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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Malz; Manchester; Mandarine; Mandarinen

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Malz - Mandarinen

damit bedeutenden Gewinn machen oder gemacht haben. Der Anbau geschieht aus Samen; die Sämlinge werden um Anfang Juli aus dem Beet ins Feld gesetzt und ergeben im ersten Jahre nichts, weil diese Malve nicht einjährig ist. Sie dauert in gutem Boden 5-6 Jahre, in geringerem nur 3 Jahre aus. Man sammelt nur die Blüten der gefüllt blühenden Varietäten; die Blüten werden täglich bei trocknem Wetter samt den Kelchen und zwar noch vor dem völligen Aufblühen gepflückt, an der Luft getrocknet und in Säcke wie Hopfen verpackt. Es ist aber diese aus dem Orient stammende Pflanze in unsern Feldern doch nicht sicher vor Fährlichkeiten, indem sie mitunter erfriert oder auch die Blüten am Stocke verdorren. In solchen Mißjahren wird dann die Ware sehr teuer und kostet dann der Zentner vielleicht 60 Mk. und mehr, ein andermal etwa halb so viel. Die von den Kelchen befreiten Blüten (flores malvae sine calycibus) sind bedeutend höher im Preise. Die Blüten und Blätter der einheimischen Malven wie die schwarzen Blüten dienen offizinell und im häuslichen Gebrauch als schleimiges und etwas zusammenziehendes Mittel zu Gurgelwasser, erweichenden Umschlägen, unter Brustthee u. dgl. In Kräuterläden werden als „Malvenblüten“ gewöhnlich die schwarzen geführt. - Zoll: Malvenblätter und -blüten sind zollfrei. Absud von Malvenblüten wird, wenn demselben Alkohol beigemischt ist, gem. Tarif Nr. 5 a verzollt, sonst ist derselbe ebenfalls zollfrei.

Malz (lat. maltum; frz. malte oder germée; engl. malt). Mit diesem Namen belegt man bis zu einem bestimmten Entwicklungsgrade gekeimtes und dann wieder getrocknetes Getreide. Am häufigsten wird Gerste dem Malzen unterworfen (Gerstenmalz), seltener andre Getreidearten. Die Bereitung des M. geschah früher nur in Brauereien und Brennereien; jetzt ist die Gerstenmalzfabrikation ein besondrer Industriezweig geworden und bildet M. einen bedeutenden Handelsartikel, der von vielen Brauereien, die die Malzerei aufgegeben haben, oder deren eigne Fabrikation nicht mehr hinreicht, aufgekauft wird. Man verlangt von einem guten M., daß die Körner voll, rund, glatt und dünnschalig sind und daß sie einen angenehmen aromatischen Geruch und Geschmack besitzen. Die Keimung wird nur so weit fortgesetzt, bis die Würzelchen die 1½ fache Länge der Körner erreicht haben; der Blattkeim darf nicht zum Vorschein kommen (man vgl. ferner Bier). Je nach der beim Darren angewendeten Hitze hat man helleres oder dunkleres Darrmalz. Nur an der Luft getrocknetes M. wird Luftmalz genannt. Das M. dient außerdem noch zur Bereitung verschiedner diätetischer Nahrungs-, resp. Heilmittel, namentlich: Malzbonbons (Malzzucker) gegen Halsleiden. Häufig enthält dieser Zucker gar kein M. Malzextrakt ist eigentlich jede konzentrierte Bierwürze. Die gewöhnlich so genannten Getränke sind indes Biere, welche nur teilweise vergoren sind, sodaß sie neben Alkohol noch viel Zucker und Gummi enthalten. Das als Geheimmittel viel offerierte Hoff'sche Extrakt soll nach den Berliner Industrieblättern aus gewöhnlichem Braunbier mit 6% Kartoffelstärkesirup und 2% Zuckerkouleur bestehen. Es gibt neben flüssigen Extrakten auch solche von Sirups- oder Honigkonsistenz, die jedoch nicht haltbar, weil sie dem Sauerwerden unterworfen sind. Ein beliebtes trocknes, sehr haltbares Extrakt wurde zuerst von dem Hause Gehe und Co. in Dresden in den Handel gebracht als ein lockeres, durch Eindampfen im Vakuum erhaltenes Pulver, und zwar lichtgelb von Luftmalz, wie dunkler von Darrmalz. Dasselbe ist zur Erhaltung der Trockenheit unter gutem Verschluß aufzubewahren. Malzmehl ist dasjenige, was sich von geschrotenem Gerstenluftmalz absieben läßt; es dient zur Bereitung von Liebig's Kindersuppe. Malzsirup hat die Verwendung und auch die Bestandteile der Malzbonbons, nämlich Würze von Gerstenluftmalz und Zucker, die zusammen nur bis zur Sirupsdicke eingekocht sind. - Zoll: M. s. Tarif im Anh. Nr. 9 c; gebranntes M., als Kaffeesurrogat, Nr. 25 m 1; Malzzuckersirup und mit Zucker versetztes Extrakt Nr. 25 p 1; gegornes Extrakt ohne Zuckerzusatz Nr. 25 a; ungegornes Extrakt, sowie trocknes Malzextraktpulver Nr. 5 i.

Manchester (frz. manchester, velours color; engl. furtion) heißen samtartige Zeuge aus Baumwollgarn, welche als Nachahmungen des eigentlichen seidnen Samts (s. d.) wie dieser glatt und als Köper gewebt und weiter behandelt sind. Sie haben ihren Namen von der englischen Stadt Manchester, wo sie zuerst gemacht wurden und wo noch jetzt, in Stadt und Umgegend, der Hauptsitz der Fabrikation ist. In England heißen derartige Stoffe Velvets, Velverets und Velveteens, Namen, die auch bei uns gangbar geworden sind und die alte Benennung etwas verdrängt haben. Samtmanchester heißen die schwersten und feinsten Stoffe, welche den echten Samt am besten nachahmen. Die gangbarste Farbe ist schwarz, doch gibt es auch anders gefärbte und bedruckte. Ungerissene Gewebe dieser Art, bei denen die Schlingen des Polfadens nicht aufgeschnitten sind und die also keine haarige Oberfläche haben, bilden eine andre Gattung und heißen Satin, Satinet etc. Die unechten Samte werden jetzt in Frankreich und Deutschland ebenfalls fabriziert, hier namentlich zu Seifhennersdorf, Deuben und Chemnitz in Sachsen, in mehreren Ortschaften Böhmens, in Berlin und Elberfeld, zu Kornthal und Elbingen in Württemberg. - Verzollung: M., gerissen gem. Tarif 2 d 3; ungerissen 2 d 1-3.

Mandarine; ein neuer roter Teerfarbstoff zum Färben von Seide und Wolle, soll aus dem Äthyläther des Tetrajodfluoresceïns bestehen. - Zollfrei.

Mandarinen werden im Handel die Früchte von Citrus myrtifolia und C. chinensis genannt; es sind kleine Pommeranzen, die einen sehr lieblichen, süßen Geschmack haben, aber selten in den deutschen Handel kommen. Der Baum wächst in Sizilien, Kalabrien, Malta, Algier und China. Mandarinöl ist das aus den Fruchtschalen jener Früchte gewonnene ätherische Öl; es riecht dem Zitronenöl ähnlich. - Zoll: M. gem. Tarif im Anh. Nr. 25 h 1; Öl Nr. 5 a.