Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Maizena; Majolika

334

Mais - Majolika

bezw. weißem Mehl sind die gangbarsten, weil das weiße Mehl zur Mischung mit dem teuerern Weizenmehl von den Bäckern gern gekauft wird. Unter den vielen Arten sind die meisten ohne Bedeutung für die große Kultur; ein allgemein angewendetes System der Einteilung gibt es noch nicht. Man gruppiert nach Größe: Riesen-, Mittel-, Zwergmais, nach Farbe, Zahl und Anordnung der Körner: weißen, gelben M., groß-, kleinkörnig, zehnreihiger etc., Cinquantino, hundertfältig etc., nach Heimat: badischer, steiririscher, ungarischer etc., nach Gestalt der Körner: Pferdezahnmais (am gebräuchlichsten), Perlmais, Hühnermais. Die bekanntesten Sorten in Deutschland sind: Spelzmais, Spitzmais, Zuckermais, Pferdezahnmais - klein- und großkörnig - Zwerg-, Perl- und chinesischer M., Cinquantino oder Fünfmonatmais, Pignoletto, badischer, Oberländer, kroatischer, pfälzer, mailänder etc.

Der M. gehört zu den Gräsern, ist zweiblütig und hat viele, lange und breite Blätter; die weiblichen Blüten bilden die Maiskolben, in welchen die Körner in mehr oder weniger großer Zahl innerhalb der 6-20 Reihen, dichtgedrängt um die Spindel, stehen und welche nach außen mit einer großen Zahl von Deckblättern umschlossen sind. Die Körner sind verschieden groß, gelb, weiß, rot, orange, braun, schwarzbraun, violett, grünlich, streifig oder gleichförmig gefärbt, 90 bis 220 mm stark und 3-4 Jahre lang keimkräftig. Die männlichen Blüten bilden die Rispe, Fahne, über den Kolben stehend, welche nach der Befruchtung zum Verfüttern abgeschnitten werden kann. Die Kolben müssen künstlich getrocknet werden; das Enthülsen geschieht auf besondern Maschinen, die Deckblätter bilden Polstermaterial und Papierfaserstoff, die enthülsten Kolben guten Brennstoff, die Nebentriebe Futter, die reifen Stengel werden geschnitten und in Salz wie Sauerkraut eingemacht zu Winterfutter. Als Grünpflanze wird das Ganze, zerschnitten, am besten mit Luzerne, verfüttert; M. allein ist zu reich an Zucker und sonstigen Kohlenhydraten und zu arm an Stickstoff. Mit unreifen Kolben, geschnitten zu Häcksel, füttert man die Pferde; jeder Teil der Pflanze findet Verwertung.

Die Höhe schwankt von ½ bis zu 5 m und mehr. Die Arten zwischen 1½ und 3 m sind in Deutschland beliebt, die von 1-½ m die besten zur Samenreife, 1 kg Samen soll 2000 bis 8000 Körner enthalten, je nach Größe. Der M. verlangt warmen, lockeren Boden, viel Dünger, große Wärme und Feuchtigkeit bis zur handhohen Entwicklung; von da ab gedeiht er auch bei Trockenheit. Frost, Nässe und nasse Kälte verträgt er nicht. Man gebraucht als Saatgut 75-100 kg der großen, 59-78 kg der kleinen Sorten und zu Futtermais entsprechend mehr. Von Krankheiten leidet der M. durch Brand (Beulenbrand), Mutterkorn und Unkraut; Feinde aus der Tierwelt hat er viele; Raupen der Gamma und andrer Eulen, Engerlinge, Saatschnellkäferlarven, Hirsenrüßlerraupe, Wanderheuschrecke, Heupferd, Kornmotte, Getreiderüßler etc.; Amseln, Krähen, Hamster, Mäuse etc. -

Man erntet im Heimatlande über hundertfach, in Europa 38-100 hl Kolben, mit im Durchschnitt 20-70 hl Körnern, 30 hl à 65-72,8 kg, im günstigen Falle bis 100 hl, von Stroh 2,5-6,3 t, im besten Falle bis 258 hl Körner, als Grünfutter bis 600 m. Ztr. Der M. ist leicht zu erkennen und zu beurteilen; das Saatgut wird von Handelsgärtnern geliefert oder direkt bezogen. Haupthandelsplätze in Deutschland sind Stuttgart, Mannheim, Mainz, Erfurt, Köln; maßgebend ist Pest und Wien. Vgl. Getreide und Mehl. - Zoll: gem. Tarif Nr. 9 b. Als Kaffeesurrogat (gebrannt) Nr. 25 m 1. Maismehl Nr. 25 q 2; Kraftmehl Nr. 25 q 1; Maisbranntwein Nr. 25 b.

Maizena; unter diesem Namen wird jetzt aus Mais bereitetes Stärkemehl hauptsächlich von Nordamerika aus in den Handel gebracht. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 25 q 1.

Majolika ist jene mürbe, in mäßigem Feuer gebrannte Thonware, welche über dem meist eisenhaltigen, daher durch den Brand gelblich oder rötlich werdenden Thon die Malerei auf einer undurchsichtigen weißen Zinnglasur hat. Der Name stammt von der Insel Majorka, wo die Pisaner im 12. Jahrhundert die in die Kirchenwände eingesetzten Schüsselchen (baccioli) sahen und nach Italien mitnahmen. Lucca della Robbia war der erste, der das Metall der Glasur erkannte. Die andern, welche dieselbe Wirkung zu erzielen suchten, pflegten auf den eisenhaltigen Thon eine Auflage von Pfeifenthon, der sich weiß brennt (Engobe) und darüber die Malerei zu geben, welche durch eine durchsichtige Bleiglasur gedeckt wurde. Diese Produkte nannte man Mezza-Majoliken.

Der Geschäftsgeist unserer Zeit, welcher das durch die Neigung des Publikums für den Renaissancestil wiederbelebte Interesse für Majoliken zu benutzen suchte, pflegte nicht nur diese beiden Verfahren, sondern auch manches andre Surrogatverfahren mit dem Ausdrucke Majolika zu bezeichnen, der jetzt fast jegliche leichtgebrannte bunte Thonware in sich begreift. Als bekannteste Gattungen erscheinen die Znaimer Majoliken, welche von Alois Klammerth durch die ganze Welt verbreitet wurden, die Heimberger oder Schweizer Majoliken, die Prof. Keller-Leuzinger zum erstenmale auf der Pariser Weltausstellung vorführte, die italienischen Bauernmajoliken, welche nebst den besseren Produkten von Ginori in Doccia und Castellani in Rom sich am meisten an die alten Majoliken in Technik und Aussehen anlehnten.

Der Handel mit M. war in den letzten acht Jahren ein blühender; auch wurden alle erdenklichen Formen von Gefäßen und Geräten in mannigfaltiger warmer, saftiger Färbung in M. gefertigt. Die Preise variieren je nach der Größe, der Gestalt der Verzierung und der Goldanwendung zwischen 1-1000 Mark. Die Verpackung geschieht in gereinigtem Heu oder Stroh in Kisten oder Holzkörben, bei billigen Waren direkt in den Waggon oder auf das Schiff, feinere Waren werden auch zuvor in Papier oder Seidenpapier gewickelt, kostbarste Proben selbst in Watte und stückweise in Pappschachteln verpackt (s. auch Fayence). - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 38 c 1 und 2.