl glatt als gestreift, gegittert, geblümt etc. in England, der Schweiz, Deutschland, besonders im